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Der Finanzer

Titel: Der Finanzer
Autoren: Arthur Achleitner
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Transport plötzlich in einem Hause. Knapp erreicht Anton dieses Haus, als die beiden
Träger wieder heraustreten wollen. Seine Zivilkleidung verwertend, frug er, wer denn der Schwerkranke gewesen sei, der
eben in das Haus gebracht wurde; der Mann habe ja sehr leidend ausgesehen. Ein Kichern der zwei Männer, deren
Gesichtsausdruck in der Dunkelheit nicht wahrgenommen werden konnte, bestärkte den Oberaufseher in seinem Verdacht, und
einer Augenblicksregung folgend, trat Lergetbohrer in den dunklen Flur des Hauses. Verdutzt standen die Träger vor der
Tür auf der Straße, unentschlossen, was sie nun beginnen sollen. Das bürgerliche Kleid des Verschwundenen
beruhigt sie indessen, und sie entfernen sich.
    Aus einem Gemach dringt Gelächter; ganz deutlich kann Anton Spottreden und das Lachen über die »dumme
Finanz« hören, die heute wieder einmal gründlich hinters Licht geführt worden sei.
    »Also doch!« flüstert Lergetbohrer, für den die Situation arg unangenehm ist. Zu einer
Hausdurchsuchung hat er kein Recht, als Zivilist schon gar nicht. Der Krankentransport war Schwindel, Mittel zum Zweck eines
verschlagen ausgeführten Schmuggels. Anton horchte mit gespannter Aufmerksamkeit, und was er nun vernahm, gab Hoffnung,
die Konterbande doch noch zu erwischen. Deutlich sprach eine Männerstimme: »Von den zwanzig Kilo Tabak, die ich
hereingebracht, will ich die Hälfte jetzt nach Feldkirch bringen. Verbergt den Rest, morgen nachts hol' ich
ihn!«
    Lautlos schlich Anton durch den Flur hinaus auf die Straße und blieb fest an die Hauswand gedrückt stehen. Bald
darauf kam die Männergestalt mit einem Pack aus dem Hause.
    Nun gilt es. Scharf klang Antons Befehl: »Halt! Finanzwache!«
    Die Gestalt warf im selben Augenblick den Pack weg und sprang in rasenden Sätzen davon. Anton merkte sich nun die
Hausnummer, griff den Pack auf und schritt eilig der Kaserne zu, denn nun wird es Zeit, den Nachtdienst zu Schiff
anzutreten.
    Wie Lergetbohrer in den Flur der Kaserne trat, wo die Gewehre an den Haken hängen, drang ein Geräusch an sein
Ohr, wie wenn sich jemand zu Boden geworfen hätte. In der Finsternis ist nichts zu sehen. Rasch entzündet Anton ein
Streichholz, bei dessen Aufflackern er wirklich einen Burschen längs dem Gewehrrechen am Boden liegen sieht. Sofort
gebietet der Oberaufseher, nun gleich mehrere Streichhölzer anzündend, dem Burschen, aufzustehen; doch dieser
stößt lallende Tone aus, ein Grunzen, und bleibt wie ein Sack liegen. Flock, der Rattler, schnuppert herum, und
wie dessen kalte Schnauze dem Burschen ins Gesicht kommt, fährt dieser erschrocken auf, und flink steht er auf den
Beinen. Die beabsichtigte Flucht verhindert Anton, indem er sich vor die Ausgangstür stellt. Flock bellt aus
Leibeskräften, Lergetbohrers Rufe alarmieren die Mannschaft, es kommen Leute mit Licht, der Bursch ist gefangen. In
einer Stube stellt Anton sofort ein Verhör mit demselben an, und bald war sich der Oberaufseher klar, daß er einen
Ausspekulierer erwischt hat, die wichtigste Person für einen beabsichtigten Schmugglerzug. Zwar leugnet der Bursch
hartnäckig, doch bekommt Anton so viel heraus, daß es Usus ist, im Flur der Kaserne Nachschau zu halten, wieviel
Gewehre am Rechen hängen. Es ist also leicht abzuzählen, wieviel Gewehre fehlen, das ist, wieviele der
Grenzaufseher im Dienste abwesend sind. Daß der abgefaßte Bursche in beschmutzter Kleidung ist und sich schwer
betrunken stellte, sollte seine Anwesenheit in der Kaserne harmlos machen, gleichsam als hätte der Trunkene sich
verirrt. Die Androhung einer körperlichen Züchtigung vor der Verhaftung veranlaßte den Burschen, die Maske
der Trunkenheit sogleich abzuwerfen; er wimmerte um Gnade und gab zu, wegen der Auspekulierung hierher geschickt wurden zu
sein. Doch verriet er weiter nichts. Mit nicht geringer Genugtuung ob dieser Entdeckung meldete Lergetbohrer den Fall dem
Respizienten, der sogleich den Burschen der Gendarmerie übergeben lassen wollte. Anton bat, dies nicht zu tun.
    »Weshalb denn nicht?« frug überrascht der Vorgesetzte.
    »Weil mutmaßlich ein zweiter Spekulierer in der Nähe der Kaserne lauert, welcher die Verhaftung sofort
dem Schmuggleranführer melden würde. Wir müssen im Gegenteil versuchen, des zweiten Spions ebenfalls habhaft
zu werden!«
    »Wie wollen Sie das machen?«
    »Der Aufseher Lorz gleicht in Statur dem gefangenen Spion! Ich möchte bitten, daß Lorz sich der Kleider
des
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