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Der Finger Gottes

Der Finger Gottes

Titel: Der Finger Gottes
Autoren: Andreas Franz
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standen noch dabei. Kleine Bagger schütteten die Gräber zu, Holzkreuze mit den Namen der Verstorbenen wurden auf einem jeden errichtet. Und bevor die Sonne in den Horizont eintauchte, war die Arbeit beendet.
    Nachdem die meisten Menschen die Kirche und den Friedhof verlassen hatten, begab sich Engler ins Haus, begleitet von Martin Vandenberg und zwei seiner Leibwächter.

Kapitel 45
    Die Nachricht lag um neunzehn Uhr auf dem Schreibtisch. Scherer war wieder zu Hause. Auch wenn ihm der Sinn nicht nach Streit stand, setzte Brackmann sich dennoch in den Streifenwagen und fuhr hin. Er mußte zweimal klingeln, bevor ihm geöffnet wurde. Siehatte geschwollene Lippen und ein geschwollenes Auge, geronnenes Blut klebte an den Nasenöffnungen, sie war kaum fähig, zu sprechen. Das Haar war blutverkrustet und büschelweise ausgerissen, und obwohl Brackmann es nicht sehen konnte, so wußte er doch, daß unter ihrem sackartigen Kleid weitere schwere Verletzungen sein mußten. Im Hintergrund schrie ein Kind, das kleine Mädchen saß zitternd auf dem untersten Treppenabsatz.
    »Was machst du an der Tür?« brüllte Scherer. »Komm gefälligst rein und mach die Tür zu!«
    »Kommen Sie bitte ein andermal wieder, bitte!« flehte sie leise. »Es ist nicht wegen mir, aber die Kinder . . .!«
    »Nein, Frau Scherer, diesmal ist es zuviel. Tut mir leid, er hat das Faß zum Überlaufen gebracht. Er wird bezahlen!« Er schob die kleine, zierliche Frau einfach mit einer Handbewegung zur Seite und betrat das Wohnzimmer, das einem Schlachtfeld glich. Ein Sessel war umgestürzt, Zeitungen und Papier lagen auf dem Boden, vereinzelte Blutspritzer. Scherer, dieser muskelbepackte Hüne, hockte in Unterhemd und Trainingshose, eine Flasche Bier in der Hand, dumpf vor sich hinbrütend auf der Couch und sah erst auf, als Brackmann vor ihm stand.
    »Verschwinden Sie, Sie gottverdammtes Arschloch, sonst schmeiße ich Sie raus!« In seinen Augen loderte das Feuer der Hölle, er ballte die Fäuste, an den Knöcheln waren blutige Einrisse.
    »Was haben Sie mit Ihrer Frau gemacht?« fragte Brackmann gefährlich leise; die Arme ließ er entspannt herunterhängen.
    Scherers Kiefer mahlten aufeinander, dann grinste er plötzlich dreckig. »Fragen Sie sie doch selbst! Sie ist gestolpert und die Treppe runtergeflogen! Sie ist nun mal eine etwas tolpatschige Person. Stimmt’s nicht, Liebling? Wo steckst du denn?! Komm gefälligst her, wenn ich mit dir rede!«
    Sie stand in der Tür. Sein Blick schien sie zu hypnotisieren. Sie nickte ängstlich. »Ja, es stimmt, ich –«
    »Na also!« meinte Scherer triumphierend, »da hören Sie es selbst! Meine Frau würde niemals lügen! Und jetzt verpissen Sie sich!«
    »Nein, Ihre Frau würde nicht lügen. Höchstens, wenn sie Angst vor weiteren Schlägen haben müßte! Aber nicht nur das, was Sie Ihrer Frau angetan haben, wird Ihnen zum Verhängnis werden, ich bin noch wegen einer anderen Sache hier. Sie können sich denken, weswegen?«
    »Leck mich am Arsch, Scheißbulle!«
    »Nehmen Sie sich in acht, Scherer! Ich bin nicht zum Spaß hier, und beleidigen lasse ich mich von einem wie Ihnen schon gar nicht! Also, was ist?«
    »Ich hab gesagt, Sie sollen sich verpissen, bevor ich Sie eigenhändig hinausbefördere!« Scherer erhob sich und baute seine Riesengestalt vor Brackmann auf. Er grinste. Brackmann blieb unbeeindruckt.
    »Sie reihen einen Monat an den anderen. Alles Monate, die Sie im Knast verbringen werden. Und ich verspreche Ihnen, ich werde aus den Monaten mindestens ein Jahr machen. Wenn ich Glück habe, sogar noch mehr!«
    Brackmann sah den ansatzlos geführten Schlag nicht kommen. Er traf ihn unvorbereitet und mit der Wucht eines Vorschlaghammers im Magen. Instinktiv ließ er sich nach hinten fallen und rollte sich ab. Scherer wollte sich auf ihn werfen, doch Brackmann war schneller. Er drehte sich zur Seite, und bevor Scherer reagieren konnte, schlug Brackmann ihm die Faust mit aller Kraft ins Genick. Scherer brüllte auf wie ein verwundeter Stier und versuchte wieder hochzukommen. Erneut schlug Brackmann zu, zehn-, elfmal in rascher Folge ins Gesicht, und er legte alle Wucht in die Schläge, denn er stellte sich vor, in die teuflischen Fressen von Jonas oder Martin oder Victor Vandenberg zuschlagen, dann riß er Scherer hoch, ließ seine Fäuste im Stakkato auf seinen Körper eintrommeln, bis Scherer ausgelaugt und aus Nase und Mund blutend am Boden lag. Brackmann stand über ihm, breitbeinig, um Luft
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