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Der Finger Gottes

Der Finger Gottes

Titel: Der Finger Gottes
Autoren: Andreas Franz
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nicht.«
    »Dann tun Sie mir einen Gefallen, fahren Sie zu ihr. Wir brauchen ihre Aussage.«
    »Gut, aber Sie wird es nicht zulassen. Sie ist leider so.«
    Brackmann verließ Reuters Haus, verfolgt von den Blicken des Doktors, der jetzt auch sein Glas leerte. Reuter schüttelte nur den Kopf.
    Am folgenden Tag suchte Brackmann Engler auf.
    »Ja?« wurde er kühl begrüßt.
    »Ich wollte nur noch einmal kurz mit Ihnen sprechen . . .«
    »Tut mit leid, ich habe heute keine Zeit«, sagte Engler abweisend.
    »Nur fünf Minuten.«
    »Nein, heute nicht. Kommen Sie ein andermal wieder. Wenn Sie mich bitte entschuldigen wollen . . .«
    »Aber –«
    »Auf Wiedersehen. Ein andermal vielleicht wieder.« Engler war in seinem Büro verschwunden, er hatte die Tür hinter sich geschlossen.
    Brackmann stand einen Augenblick unschlüssig in der Kirchenhalle. Engler hatte sich benommen, als fürchtete er Brackmann wie die Pest. Brackmann dachte nach, aber er fand keine Begründung für dieses seltsame Verhalten.
     
    Brackmann wollte noch drei Tage Dienst tun, bevor er in Urlaub fuhr. Er lag bereits im Bett, schlief aber noch nicht, als es klingelte. Er stand auf, schaute aus dem Fenster; die Straße war leer. Gerade als er sich wieder hinlegen wollte, klopfte es an die Tür.
    »Wer ist da?« fragte er und stand wieder auf.
    »Machen Sie bitte auf, ich muß mit Ihnen sprechen.«
    »Sagen Sie mir erst, wer Sie sind, dann –« Zu mehr kam er nicht, die Tür wurde mit lautem Knall einfach aufgetreten, knallte gegen Brackmanns rechte Schulter, er ging zu Boden. Drei Männer standen über ihm, einer von ihnen zielte mit einer 38er direkt auf seinen Kopf.
    »Wo ist die Kopie des Briefes?« zischte der mit der Pistole.
    »Was für eine Kopie?«
    »Brackmann, wir machen diese Wohnung zu einem Müllplatz und Sie zu einem Bestandteil davon, wenn Sie nicht sofort damit rausrücken! Also, wir warten!«
    »In der obersten Schublade des Schrankes.«
    »Gut! Und jetzt, Brackmann, sage ich Ihnen eines – wenn Sie an Ihrem Leben hängen sollten, was ich vermute, versuchen Sie nie wieder ein solches Spiel mit den Vandenbergs! Normalerweise räumen sie Hindernisse einfach aus dem Weg. Lassen Sie sich das ein für allemal gesagt sein!«
    Einer der Männer schlug Brackmann daraufhin die Faust mit aller Gewalt zweimal in die Nieren, der andere ließ die Pistole gegen seine Schläfe krachen, der dritte trat gegen seine Brust und seinen Rücken. Erst als Brackmann sich nicht mehr rührte, gingen die Männer wieder.

EPILOG

Waldstein, ein Jahr später
    Die Stadt war zum größten Teil wiederaufgebaut, lediglich zwei Grundstücke blieben verwaist, und es gab auch niemanden, der sich dafür interessierte.
    Esther Pickard blieb gelähmt. Sie wurde dreimal operiert, es nützte nichts, sie würde für den Rest ihres Lebens an den Rollstuhl gefesselt sein. Aber Esther begann schneller als erwartet, sich mit ihrer neuen Situation abzufinden, und es dauerte nicht lange, da glich sie schon wieder der Frau, die sie vor dem Unfall gewesen war, und wenn auch körperlich behindert, so war sie doch stets über den allerneuesten Klatsch informiert, den sie in Windeseile zu verbreiten wußte. Der glühende Funke, der die Liebe zwischen ihr und Georg für einen kurzen Moment hatte auflodern lassen, war fast wieder erloschen, glomm kaum merklich vor sich hin. Bernd und Dieter fuhren weiterhin einmal im Monat nach Nürnberg, um Einkäufe fürs Geschäft zu tätigen und . . ., denn schließlich gab es keine »anständigen« Mädchen in Waldstein, und es gab auch keinerlei Aussicht, daß sich daran je etwas ändern würde. Und bei manchen dieser Ausflüge nahmen sie jetzt auch ihren Vater mit.
    Die Merkels und die Oberts, deren Freundschaft auf des Messers Schneide gestanden hatte, hatten das Kriegsbeil tief vergraben. Andy und Caroline hatten geheiratet und den Segen von Pfarrer Engler erhalten, und das Baby, ein Mädchen mit roten Locken, lebte in einem geordneten Zuhause; die Großeltern kümmerten sich rührend um sie.
    Phillips war erneut zum Bürgermeister gewählt worden, dieBürger hatten sich mit überwältigender Mehrheit für ihn entschieden. Frau Phillips war die strahlende, liebevolle Ehefrau an seiner Seite, eine Frau, die für jede Sorge ein offenes Ohr hatte, die half, wo immer sie gebraucht wurde. Und ihre Güte und Herzlichkeit wären vollkommen gewesen, wäre da nicht dieser tragische Tod ihres Sohnes Nathanael, den Frau Phillips in der Öffentlichkeit als
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