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Der Finanzer

Titel: Der Finanzer
Autoren: Arthur Achleitner
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»gut
Wetter« bitten.
    In der Kaserne angekommen, geben sich die drei Mann der verdienten Ruhe hin, nachdem sie vorher den von Lergetbohrer
ausgetragenen Rapport unterschrieben hatten. Lergetbohrer erstattete nun über die ereignislose Einrückung dem
vorgesetzten Respizienten, namens Eiselt, einem behäbigen Manne mit gutmütigem Gesicht, Meldung.
    »Also wieder einmal nichts!« meinte der Beamte. »Sie müssen schon schärfer dreingehen,
Lergetbohrer! Die Schwärzerei muß ein Ende nehmen, sonst wachsen die ›Nasen‹ (Rügen) höher
wie der Gebhardtsberg in die Höhe!«
    »Zu Befehl, Herr Respizient! Aber im streng vorgeschriebenen Dienst nach der alten Schablone kann auch ich bei allem
Pflichteifer nicht hexen! Wenn ich mehr freie Hand bekäme ...!«
    »Wie meinen Sie das, Lergetbohrer?«
    »Mit Verlaub, Herr Respizient! Ich meine, wenn ich so zuweilen auf eigene Faust ...«
    »Das geht wohl nicht! Indessen, bei besonderen Anlässen! Halten S' halt die Augen offen! Sie haben ja so viel
gute Augen! Ich will aber nichts gesagt haben! Sie wissen, die Verantwortung ist groß, und ich habe an den bisherigen
Nasen gerade genug! Nur keine Blamage! Ja nichts übereilen und um Himmels willen den Leuten kein Recht zu Beschwerden
geben! 'pfehl mich!«
    Damit war der Oberaufseher entlassen und konnte seine Stube aufsuchen. Munter sprang ihm beim Eintreten in das kleine ihm
zugewiesene Gemach, das dürftig mit einem Feldbett, Waschtisch und Kleiderhaken möbliert ist, sein Rattler
»Flock« entgegen und bellte freudig den Willkommengruß, indem das Hündchen immer wieder am Gebieter in
die Höhe hüpfte.
    Lergetbohrer schmeichelte das kluge Tier und ließ es dann ins Freie. Bald ist Toilette gemacht und mit frischem
Wasser die Müdigkeit der Nachtwache vertrieben. Anton Lergetbohrer könnte jetzt sofort wieder Dienst machen,
gönnte sich aber doch etwas Ruhe, der Hitze wegen und mit Rücksicht auf den Umstand, daß nach dem
Dienstturnus ihn heute nacht die Streifung zu Wasser trifft.
    Anton liegt nicht lange auf dem Feldbett, da fordert Flock durch Kratzen an der Zimmertüre wieder Einlaß.
Sofort erhebt sich der Finanzer und öffnet. »Bist schon wieder da, Flock? Ist recht! Da soll denn gleich der
Unterricht beginnen! Du mußt ein richtiger Zollhund werden, Flock, verstanden!«
    Der Rattler blickte seinen Herrn mit so klugen Augen an, als verstände er jedes Wort.
    Anton schärfte nun des Hundes Nase speziell auf das Riechen von Tabak und Kaffee. »Wo ist Tabak,
Flock?«
    Augenblicklich begann der Hund die Suche im Zimmer, kroch unter das Bett, schnupperte am Kasten, rannte kreuz und quer, um
schließlich zum Gebieter zurückzukehren.
    »Nichts gefunden, Flock? Bist ein schlechter Zöllner! Deine Pflicht ist es, Konterbande zu riechen!«
Anton hielt inne und lachte dann auf, »Wie ungeschickt von mir! Wo keine Konterbande ist, kann der Hund auch keine
riechen!« Nun ließ er den Hund wieder hinaus, schloß die Türe und versteckte ein Paket
Kommißtabak, wie solchen das österreichische Militär und die Finanzwache faßt, im Kleiderschrank, Als
Flock wieder ins Zimmer gelassen wurde, befahl Lergetbohrer: »Such Tabak! Wo ist Konterbande?«
    Munter begann Flock erneut die Suche, und bald stand er wie angewurzelt vor dem Kasten und winselte, zugleich durch
Kratzen andeutend, daß er in den Kasten eindringen wolle.
    »Brav, Flock! Such Tabak!« Mit diesen Worten öffnete Anton den Kleiderkasten, und schwapp hatte Flock das
Tabakpaket im Fang und brachte es dem Gebieter.
    Stolz nahm der Hund die Lobsprüche entgegen. »Das ABC, wie es ein Zollhund kennen muß, hätten wir!
Nächstens folgt Fortsetzung mit Kaffeebohnen!« sprach Anton und rüstete sich zu einem Spaziergang mit Flock.
Im letzten Augenblick entschloß sich Lergetbohrer, die Uniform mit dem schlichten, unauffälligen Zivilkleid zu
vertauschen, wozu er vom Kommissär die Erlaubnis erhalten hatte.
    So schritt der Oberaufseher in Zivil durch den Flur der Finanzkaserne, in welcher an Haken mit kleinen Namenstafeln die
Gewehre der dienstfreien Mannschaft hängen, alles nach militärischer Art geordnet. Zum erstenmal fand es Anton
befremdend, daß die Armatur doch ohne jegliche Aufsicht sich befinde und jedermann von der Gasse her eintreten und zum
mindesten kontrollieren kann, wieviel Gewehre und damit auch wieviel Aufseher zu Hause sind. Merkwürdig, daß ihm
das früher niemals aufgefallen ist. Anton hielt sich indes nicht länger auf
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