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Das Blut der Akkadier - Serienspecial (German Edition)

Das Blut der Akkadier - Serienspecial (German Edition)

Titel: Das Blut der Akkadier - Serienspecial (German Edition)
Autoren: Jordan Bay
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Kapitel 1
    Australien gehörte zu den Kontinenten, auf denen sich das Leben als Akkadier schwer gestaltete. Nicht nur die ständige Hitze, sondern vor allem die langen Sonnenstunden machten Brix zu schaffen. Aber er lebte hier seit seiner Geburt vor zweihundertdreiundzwanzig Jahren und er würde hier sterben.
    In der heutigen Nacht dieses schweißtreibenden Februars dachte er besonders intensiv über das Sterben nach. Wie jedes Jahr zu diesem Datum. Er wusste, wie es sich anfühlte, wenn das Leben aus dem eigenen Leib entwich, ohne dass man etwas dagegen ausrichten konnte. Und er wusste auch, was in seinem besonderen Fall danach geschehen sollte. Seine zwei miteinander verbundenen Seelen würden gen Enûma schweben und sich einen Platz am Sternenhimmel des Götterreiches suchen. Für alle Ewigkeit.
    Der Akkadier verzog den Mund.
    Zum Kotzen!
    Was zum Teufel sollte er an einem verfluchten Sternenhimmel?!
    Er schüttelte mürrisch den Kopf und fuhr sich mit der Hand über die Stoppeln an seinem Kinn. Müsste mich mal wieder rasieren , dachte er. Aber es gab niemanden, den der Bart stören konnte. Nicht mehr.
    Der letzte blutige Rest Sonnenlicht verschwand am Horizont und gestattete der Nacht sich zu entfalten. Brix hockte im Schatten des Nachrichtenmastes auf dem ‚Central Park Tower‘ und hatte nur darauf gewartet. Endlich konnte ihm die Sonne nichts mehr anhaben. Die nächsten elf Stunden gehörten ihm.
    Das Leder seines Mantels knarrte, als er schwerfällig hochkam, seine Beine lockerte und über die Stadt blickte. Perth im Westen Australiens zeigte sich bei Nacht als wahre Augenweide. Das Bankenviertel im Stadtteil ‚City of Perth‘ erstrahlte in den verschiedensten Farben und warf bunte Reflexionen auf den ‚Swan River‘. Rechts vom Tower, etwas abseits, lag der ‚Kings Park‘ mit seinen eigentümlich angestrahlten Bäumen. In Rot, Türkis und Knallgrün ließen sie den Park utopisch erscheinen. Das erinnerte Brix immer ein wenig an Enûma . Er hatte das Götterreich nur ein einziges Mal besucht. Aber solch farbenfrohe Landschaft konnte man nicht vergessen.
    Geht’s heut noch mal irgendwann los? , maulte die Bestie in seinem Inneren. Der gehörnte Löwestreckte sich fühlbar in ihm aus, hatte den ganzen Tag auf die bevorstehende Jagd gewartet.
    „Ruhig, mein Mädchen“, knurrte er zur Antwort, obwohl Bestien weder weiblich noch männlich waren, sondern geschlechtslos. Aber sie verhielt sich oft wie ein unerzogenes Mädchen, also nannte er sie so. „Du weißt, was heute ist.“
    Naham , wie die akkadischen Bestien in der göttlichen Sprache genannt wurden, schüttelte ihre Mähne. Ist es schon wieder soweit? Die Angriffslust in ihrer Stimme war verschwunden. Brix rieb sich unweigerlich über die Brust. Plötzlich spannte sein Herz. Es war so viele Jahre her und er fürchtete dieses Datum noch genau wie damals. Verfluchter Mist. Wann würde das endlich leichter werden? Vermutlich nie.
    „Dann mal los“, versuchte er sich selbst zu ermutigen.
    Mit schweren Schritten ging er auf den Rand des Gebäudes zu und atmete die staubtrockene Nachtluft ein. Wie gerne er den Ledermantel zu Hause lassen würde. Aber dann hätte jeder Einblick auf seine Waffen. Und auch, wenn man als Akkadier nicht lange im Gedächtnis eines Menschen erhalten blieb, galt es, so wenig Aufmerksamkeit wie möglich zu erzeugen. Naham grunzte in seinem Inneren. „Was gibt’s da zu lachen?“
    So wenig Aufmerksamkeit wie möglich? Hast du in letzter Zeit mal in den Spiegel geschaut?!
    Brix musste grinsen und spürte, wie die alte Narbe auf seiner Oberlippe spannte. Er mochte sein Mädchen. Sie war noch jung im Vergleich zu den Bestien anderer Akkadier. Und vorlaut. Und unerfahren.
    Ohne mich wärst du längst Würmerkacke. Also übertreib’s nicht.
    „Nur so oft, ich kann!“, lachte er, sprang über den Abgrund und ließ sich zweihundert Meter in die Tiefe fallen. Ein Adrenalinstoß durchzuckte seinen Leib und vertrieb die Hitze aus seinem Schädel. Der Mantel flatterte aufgebracht im freien Fall. Und seine Bestie brüllte glückselig auf. Kurz bevor Brix auf dem Gehweg aufkam, löste er seinen menschlichen Körper in goldenen Nebel auf und nahm entspannt und aufrecht wieder Gestalt an. Die Teleportation gehörte zu den Fähigkeiten, die wohl jeder Akkadier früher oder später beherrschte. Er selbst hatte sie sehr schnell gelernt und übte sie spielerisch aus, konnte, nach Aussage seines Ahnen, sogar weiter reisen als viele
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