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Der Engelmörder - Spindler, E: Engelmörder

Der Engelmörder - Spindler, E: Engelmörder

Titel: Der Engelmörder - Spindler, E: Engelmörder
Autoren: Erica Spindler
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sein Gespräch mit dem anderen Detective beendet hatte, kam er zu ihr.
    „Dieser Kerl kotzt mich allmählich an“, sagte er.
    Brian wirkte vom Typ her wie ein großer Teddybär – in seinem Fall ein Teddybär mit Sommersprossen und roten Haaren. Sein gutmütiges Auftreten sollte aber nicht über sein äußerst beeindruckendes Temperament hinwegtäuschen. Wer sich mit ihm anlegte, bereute es anschließend bitterlich.
    Es würde ihr gefallen, wenn Brian den Kerl in die Finger bekäme.
    „Schon lange hier?“, fragte sie.
    „Eine Viertelstunde, würde ich sagen.“ Er sah kurz zu demtoten Mädchen, dann wandte er sich wieder Kitt zu. „Glaubst du, er macht es auch noch ein drittes Mal?“
    „Ich will’s nicht hoffen. Vielleicht schnappen wir ihn ja, bevor er es wieder versuchen kann.“
    Brian nickte, dann berührte er sie am Arm und beugte sich vor: „Wie geht’s Sadie?“
    Sie stirbt. Ihre Tochter, ihr einziges Kind stirbt. Kitt verspürte einen Kloß im Hals, als ihr dieser Gedanke durch den Kopf ging. Vor fünf Jahren war bei Sadie lymphatische Leukämie diagnostiziert worden. Sie hatte sich seitdem so oft aufgerafft, von Chemo- und Strahlentherapien bis hin zu einer Knochenmarkstransplantation, die erfolglos verlaufen war, doch nun spürte Kitt die Resignation ihrer Tochter. Sadie besaß einfach nicht mehr die Kraftreserven, um noch länger durchzuhalten.
    Da ihre Stimme versagte, schüttelte Kitt nur den Kopf, woraufhin Brian ihren Arm drückte. Er hatte verstanden. „Und was ist mit dir?“, fügte er an. „Du hältst dich tapfer auf den Beinen?“
    Sie hielt sich auf den Beinen, auch wenn es ihr eher so vorkam, als würde sie jemand mit Waffengewalt dazu zwingen. „Ja“, brachte sie heraus, doch ihr kurzes Stocken verriet ihm, wie es wirklich in ihr aussah. „So gut es geht.“
    Zum Glück hakte Brian nicht weiter nach. Abgesehen von ihrem Mann Joe war er der Einzige, der verstand, was sie durchmachte.
    Noch einmal drückte Brian mitfühlend ihren Arm, dann ließ er sie los. Gemeinsam näherten sie sich dem Bett. Kitt verdrängte alle Vermutungen, welcher Anblick sich ihr bieten würde. Zwar schien es sich um den gleichen Täter zu handeln, der auch das andere Mädchen ermordet hatte, dochsie musste die Szene unvoreingenommen betrachten. Ein guter Ermittler ließ immer den Tatort und die Beweise erzählen, was sich zugetragen hatte. Sobald ein Detective zu reden begann, anstatt zuzuhören, verlor er den unverstellten Blick auf die Dinge und damit die Chance, das Verbrechen frühzeitig aufzuklären.
    Der erste Blick auf das tote Mädchen traf sie wie ein brutaler Schlag.
    So wie beim ersten Mord war auch dieses Opfer hier von einer fast schmerzhaften Unschuld. Wären da nicht die grausamen Anzeichen für den Tod gewesen – bläuliche Verfärbung der Haut, Blutflecken in Augen und Lippen und die einsetzende Leichenstarre –, hätte man glauben können, dass die Kleine schlief.
    Ein schlafender Engel.
    So wie beim ersten Mal.
    Das blonde Haar war offensichtlich vom Täter wie ein Strahlenkranz auf dem Kopfkissen ausgebreitet worden. Und auf die Lippen des Kindes hatte er auch wieder das rosa Lipgloss aufgetragen.
    „Sieht so aus, als hätte er sie erstickt“, überlegte Brian. „So wie beim letzten Mal.“
    Das Fehlen jeglicher Anzeichen für äußere Gewalteinwirkung und die Blutflecken in Augen und Lippen sprachen für Tod durch Ersticken. Kitt nickte. „Also hat der Mörder das Lipgloss nach der Tat aufgetragen.“ Sie warf ihrem Partner einen kurzen Blick zu. „Was ist mit dem Nachthemd?“
    „Genauso wie beim letzten Mal. Die Mutter sagt, es gehört dem Mädchen nicht.“
    Kitt legte die Stirn in Falten. Es war ein hübsches Nachthemd: weiß, mit Rüschen und kleinen pinkfarbenen Satinschleifen.„Und der Vater?“
    „Nichts Neues. Keiner von beiden hat die Leiche angerührt. Die Mutter kam ins Zimmer, um die Kleine für die Schule zu wecken, sah sie und begann zu schreien. Der Vater rief direkt die Polizei an.“
    Eigentlich hätte Kitt Anstoß daran genommen, dass keiner der beiden das tote Mädchen gestreichelt, geschüttelt oder überhaupt berührt hatte, aber durch den Medienrummel nach dem ersten Mord hatte ihnen ein Blick auf die Kleine wohl genügt, um zu wissen, dass sie dem gleichen Ungeheuer zum Opfer gefallen war.
    „Wir müssen sie überprüfen“, sagte Brian.
    Kitt nickte bestätigend. So unvorstellbar es sich auch anhörte, fanden sich doch bei den meisten Morden an
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