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Schmusekatze, jung, ledig, sucht

Schmusekatze, jung, ledig, sucht

Titel: Schmusekatze, jung, ledig, sucht
Autoren: Julia Sander
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1
    Und der Pfannkuchen à la Bonaparte?«
    Chrissy kratzte sich nachdenklich am Kinn. »Nur ohne Camembert«, antwortete sie dann und sah den Mann am Tisch vor ihr fragend an. »Ich könnte ihn stattdessen mit geriebenem Gouda belegen …«
    »Geriebener Gouda?« Der Grauhaarige kniff die Augen ein wenig zusammen. »Camembert und geriebener Gouda sind demnach für Sie zwei Zutaten, die man nach Belieben austauschen kann?«
    Sie zuckte flüchtig mit den Schultern. »Na ja, es ist beides Käse, nicht wahr?« Innerlich schüttelte sie den Kopf über diesen Gast. Zugegeben, Gouda war natürlich kein Camembert, aber es war nun mal Käse, und sie hatte ihm ja schließlich nicht vorgeschlagen, stattdessen heiße Vanillesoße zu nehmen. Das wäre nun wirklich was ganz anderes gewesen.
    »Mineralwasser und Wodka sind beides Getränke«, hielt der ältere Mann dagegen und schaute Chrissy skeptisch an. »Würden Sie die auch gegeneinander austauschen?«
    »Sie haben einen Rotwein bestellt«, sagte sie etwas irritiert, weil sie nicht so recht wusste, was sie mit dieser Bemerkung ihres Gegenübers anfangen sollte. »Oder?« Sie sah auf den Notizblock. Doch, genau. Da stand »Rotwein«, gleich über den notierten und im nächsten Moment wieder durchgestrichenen Zahlen der Gerichte, die der Mann zunächst nacheinander bestellt hatte, nur um es sich nach kurzer Diskussion doch anders zu überlegen.
    Ihr Gast stieß einen ziemlich übertrieben klingenden Seufzer aus und fragte : »Und was ist mit der Nummer dreiunddreißig? Pfannkuchen à la Babuschka?«
    Chrissy sah überlegend zur Decke, wobei ihr auffiel, dass eine der Deckenleuchten ausgefallen war. Na großartig, jetzt durfte sie auch noch den Hausmeister anrufen, diesen ach so coolen alten Kerl, der immer so aussah wie gerade eben aus dem Solarium gehüpft und der zu allem seine Meinung sagen musste – ob es jemanden interessierte oder nicht. Eigentlich hätte sie sofort den Elektriker rufen sollen, weil die ganze Leuchte herausgenommen werden musste, um die Birne auszutauschen, aber das Center-Handbuch für Mieter schrieb vor, dass man immer erst den Hausmeister verständigen musste, obwohl der nichts anderes tat, als den Elektriker anzufordern, damit der die eigentliche Arbeit erledigte. Bis heute hatte sie nicht verstanden, welchen Sinn dieser Hausmeisterposten eigentlich hatte, den sie mit ihrer Umlage auch noch mitfinanzierte. Bestimmt war er ein guter Kumpel von einem der Manager, der ihm diese Faulenzerstelle verschafft hatte.
    »Babuschka«, holte eine Stimme sie aus ihren Überlegungen. »Junge Frau? Babuschka?«
    »Nein, Chrissy«, murmelte sie, dann stutzte sie und bemerkte den verwunderten Blick des mürrischen Grauhaarigen.
    Der fragte schon wieder : »Babuschka?«
    »Oh … ja, die dreiunddreißig«, sagte sie. »Ähm … ich glaube, die Preiselbeeren sind aus.«
    Der Mann schnaubte ungehalten. »Gibt es irgendein Gericht, das ich exakt so bekomme, wie es auf der Karte steht?«
    »Die ersten acht immer«, antwortete sie und schränkte sofort ein. »Nur nicht die Nummer sechs. Die Orangenmarmelade ist aus.«
    »Ist das alles?«
    »Nein, nein«, versicherte sie ihm. » Von den anderen kommen noch mal sicher zehn oder fünfzehn zusammen. Sie müssen nur …«
    »Ich muss nur das große Los ziehen und die richtige Nummer bestellen, wollen Sie sagen?«, unterbrach der Grauhaarige sie und legte den Kopf schräg. » Was halten Sie denn davon, eine Lotterie zu veranstalten, bei der jeder Gast sechs Zahlen aus diesen neunundneunzig aufschreibt, und wenn er auf ein Gericht tippt, das Sie auch tatsächlich zusammenstellen können, dann bekommt er das auch? Wäre das nicht einfacher?«
    »Entschuldigung«, murrte sie. »Ich kann ja nichts dafür, wenn Sie nicht das Richtige finden.«
    »Nicht das Richtige finden?«, wiederholte er aufbrausend und stand auf. »Ich habe dreimal versucht, das Richtige zu finden, nur können Sie mir nichts davon auf den Tisch bringen. So sieht es doch nun mal aus.« Er kam um den Tisch herum und nahm seine Jacke vom Haken an der Garderobe, dabei wirkte er einen Moment lang so bedrohlich, dass sie unwillkürlich vor ihm zurückzuckte. »Aber vielleicht ist das auch nur Ihre Methode, um lästige Gäste abzuwimmeln. Ich würde sagen …« Er ließ seinen Blick über die leeren Tische in ihrem Lokal wandern. »… Ihre Taktik funktioniert. Jetzt sind Sie auch noch den Letzten losgeworden, der so dumm war, sich für Ihr Pfannkuchenrestaurant zu
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