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Der Finanzer

Titel: Der Finanzer
Autoren: Arthur Achleitner
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Hunde gehören nicht ins Wirtshaus!«
    Bislang war der dem Cafetier gehörende Leonberger Hund ruhig unter dem Stuhl seines Herrn gelegen; das Heulen des
Rattlers riß den großen Hund aus der beschaulichen Ruhe, und als gar die Wirtstochter nach dem Rattler
stieß, da mischte sich der Leonberger in die Sache, faßte den kleinen Flock bei einem Läufchen und biß
es knirschend durch. Man konnte das Krachen des gebrochenen Knochens hören.
    Einige der Zecher lachten: »Eine richtige Hundskomödie!«
    Zornig fuhr Lergetbohrer auf, ergriff von einem der Nachbartische einen eisernen Zeitungshalter, an dem eine zerlesene
alte Zeitung flatterte, und schlug damit auf den Leonberger ein, der nun von dem Rattler abließ und zu seinem Herrn
flüchten wollte. Doch Anton hatte die bissige Bestie fest am Halsband ergriffen und bläute sie durch, daß nun
auch der Leonberger zu heulen begann.
    Das ging dem Merkle über die Hutschnur, und grimmig schrie er den Oberaufseher an: »Herr, das isch mein
Hund!«
    »Das ist mir Wurscht! Die Bestie hat dem armen Kleinen ein Läufl durchgebissen! Solche Bestien sollen
Beißkörbe tragen und gehören in kein Wirtshaus!«
    »Ich kann meinen Hund mitnehmen, wohin ich will!« krähte fistelnd vor Erregung der Cafetier.
»Lassen Sie meinen Hund los! Niemand hat ein Recht zu schlagen, niemand, hören Sie, niemand, am allerwenigsten ein
Finanzer!«
    Noch ein wuchtiger Hieb auf den Hund, dann war der Zorn Lergetbohrers verraucht, Anton gab die Bestie frei, welche sich
sofort winselnd unter den Stuhl ihres Herrn verkroch, Merkle zeterte über Unverschämtheit und schwur, selbe bei den
höchsten Behörden anzuzeigen und Strafantrag stellen zu wollen. »Die Landesdirektion wird Ihnen schon den
Standpunkt klar machen, Sie Finanzer, Sie!«
    Anton erwiderte nun gelassen ruhig: »Wie's beliebt! Vielleicht genügt es Ihnen aber schon, wenn der Herr
Finanzwachkommissär zu Ihnen kommt!«
    Die Wandlung in Merkles Verhalten war augenfällig; wie erschreckt stotterte er: »Wie, was? Was wollen Sie damit
sagen?« »Nicht mehr als ich gesagt habe. Im übrigen werde ich den Vorfall wie vorhin die Berufsbeleidigung
zur amtlichen Anzeige bringen, damit Ihnen die verlangte Genugtuung wird!«
    Diese Worte hatten eine überraschende Wirkung. Von sämtlichen Stammgästen wartete keiner auf die
Füllung der Weinflaschen, jeder hatte es eilig, zum Mittagsmahle zu kommen; der Garten war plötzlich leer. Auch
Merkle pfiff seinem Hunde und entfernte sich in sein Haus.
    Anton warf ihm einen spöttischen Blick nach und griff nun den armen Flock auf, der vor Schmerzen winselte.
    »Armer Kleiner! Dir ist übel mitgespielt worden!« tröstete Anton und nahm das Hündchen in seine
Arme.
    Zenzele schien den Vorfall durch ein Fenster beobachtet zu haben; sie kam plötzlich herausgelaufen und jammerte
über das Unglück. »Ganz gewiß hab' ich's nicht absichtlich getan, Herr Oberaufseher, gewiß und
heilig nicht! Es war ein Versehen! Und nur im ersten Ärger hab' ich mit dem Fuß nach dem Hundele gestoßen!
O, wie mich das reut! Ein Schandvieh, der Leo! Gleich so wild zu beißen! Geben Sie mir das Hundele! Armer Kleiner! Wie
heißt das liebe Hundele?«
    Erstaunt gab Anton zur Antwort: »Flock heißt er!« und ehe er sich dessen versah, hatte das Mädchen
den Rattler in den Armen und liebkoste das Hündchen, welches sich zutraulich an Zenzi anschmiegte. »Armes Hundele!
Ich tu' es gewiß nimmer! Nein, kleiner, lieber Flock! Das Füßle werden wir jetzt verbinden, und der kleine
Flock bleibt beim Fraule, bis das Füßle wieder heil isch!« Lergetbohrer traute seinen Augen und Ohren
nicht.
    »Jawohl, Herr Oberaufseher! Gel, Sie erlauben schon! Sie können in Uniform ja doch nicht das kranke Hundele
heimtragen; nein, das geht nicht! Laufen kann der kleine Flock aber nicht, also bleibt er bei mir in der Pfleg', und ich
werd' ihn auskurieren! Isch der Flock wieder gesund, kann er wieder zum Herrle heim! Derweil bleibt der Flock aber beim
Fraule, und das Hundle darf im Fraulebettle liegen! Magst, Flock?«
    Das Hündchen tat, als hätte es jedes Wort verstanden, blickte das Mädchen klug an und drückte das
Köpfchen an Zenzeles Busen.
    »Ja, wenn Fräulein Zenzi wirklich so gut sein wollen?«
    »Aber freilich! Das isch ja meine Pflicht! Ich bin an all dem Unheil schuld, also muß ich auch aufkommen,
daß das Hundele wieder heil und gesund wird!«
    »Schönen Dank im voraus! Ich kann in Uniform wirklich den
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