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Der Feind im Spiegel

Der Feind im Spiegel

Titel: Der Feind im Spiegel
Autoren: Leif Davidsen
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Bauch. Und nimm die Hand aus der Tasche! Auf den Bauch mit dir! Aber langsam.«
    Vuk zog die Hand aus der Tasche. Er lächelte.
    »Du begehst einen großen Fehler, Toftlund. Wir stehen auf derselben Seite.«
    »Wir stehen nie auf derselben Seite. Runter mit dir!«
    Es war windig auf der Brücke, aber es war ein heißer Wind. Der Schweiß rann Toftlund in die Augen. Sein Herz hämmerte nach wie vor, die Erregung hatte von seinem ganzen Körper Besitz ergriffen. Vuk lächelte noch immer, hatte aber schon ein Knie auf den Boden gesetzt, als Toftlund eine Stimme hinter sich hörte. Sie gehörte einem Amerikaner.
    »Ich weiß nicht, wer du bist, aber ich habe meinen Revolver auf dich gerichtet. Laß deine Waffe fallen!«
    Toftlund drehte sich vorsichtig um. Vuk erhob sich wieder. Es war der schwarze Mann aus dem Volvo. Er hatte die Beine leicht gespreizt und hielt den amerikanischen Polizeicolt mit dem kurzen Lauf in beiden Händen. Die klassische Stellung. Hinter ihm stand der verwirrte Parkwächter mit einem tumben Grinsen im Gesicht.
    »Fallen lassen, sag ich. Schmeiß sie über das Geländer und laß den Mann vorbei! Sofort!«
    Toftlund warf die Pistole weg und sah sie in die Schlucht segeln. Er hätte es nicht für möglich gehalten, aber sein Herz hämmerte jetzt noch heftiger.
    »Hinlegen«, sagte der schwarze Amerikaner. »John, komm her. Runter, hab ich gesagt.«
    Toftlund ließ sich erst auf die Knie und dann auf den Bauch gleiten.
    »Leg dich an den Rand. Ich sag dir, Mann, leg dich an den Rand, sonst knalle ich dir in den Arsch. Na, mach schon. John, komm her.«
    Toftlund kroch an die Seite. Vuk drückte sich an das gegenüberliegende Geländer und ging langsam vorwärts. Toftlund sah durch die Bretter, die den Brückenboden bildeten, in die Tiefe. Er hörte ein Auto mit kreischenden Bremsen stoppen und riskierte einen Blick nach hinten, wo Juan mit einem Beamten, der fieberhaft versuchte, seine Pistole zu ziehen, aus dem Wagen sprang und auf spanisch schrie, der Amerikaner solle seine Waffe fallen lassen. So was nennt man auf der anderen Seite des großen Teichs einen mexican stand-off, dachte Toftlund etwas irrational, als der erste Schuß fiel. Juan hatte auf den farbigen Amerikaner geschossen. Die Kugel pfiff über Toftlund hinweg. Juan hatte zu hoch gezielt. Absichtlich. Denn Juan war ein guter Schütze. Toftlund hatte sich halb aufgerichtet. Vuk stand einen halben Meter von ihm entfernt. Seine Hand glitt wieder in die Tasche. Das Lächeln war weg. Was sollte er tun? Vor- oder zurücklaufen? Nur zwei Sekunden dauerte seine Unsicherheit, aber das reichte Toftlund, um hochzuschnellen und seinen Gegner mit einer Art Tackling von den Beinen zu holen. Vuk schnappte nach Luft.
    Aber er war stark, der Bursche. Und behende. Er wuchtete Toftlund die Faust in die Niere, daß es ihm wie ein Stromstoß durch den ganzen Körper jagte, und rollte sich zur Seite. Gleichzeitig kamen sie wieder auf die Beine. Toftlund sah, wie die Klinge von Vuks Schnappmesser herausschnellte, und drehte den Körper gerade noch rechtzeitig weg, als der Stahl von unten auf sein Zwerchfell zusauste. Die Klinge drang durch das T-Shirt und in die Haut über seinem Hüftknochen, verfing sich aber in der Windjacke. Toftlund schlug mit der linken Handkante auf Vuks Arm, so daß das Messer klirrend auf die Brückenplanken fiel und in einer Ritze verschwand, und verpaßte ihm mit der Rechten einen Faustschlag auf die Nase. Blut floß, die Sonnenbrille flog durch die Luft, aber Toftlund sah keine Angst in diesen kalten blauen Augen. Vuk taumelte gegen das Geländer, stieß sich aber sofort wieder ab und traf mit der Linken Toftlunds Schläfe. Der ging sogleich mit einer Rechten aufs Auge zum Gegenangriff über, so daß Vuk wieder gegen das Geländer prallte. Stöhnen auf beiden Seiten. Vuk trickste, die Hände in Karatehaltung, aber Toftlund durchschaute die Finte und sah das Bein wie in Zeitlupe auf sich zukommen. Er federte die Hauptwucht des Tritts ab, der seine Hüfte rammte. Es tat unbeschreiblich weh, aber er konnte den Fuß packen, machte zunächst einen Schritt rückwärts und benutzte den Schwung, der noch in Vuks Bein steckte, um es hochzureißen und dann mit aller Kraft von sich zu stoßen. Vuks Oberschenkel prallten gegen den Handlauf des Geländers. Er hing einen Augenblick fest, Angst zeigte sich in seinen blauen Augen, die plötzlich nackt und verwundbar schienen, dann kippte er nach hinten und versuchte verzweifelt, seinen Körper
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