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Süß ist die Angst

Süß ist die Angst

Titel: Süß ist die Angst
Autoren: Pamela Clare
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Prolog
    Grand Junction, Colorado, 9 . Juni 1996
    S ophie Alton bahnte sich ihren Weg durch das Partytreiben und wünschte, sie wäre zu Hause geblieben. Heavy Metal hämmerte so laut aus den Autolautsprechern, dass sie sich selbst kaum denken hören konnte. Die Kids standen oder saßen zwischen den Pappeln, tranken Bier, rauchten oder knutschten.
    Sie gehörte nicht hierher. Wieso hatte sie sich bloß von Candy überreden lassen, zu dieser dämlichen Abschlussparty zu kommen? Hatte sie ernsthaft geglaubt, Hunt würde sie bemerken?
    Sie sah ihn durch die Bäume hindurch an seinem Auto lehnen und mit Dawn Harper und Kendra Willis reden. Er trug eine tiefsitzende Jeans und ein schwarzes T-Shirt, das sich über seinen breiten Schultern spannte. Sein dichtes, braunes Haar war zerwühlt, als wäre er gerade aus dem Bett gestiegen, und dunkle Stoppeln bedeckten Kinn und Wangen. Er war größer und kräftiger als die anderen Jungen und hatte dunkelgrüne Augen. Allein ihn zu sehen ließ ihre Knie weich werden: Hunt war mit Abstand der süßeste Junge in der Abschlussklasse.
    Aber Sophie war nicht dumm. Ein Kerl wie Hunt vergeudete seine Zeit nicht mit einem flachbrüstigen kleinen Mädchen, wenn er so hübsche 18 -Jährige wie Dawn und Kendra haben konnte. Im Übrigen stand er bestimmt auf Mädchen, die zu feiern verstanden. Sie dagegen hing ständig über ihren Aufgaben, was in seinen Augen sterbenslangweilig sein musste.
    Plötzlich blickte er in ihre Richtung und bemerkte, dass sie ihn beobachtete. Hastig wandte sie den Blick ab und ging schnell weiter.
    Ihre Großmutter hatte sie vor Hunt gewarnt: Der Junge würde nur Ärger bedeuten. Seine Mutter sei im Gefängnis gelandet, und dort würde er wahrscheinlich auch irgendwann enden. Sophie fand es nicht gerecht, dass man ihn an den Taten seiner Mutter maß, obwohl er tatsächlich häufig in Schwierigkeiten zu geraten schien. Er war genau so ein Typ, dem Lehrer die Schuld für alles Mögliche gaben. Einmal war während einer Versammlung der Feueralarm ausgelöst worden, und man schrieb die Tat ihm zu, obwohl er sich die ganze Zeit nicht von seinem Platz ganz hinten fortbewegt hatte. Sophie wusste es, denn sie hatte ihn beobachtet. Doch obwohl sie es dem Rektor sagte, hörte man nicht auf sie.
    Hunt hatte nur gegrinst und mit den Schultern gezuckt, als man ihn fortbrachte. »Passiert mir dauernd«, schien sein Blick zu sagen.
    Sophie sah sich nach Candy um. Vielleicht konnte sie ihre Freundin überreden, ihr den Pick-up zu leihen, so dass sie nach Hause fahren konnte. Vielleicht fuhr auch jemand anders in nächster Zeit wieder in Richtung Stadt.
    Und woher willst du wissen, dass du einen nüchternen Fahrer erwischst?
    Mist, das hatte sie nicht bedacht. Ihr blieb nur das Vertrauen, aber sie hätte nicht einmal behaupten können, dass sie Candy in dieser Hinsicht vertraute. Und wo war Candy überhaupt?
    Verärgert begriff sie, dass sie hier festsaß, bis sich Candy wieder blicken ließ. Sie konnte schließlich nicht einfach verschwinden! Sie bahnte sich einen Weg an den Rand der Menge, stieg über leere Plastikbecher, Dosen, Chipstüten und Feigenkakteen und sah sich nach einem Plätzchen um, wo sie sich setzen und allein sein konnte.
    Ein paar Mädchen kicherten, als sie vorbeikam. Sie gaben sich kaum Mühe, leise über sie herzuziehen.
    »Sophie, die Streberin. Die tut doch nichts außer pauken.«
    »Ob die schon mal einen Typen geküsst hat?«
    »Machst du Witze? Die weiß garantiert nicht, wie das geht. Die ist doch noch Jungfrau.«
    Sophies Wangen begannen zu glühen.
    »Ist das nicht die, deren Eltern tot sind?«
    Sophie stieß den Atem aus und wäre beinahe gestolpert. Tränen brannten in ihren Augen. Am liebsten hätte sie kehrtgemacht und sich irgendwo verkrochen, aber dann hätten diese Biester gewusst, dass sie alles gehört hatte, und sie würde sich umso gedemütigter fühlen. Also zwang sie sich, ruhig weiterzugehen und so zu tun, als sei nichts gewesen.
    Ja, ihre Eltern waren tot. Nun schon fast ein Jahr lang. Sie waren in Denver bei dem Versuch, eine Straße zu überqueren, von einem betrunkenen Autofahrer niedergemäht worden. Sie und ihr kleiner Bruder David hatten es am selben Abend erst spät erfahren und waren schon am nächsten Morgen nach Grand Junction zu ihrer Großmutter unterwegs gewesen. Natürlich sagte man ihr, sie müsse nach vorne schauen, sie müsse die junge Frau werden, die ihre Eltern sich gewünscht hatten, aber sosehr Sophie sich
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