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Der Finanzer

Titel: Der Finanzer
Autoren: Arthur Achleitner
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fällt vom Kurs ab und kehrt im Bogen zurück nach dem Schweizer Ufer.
    Anton beißt sich auf die Lippen und sucht sich durch einen Blick auf die Lichter von Bregenz zu orientieren, ob sein
Boot wirklich die Zone überschritten habe.
    Durch Zurufe bestätigen seine Leute, daß man zu weit herausgekommen, also nichts zu machen sei. Den Spott
mußte Lergetbohrer daher einstecken, wie er auch den verdächtigen Kahn unbehelligt lassen muß. Wird aber das
Schmugglerschiff nicht in später Stunde doch versuchen, ans österreichische Ufer zu landen? Es gilt daher, in
dieser Nacht wachsam zu bleiben und ständig zu kreuzen.
    »Kurs auf Bregenz!« Das Zollboot fährt zurück. Wie es sich wieder der hellerleuchteten Stadt
nähert, fällt dem Führer auf, daß von der Oberstadt her ein seltsames Licht leuchtet: Ein Notlicht
zwischen zwei Weißflammen aus dem Fenster eines freistehenden Gebäudes. Wenn das kein Signal ist, dann ist Anton
blind. Und zweifellos ist das ein Signal für Schmuggler auf See, ein Zeichen für die Landung.
    »Habt ihr bei unserer Abfahrt irgend etwas Verdächtiges wahrgenommen?« fragt Anton seine Mannschaft.
    Niemand hat dergleichen beobachtet. Lergetbohrer nimmt sich vor, künftig selbst bei Abfahrten auf das Schärfste
nach Ausspekulierern zu sehen. Die heutige Ausfahrt des Zollbootes muß von Spionen beobachtet und von Ausspekulierern
jenes Signal ausgestellt worden sein. Also ist das Dreilicht eine Warnung für Schmuggler und besagt wahrscheinlich,
daß die Finanzer Dienst auf See machen.
    Solange daher jenes Signal steckt, werden sich die Schwärzer hüten, die Landung zu versuchen.
    Anton überlegt. Es ist sehr unwahrscheinlich, daß eine Landung im Hafen überhaupt versucht werden wird.
Die Streifung muß sich daher auf die Flügelseiten des Sees ausdehnen.
    Stunde um Stunde verfloß. Der Laternenschein der Römerstadt ist erloschen bis auf wenige Laternen der
Straßenbeleuchtung und in den Häusern, Die Schatten der Nacht verhüllen Bregenz. Nur das Signal aus der
Oberstadt leuchtet stumm und doch beredt durch die Finsternis.
    Das Zollboot nähert sich der Harderbucht. Feierliche Glockenschläge aus einem Kirchturm drüben an Land
verkünden Mitternacht.
    Öde ist es auf dem nachtschwarzen See, unheimlich die Schatten an Land. Gleich Ungeheuern ragen die Bäume auf,
gespenstisch rauscht es im Schilf. Dicht verhüllt ist das Firmament, durch die Windstille dringt allmählich das
eintönige Geräusch sachte fallenden Regens. Ein Wetter, wie gemacht für Schwärzer, gehaßt von den
armen Wachleuten im Dienst. Der Regen fehlte noch zur finsteren Nachtpatrouille. Die Finanzer nehmen die Mäntel um und
bergen unter denselben die Gewehre; es regnet in schweren Strichen, die kleine Säulchen aus dem Wasser ziehen und, mit
ihnen vereint, klatschend auf den Spiegel niederfallen. Wo der Regen das Zollboot trifft, prasselt es auf dem Holze, und bald
bildet sich eine Lache im Schiff.
    Immer schwerer fällt der Regen und aufsteigender Westwind jagt ihn schräg über den unruhig gewordenen See.
Das Zollboot treibt dem Röhricht zu. Die Leute haben tüchtig zu rudern, um den Wellen entgegen aus der Bucht zu
kommen.
    In weiter Ferne zuckt es auf wie Wetterleuchten, ein riesiger fahler Schein, blendend für einen winzigen Augenblick,
und um so dunkler gähnt die Regennacht weiter. Bei diesem kurzen Licht hat sowohl Anton wie ein Wachmann in Seehöhe
einen Kahn mit geschwelltem Segel erblickt, vom Winde in schneller Fahrt ostwärts getrieben.
    Im Zollboot wird nun gleichfalls das Segel gehißt, die Jagd durch Wind und Regen in finsterer Nacht gilt dem
Konterbandisten. Rasch geht die Fahrt durch die vom Regen gepeitschte Flut.
    Nichts zu sehen. Gähnende Finsternis ringsum. War es Täuschung?
    Das Gewitter tobt; wieder ein Aufleuchten für einen Augenblick – vorne, mit Kurs nach Ost, treibt ein
lichterloser Kahn, und jäh fällt er ab. Die Mannschaft muß das verfolgende Zollboot ebenfalls gesichtet
haben. Die Finanzer haben im Blitzscheine das Schmugglerschiff gleichfalls gesehen und schnell Kurs auf dasselbe
genommen.
    Nur öfter noch solche Himmelsfackel, dann wird die Jagd gelingen. Doch kein Leuchten mehr tritt ein, der Nachtsturm
tobt, und unerbittlich prasselt der Regen in den Rücken der Grenzer. Das Boot thront bald auf einem Wogenkamme, um
gleich darauf in eine Tiefe zu sinken, der See ist wild geworden. Es gilt, so rasch als möglich das rettende Ufer zu
gewinnen,
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