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Der Feind im Spiegel

Der Feind im Spiegel

Titel: Der Feind im Spiegel
Autoren: Leif Davidsen
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Herbst 2001 im Nordirak gegründet, war ein neues Mitglied der internationalen islamischen Terrorbewegung. Sie war ein Zusammenschluß mehrerer extremistischer kurdischer Organisationen, die genau wie Osama bin Laden einen islamischen Staat wünschten. Per erinnerte sich an einen Bericht, der Stützpunkte der Bewegung in Norwegen, Deutschland und Spanien erwähnt hatte. Die Gruppe stand auf den europäischen und amerikanischen Listen internationaler Terrororganisationen.
    »Ich schätze, dein Interesse wird gleich noch größer werden, mein Freund«, hörte er die schnelle spanische Stimme sagen. »Der Mörder ist ausgesprochen vorsichtig zu Werke gegangen. Er hat sämtliche Fingerabdrücke weggewischt, das heißt, beinahe. In der Regel machen ja alle einen Fehler. Er hat zwei Abdrücke auf dem Boden übersehen. Wir haben sie überprüft, vor fünf Minuten habe ich das Ergebnis reinbekommen. Sie gehören einem toten Mann.«
    Trotz der Hitze lief es Per kalt den Rücken hinunter, und auf seinen Armen bildete sich eine Gänsehaut.
    »Kommt jetzt das, was ich erwarte?«
    »Genau, Per. Sie gehören deinem serbischen Freund, der unseren Unterlagen zufolge im letzten Winter bei einem Fluchtversuch in den USA getötet wurde. Kannst du mir erklären, wie das zusammenhängt?«
    »Einen Moment, Juan.« Sein Inneres war in höllischem Aufruhr, aber er zwang sich, am Telefon ruhig und professionell zu bleiben. Er legte die Hand auf die Muschel und brüllte Charlotte herbei, die sofort erschien. »Charlotte, tu mir den Gefallen und reserviere mir den nächsten Flug nach Madrid und bitte die Kollegen in Kastrup, dafür zu sorgen, daß der Flugkapitän meine Pistole für mich durch die Kontrolle bringt. Und dann fährst du mich hin, okay?«
    »Na klar, aber was ist denn los?«
    »Später, Charlotte, verdammt noch mal. Tu jetzt erst mal, was ich dir gesagt habe!«
    » Yes, Sir! «meinte sie ironisch. Aber er wußte, daß er sich auf sie verlassen konnte.
    »Juan? Bist du noch da?«
    »Was denkst du denn?«
    »Ich komme mit dem nächsten Flieger«, sagte Per und zog die Schublade heraus, um sich zu vergewissern, daß sein Paß dort lag, wo er ihn nach seiner letzten Reise verstaut hatte.
    »Schick mir eine Mail. Ich gebe den Kollegen Bescheid, sie holen dich dann am Flugzeug ab und bringen dich im Hubschrauber her. Dann kannst du schon am späten Nachmittag oder frühen Abend in Cuenca sein.«
    Per rief sich die Spanienkarte ins Gedächtnis. Madrid lag auf der kastilischen Hochebene in der Mitte und etwas mehr als hundert Kilometer südöstlich davon Cuenca. Juan wußte ebenso wie Per, daß in einer Mordermittlung die ersten 24 Stunden die entscheidenden waren. Juan war Profi genug, er war sicher schon dabei, die Grenzen zu schließen, aber Spanien war andererseits auch ein großes Land mit vielen Fluchtwegen.
    Als er einige Stunden später im Polizeihubschrauber nach Cuenca saß, versuchte er, nicht mehr an Vuk zu denken. Er mußte sich auf Mustafa konzentrieren, aber der war ihm eigentlich egal. Andere Gedanken nagten in ihm. Warum hatten die Amerikaner Vuk für tot erklärt? Und war Vuldom in diesen Betrug eingeweiht? Welche Aufgabe hatte Vuk? War er womöglich vorübergehend als Agent eingesetzt worden? Und warum hatte er selbst Lise nicht ernst genommen? Sie hatte recht gehabt. Sie hatte den Mörder im Kaufhaus Magasin gesehen. Was hatte Vuk in Dänemark verloren? Um welchen Preis war er in das Land zurückgekehrt, in dem das Risiko, erkannt zu werden, für ihn am größten war? Er holte die zerlegte Pistole aus der Tasche, die im Lastraum des Flugzeugs transportiert worden war; er hatte sie nicht in die Kabine mitnehmen dürfen. Er setzte sie zusammen, schob ein Magazin in den Schaft und sicherte sie. Neben ihm saß ein Zivilbeamter, er warf nur einen flüchtigen Blick auf die Pistole, so wie er auch nur einen flüchtigen Blick auf Toftlunds Ausweis geworfen hatte, als er ihn an der Treppe des Flugzeugs auf dem Barajas-Flughafen abgeholt hatte.
    Vor ihnen tauchte Cuenca auf. Er erkannte den Parador und die große Christusstatue und das sonderbare Wiesenland nordöstlich des neuen Stadtteils. Das wellige Grün wollte nicht recht in diese sonnenverbrannte Landschaft passen, die jetzt von der untergehenden Sonne blutrot gefärbt wurde. Sie schwebten über die Brücke und landeten am Stadtrand, wo ein Streifenwagen auf sie wartete. Toftlund setzte sich in den Fond, der Fahrer schaltete Sirene und Blaulicht ein und raste mit
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