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Der erste Tag

Der erste Tag

Titel: Der erste Tag
Autoren: Eden Bell
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voller Tatendrang. Einzig meine Glie dmaßen waren wie taub, aber das sanfte Kribbeln in ihnen verriet mir, dass sie zu neuem Leben erwachten.
      „Wie lang habe ich geschlafen?“, fragte ich.
      „Einen ganzen Tag“, entgegnete Adrian.
      „Durst“, flüsterte ich und entblößte meine Zähne. Ich prüfte mit meiner Zunge, ob sie sich verändert hatten, aber sie waren gleich geformt wie immer. Zwei der oberen Eckzähne waren schon immer etwas spitzer gewesen; mir wurde übel als ich mir vorstellte, sie in menschliches Fleisch zu bohren. Die Erinnerung an meine menschlichen Eigenschaften war so dominant, dass mich ein zutiefst verwirrendes Gefühl innerlich zu zerreißen drohte.
      Adrian war nackt, genau wie ich. Sein Penis ruhte in seinem Schritt und strahlte eine Schönheit und Anmut aus, die mein Blut zum Wallen brachte. „Komm her“, sagte der Vampir, der stolz vor mir stand, „ich werde dir zu trinken geben.“ Nichts wollte ich mehr in diesem Moment. Es musste das süßeste Paradies sein, diesen Körper zu spüren, ein Teil von ihm werden zu dürfen. Ich richtete mich auf, lauschte den Tieren der Nacht, die draußen im Mondlicht nach Nahrung suchten. Eulen, Grillen, selbst der hastige Flügelschlag der Nachtfalter entging meinen Ohren nicht. Ich wurde mit jeder Sekunde durstiger. Ich war sehr erregt, doch mein Geschlechtsteil blieb weich. Das war sehr ungewohnt, aber mit dieser Veränderung hatte ich natürlich gerechnet. Der Gedanke, dass ich jetzt kein lebendiges Wesen mehr war, jagte mir einen kalten Schauer über den Rücken. Doch hier wartete jemand auf mich, der mich so begehrte wie ich war. Adrian schien in mein Innerstes blicken zu können, er breitete seine Arme aus und ich flüchtete in deren Schutz. Seine Muskeln waren leicht angespannt, er roch nach Erde und Kräutern. Adrian schaute mir in die Augen, seine Umarmung war kraftvoll und herzlich zugleich. „Beiß mich“, stöhnte er. Ich war überrascht, doch mein Durst war so stark, dass ich nicht lange überlegte. Ich senkte meinen Kopf und vergrub meine Zähne in seinem Brustkorb. Der warme, leicht bleierne Lebenssaft weckte Geister in mir, von denen ich nicht wusste, dass ich sie beheimatete. Jede Zelle meines Körpers buchstabierte das Wort Euphorie völlig neu. Dieser wunderschöne Mann, mit dem ich nun eins wurde, zeigte mir die Bedeutung von absoluter Hingabe. Adrian hätte in diesen Sekunden, Minuten alles mit mir machen können, ich hätte es ertragen, für ihn. Obwohl ich meine Augen geschlossen hatte und gierig trank, vermittelte er mir seine Vollkommenheit.
      Sein Oberkörper besaß wohlgeformte Muskeln, die als Wurzel für die rechts und links herau sfließenden Oberarme dienten. Seine Schultern waren nicht die eines Kampfsportlers, aber sie gaben mir ein harmonisches Gefühl von Sicherheit.
      „Mehr“, stöhnte ich. Adrian drückte mich sanft von sich.
      „Ich weiß“, flüsterte er. „Folge mir.“
      Wir verließen die Hütte nackt und hüllten uns in die grauen Schleier der Nacht. Ich traute me inen Sinnen kaum, als ich trotz der Dunkelheit jedes Detail der Wiese, der Bäume, der ganzen Umgebung klar erkennen konnte. Wir gingen am Waldrand entlang zum Fluss, der viel Wasser führte und dementsprechend laut rauschte. Ich bewunderte Adrians wunderschönen Rücken und seinen wohlgestalteten Hintern. In meinen Lenden brannte ein Feuer, wie ich es noch nie zuvor erlebt hatte. Ich hatte kein Zeitgefühl, plötzlich standen wir vor einer kleinen Kneipe am Rande des Nachbardorfes. Wir hörten schon von weitem das Gelächter und das Scheppern von Gläsern. Adrian und ich stellten uns auf die Rückseite des Gebäudes und beobachteten die Wirtshausgäste durchs Fenster. Man hörte die Stimmen klar und deutlich, Wände und Glas schienen kein Hindernis für unser Gehör zu sein.
      „Gibt es mehr von uns?“, fragte ich leise.
      Die Frage hätte ich mir sparen können. Ich sah zwei Männer am Stammtisch sitzen, die genau wie Adrian und ich schneeweiße Haut hatten und deren Augen von einem Ereignis erzählten, das die Menschen als Sterben bezeichneten. Die beiden Kerle waren zum Zeitpunkt ihrer Verwandlung nicht älter als 30 gewesen. Sie wirkten furchtlos und draufgängerisch und waren somit ein starker Kontrast zu den eher gelangweilten Dorfburschen, deren Gipfelpunkte jedes Jahr ein Feuerwehrfest und ein Bauerntheaterstück waren. Naja und vermutlich das Abschleppen von naiven Mädels, die sich ein Abenteuer
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