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Der Finger Gottes

Der Finger Gottes

Titel: Der Finger Gottes
Autoren: Andreas Franz
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ringend, physisch und psychisch am Ende.
    »So, Scherer«, stieß er keuchend hervor, »das war’s dann wohl endgültig! Dazu kommt noch tätlicher Angriff auf einen Polizeibeamten. Das ist noch einmal ein halbes Jahr. Ihre Frau wird sich freuen.«
    Sie stand regungslos in der Tür. Kein triumphierendes Flackern in ihren Augen, nicht der Ansatz eines erlösten Lächelns. Das kleine Mädchen hielt sich am Kleidersaum der Mutter fest und lugte von hinten mit einem Auge hervor. Das andere Kind schrie in der Küche.
    Scherer brauchte etwa fünf Minuten, um einigermaßen zu sich zu kommen. »Was wollen Sie eigentlich?« stöhnte er.
    »Das wissen Sie genau! Ich sage nur Müllerhof. Klingelt’s jetzt?«
    »Leck mich am Arsch, Scheißbulle!« Scherer spuckte Blut auf den Teppich.
    »Los, Scherer, stehen Sie auf, wir fahren in mein Büro. Ich werde Sie in eine nicht sehr schmucke Zelle stecken und dann den Staatsanwalt anrufen. Auf geht’s!«
    Scherer blieb kurz stehen, Brackmann riß seine Arme nach hinten, legte ihm Handschellen an. Scherer warf seiner Frau einen bösen, verächtlichen Blick zu. »Was stehst du da und glotzt?! Sieh lieber zu, daß du verschwindest, verfluchte Schlampe!«
    Brackmann gab ihm einen kräftigen Stoß, Scherer stolperte, wäre beinahe hingefallen. Alles, was Brackmann jetzt noch brauchte, war die Aussage von Frau Scherer, daß sie von ihrem Mann regelmäßig verprügelt wurde. Dazu ein ärztliches Attest von Dr. Reuter, und Scherer würde für eine ganze Weile hinter Gittern verschwinden. Den süßenDuft der Freiheit würde Scherer so bald nicht mehr atmen.
    »Sie wissen, Sie haben sich mit den Hundekämpfen strafbar gemacht! Und Sie haben Ihre Frau mißhandelt. Richter reagieren im allgemeinen sehr allergisch auf so was.«
    »Leck mich am Arsch!«
    Schmidt war im Büro und sah erschrocken auf, als Brackmann Scherer unsanft durch die Tür stieß.
    »Was ist mit dem?« fragte Schmidt.
    »Fragen Sie nicht soviel, schließen Sie lieber die Zelle auf!«
    »Was hat er ausgefressen?«
    »Mißhandlung seiner Frau, Durchführung von Hundekämpfen, Beleidigung und tätlicher Angriff auf einen Polizisten. Rufen Sie den Staatsanwalt an, ich will morgen noch mit ihm sprechen.«
     
    Brackmann erfuhr von Scherer nichts über den Hundekampf in der Tornadonacht. Aus seinem Mund quoll statt dessen ein nicht endender Schwall erbärmlicher Flüche. Dafür erzählte Reuter ein wenig über den Kampf.
    »Ein Bekannter von mir war draußen auf dem Müllerhof. Der Name tut nichts zur Sache, wenn Sie verstehen?!«
    Brackmann schüttelte den Kopf. »Nein, ich verstehe nicht. Erzählen Sie trotzdem.«
    »Trinken wir etwas?«
    »Gerne.«
    Reuter schenkte zwei Gläser halbvoll mit Scotch und gab Eis hinzu. Er reichte ein Glas Brackmann.
    »Mein Bekannter war übrigens nicht aktiv beteiligt. Er sagte, das Spektakel habe so gegen zehn begonnen. Er schätzt, es müssen etwa hundertfünfzig Teilnehmer und Zuschauer dabeigewesen sein. Beim vorletzten Kampf ist dann die Scheune über den Leuten zusammengekracht. Es ist irgendwie ein Wunder, daß nicht alle umgekommensind. Mehr als die Hälfte der Anwesenden scheint zwar in Panik geraten zu sein, aber sie sind relativ unbeschadet davongekommen . . .«
    »Gut, daß Ihr Freund nicht aktiv beteiligt war. Ich brauche nämlich unbedingt jemanden, der gegen Scherer aussagt. Ich garantiere auch, Ihrem Freund wird nichts geschehen. Ich brauche nur seine Aussage, damit Scherer endlich hinter Gitter kommt; ich warte schon lange darauf, diesem Kerl etwas nachweisen zu können.«
    Reuter schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht, daß der Mann sich dazu bereit erklären wird. Erstens hat er einen guten Ruf zu verlieren, und zweitens, wer sagt schon gegen Scherer aus? Irgendwann kommt er wieder raus und macht den fertig, der ihn verpfiffen hat. Nein, ich will Ihnen da keine Hoffnungen machen. Und gleich noch ein Dämpfer: Richter Zeiher war auch da. Und Sie wissen, er hat die Wahl zwischen fünftausend Mark Strafe für Scherer oder einem Jahr Gefängnis. Da Scherer den Richter aber kennt . . . Er wird nicht einmal die Anklage von Scherers Ehefrau ernst nehmen. Tut mir leid für Sie, aber so liegen nun mal die Dinge.«
    Brackmann trank aus und stellte das Glas auf den Tisch. »Ich werde trotzdem mit dem Richter sprechen. Es muß eine Möglichkeit geben, Scherer hinter Gitter zu bringen. Übrigens, hat seine Frau sich schon bei Ihnen wegen einer Untersuchung gemeldet?«
    »Nein, bis jetzt
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