Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
2597 - Hyperkaelte

2597 - Hyperkaelte

Titel: 2597 - Hyperkaelte
Autoren: Christian Montillon
Vom Netzwerk:
Ich bin ...
     
    Ich bin Tama Yokida, ein Telekinet.
    Einer der Altmutanten, die ES wieder freigegeben und denen die Superintelligenz einen neuen, pseudomateriellen Körper geliehen hat.
    Freigegeben.
    Es hört sich gut an, aber es geht am Kern der Sache vorbei. Es klingt, als ob wir zuvor gefangen gewesen wären. Vielleicht trifft das sogar zu. Aber wenn, sind wir nicht deshalb wieder frei, um eigene Entscheidungen zu treffen. Sondern nur, weil wir Soldaten sind.
    Das ist meine eigentliche Bestimmung, so wie ich sie verstehe. Ein Soldat in einem verzweifelten Krieg, dessen wahre Bedeutung niemand von uns kennt. ES hat sie uns nicht mitgeteilt. Die Superintelligenz schweigt, wenn es um solche Hintergründe geht.
    Ich fragte mich, ob wir es wussten, solange wir noch Teil von ihr waren. Ob wir sozusagen im Vorfeld unsere Zustimmung dazu erteilt haben, an die Front geschickt zu werden. Ich kann mich nicht erinnern, und deshalb weiß ich nicht, ob ich vertrauen soll ... oder hassen.
    Aber trotz allem weiß ich ... ich fühle es, und mehr als das ... ich weiß mit Sicherheit, dass es um weit mehr geht als um die Frequenz-Monarchie, um das PolyportNetz, um Tod oder Leben der Superintelligenz. Etwas liegt vor unser aller Augen verborgen, das wohl nur ES selbst verstehen kann.
    Ein ... Ziel.
    Und dennoch bin ich mir nicht sicher, ob ich vertrauen soll ... oder hassen. Ein Zwiespalt, den ich nicht nach draußen trage, denn das ist nicht meine Art. In gewisser Weise beruhigt es mich, dass ich in dieser Hinsicht ich selbst geblieben bin.
    Ich wurde in einer gebildeten, reichen japanischen Familie geboren. Vor einer schieren Ewigkeit, im 20. Jahrhundert der alten Zeitrechnung. Meine Parafähigkeiten verdanke ich wohl dem Abwurf von Atombomben in einem entsetzlichen Krieg. Wenn man in diesem Zusammenhang von Dank sprechen kann. Es klingt wohl nicht nur für mich wie purer, bösartiger Hohn.
    Ohne Parafähigkeit wäre ich nur ein ganz normaler Mensch gewesen. Eine Vorstellung, die mich hin und wieder entsetzte im Verlauf meines langen Lebens, und die mir zu anderen Zeiten vorkam wie das Paradies auf Erden.
    Einfach nur ein Mensch zu sein.
    Gewiss, ich wäre seit Jahrhunderten tot, niemand mehr würde an mich denken, und schon gar nicht wäre ich nun im Auftrag einer Superintelligenz unterwegs, die am Rand des Todes steht. Oder die bereits so weit gestorben ist, dass es kein Zurück mehr gibt.
    Aber ich hätte ein normales Leben leben können. Eine Frau finden und Kinder zeugen. Ich hätte lachen und weinen, krank werden und genesen, Hilfe empfangen und selbst helfen können.
    Doch stattdessen war ich so lange ein Teil von ES, dass ich immer noch mit der Superintelligenz verbunden bin. Ich fühle bis zu einem gewissen Maß, was sie fühlt: den Schmerz, die Schwäche, die Hyperkälte, die sie von innen und außen auffrisst und ihre Energie erstarren lässt. Es ist der Tod, der grinsend durch dieses Geisteswesen kriecht, mit gewetzten Messern, und Stück für Stück aus ihm herausschneidet.
    Warum ich darüber nachdenke?
    Ganz einfach. Ich fürchte, dass der Zustand der Superintelligenz ES so fatal ist, dass sie nie wieder davon genesen kann.
    Nie wieder.
    Ich bin Tama Yokida, Altmutant und Soldat von ES. Einer von vielen, die an vielen Orten und auf viele Arten für sie kämpfen, obwohl die Schlacht längst verloren ist. Atlan und Gucky sind verschwunden, wir Altmutanten sind in TZA'HANATH geblieben, weil wir noch etwas zu erledigen haben ...

1.
    Betty Toufry
     
    Die Welt brach zusammen. Die Wände der Silberkugel kippten auf sie zu, das Universum bog sich in sich selbst zurück.
    »Nein!«, sagte sie, während sie zermalmt wurde. Und noch einmal, als das Leben aus ihr wich: »Nein!«
    Natürlich war die Silberkugel nach wie vor stabil.
    Natürlich kollabierte das Universum nicht.
    Obwohl es nahe daran war.
    Dasselbe Lied, andere Strophe, dachte Betty Toufry.
    Wieder einmal ging es dem Ende entgegen. Schon oft - ungezählte Male, um ehrlich zu sein - hatte es übel ausgesehen für sie ... aber mindestens einmal war es wirklich übel gewesen. An dem Tag, als ihr körperliches Dasein beendet worden war. Am Ende der schrecklichen Zeit, die mit der First-Genesis-Krise begann und in der Second-Genesis-Krise ihren Höhepunkt erreichte. Die Zeit des Wahnsinns, die am 9. März 2909 auf Ragulot im ersten körperlichen Tod endete ...
    Später folgte dann der Exodus der Mutanten: im September 3587 alter Zeitrechnung, die noch nach einem
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher