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Der Finanzer

Titel: Der Finanzer
Autoren: Arthur Achleitner
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Verhafteten bedient, bloßfüßig und sich betrunken stellend hinausgeht und sich dem anderen Spion
nähert. Die Meldung über die Anzahl der vorhandenen Gewehre soll er dem Spion geben, ihn aber sofort fassen. Wir
eilen hinaus und haben dann den zweiten Ausspekulierer!«
    Respizient Eiselt guckte gehörig, solcher Scharfsinn überrascht ihn. Wer hätte so viel Klugheit bei diesem
sonst so stillen Lergetbohrer vermutet! Dennoch zeigte der Vorgesetzte sich unentschlossen und gab wider alles Erwarten den
Befehl, nun sogleich den Dienst im Kahn anzutreten.
    Lergetbohrer biß sich auf die Lippen und schickte den erbeuteten Pack nebst kurzem Dienstbericht in das Zollamt.
    Bis Anton und die zwei Mann in Uniform den Dienst antraten, war der Häftling entwischt. Der Respizient hatte ihn
unbeaufsichtigt gelassen, und ungehindert konnte der Spion entfliehen.
    Der Nachtdienst der Finanzwache auf dem See ist so ziemlich das Unangenehmste im Dienstleben der Wachleute, und zwar wegen
der damit verbundenen Fopperei. Das Wachschiff hat nämlich nur bis zu einer gewissen Entfernung vom Ufer die
Berechtigung, Schiffer mit Kurs auf Bregenz anzuhalten. Darüber hinaus ist das Wasser international und frei für
jeglichen Verkehr.
    Anton befand sich an jenem Abend auf Seepatrouille in einem Zollboote, das wenige Tonnen Tragfähigkeit und nebst ihm
noch zwei Mann der Wache zu Ruderern hatte. Der Windstille halber war das Segel gerafft, außer Dienst gestellt. So
still als möglich fuhr das Zollboot hinaus in den nachtschwarzen See, und dem Oberaufseher als Patrouillekommandanten
oblag es, möglichst sich an die vorgeschriebene Entfernung vom Ufer zu halten. Das hat nun in finsterer Nacht seine
Schwierigkeiten, denn irgendwelche Anzeichen sind nicht vorhanden.
    Als Lergetbohrer glaubte, den Kordon erreicht zu haben, gab er leise den Befehl: »Ruder ein!« Still trieb das
Boot auf dem leichtbewegten weiten See. Die Finanzer haben die Gewehre schußfertig neben sich liegen und halten die
Ruder bereit, um mit jedem Augenblick eine Verfolgung aufnehmen zu können. Mit wahren Luchsaugen sucht der Kommandant in
der Finsternis nach verdächtigen Booten, die Kurs zum österreichischen Ufer haben.
    Ein prächtiges Schauspiel bietet das Lichtmeer der Stadt Bregenz, das sich teilweise im schwarzen Wasser spiegelt.
Die elektrischen Bogenlampen leuchten in blendender Weiße auf und werfen den Schein bis zu den quaderngefügten
Hafendämmen heraus. An Land bis zur Oberstadt hinauf schimmern die Lichter aus den Wohnhäusern gar traulich, und
selbst am Bergesabhang leuchten, winzigen Lichtchen gleich, Johanniskäfer, gelblich, oft auch rot. Drüben in der
Richtung nach Lindau flammt vom Leuchtturm das große Licht für die Lindauer Hafeneinfahrt, durch die Entfernung
auf die Größe einer Lampe verkleinert.
    Winzige Lichtpunkte zeigen sich am Schweizerufer, Und am dunklen Firmament schimmern die Sterne in mattem Licht, wenn der
Wind oben eine Wolkenwand weggefegt hat.
    Für kurze Zeit gab sich Anton diesem prächtigen Anblick hin, dann aber verlangte der unerbittliche Dienst seine
Rechte, es müssen die Augen wie die Ohren angestrengt arbeiten. Der dunkle See ist leicht bewegt; in
regelmäßigen Intervallen schlagen die Wellen ans Ufer und fallen plätschernd zurück. Der Blick des
Kommandanten durchbohrt die Finsternis, doch will kein Schiff in Sicht kommen. Weit drüben taucht aus dem schwarzen
Chaos ein Dampfer auf mit den Lichtern rot und grün, und ans den Kajütenfenstern gleißt das elektrische
Licht. Ein herrlicher Anblick, fast an ein verwunschenes Schloß mit Zauberlicht gemahnend. Das Schiff steuert ans
bayerische Ufer nach Lindau und verschwindet bald spurlos in der Finsternis.
    Ein Geräusch von Ruderschlägen dringt heran. Gespannt horcht Anton und mit ihm die Mannschaft. Ein schwarzer
Schatten taucht auf, groß und gespensterhaft.
    Ein Kahn ohne jedes Signallicht, also verdächtig in hohem Maße. Der Kurs muß nach Österreich
gerichtet sein, denn sonst würde er jenen des Zollbootes nicht kreuzen.
    Leise wird der Befehl gegeben: »Ruder aus! Kurs auf das verdächtige Schiff!«
    Das Zollboot nimmt die Jagd auf und fährt dem Schatten entgegen.
    Scharf klingt die Aufforderung aus Lergetbohrers Mund:»Halt! Finanzwache!«
    Ein Gelächter ist die Antwort.
    Zornig wiederholt der Patrouillenführer den Befehl zum Halten und Beidrehen.
    Eine Stimme ruft höhnisch herüber: »Entfernung messen, Finanzer!«
    Der Kahn
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