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Der Engelmörder - Spindler, E: Engelmörder

Der Engelmörder - Spindler, E: Engelmörder

Titel: Der Engelmörder - Spindler, E: Engelmörder
Autoren: Erica Spindler
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in jener Zeit, als Spillare von seiner Frau getrennt gelebt hatte.
    Die Affäre nahm ein schnelles Ende, er kehrte zu seiner Frau zurück, und M.C. kam zur Besinnung. Sie war damals noch jung, hatte eben erst ihren Polizeidienst begonnen, und sie war von Brian Spillare geblendet gewesen. Der schon zu dieser Zeit für hervorragende Leistungen ausgezeichnete Detective, der kurz davor stand, beim Police Department Karriere zu machen, war ihr überlebensgroß erschienen. Seine Anekdoten aus dem Polizeidienst wirkten auf sie wie ein Aphrodisiakum. Während andere Frauen dahinschmolzen, wenn man ihnen Schmeicheleien ins Ohr hauchte, wurde M.C. von Geschichten über Schießereien, Blut und böse Jungs auf Touren gebracht.
    Allerdings hatte ihr auch niemals irgendjemand vorgeworfen, so zu sein wie andere Frauen.
    Nach der Affäre war ihr Herz unversehrt geblieben, und sie hatte etwas Wichtiges gelernt: Ein Verhältnis mit einem Vorgesetzten führte nicht dazu, dass man ernst genommenwurde. Damals hatte sie sich geschworen, nie wieder in eine solche Situation zu geraten.
    M.C. ging durch den Raum zum Lieutenant, und sofort schloss ihr Kollege Detective Tom White sich ihr an. Er war Afroamerikaner, um die dreißig, groß und schlank und hatte feine Gesichtszüge. Seine Frau hatte vor Kurzem ihr drittes Kind zur Welt gebracht, und ihm war anzusehen, wie wenig Schlaf er seit einigen Nächten bekam. Obwohl M.C. noch nicht lange mit ihm zusammenarbeitete, war es eine gute, solide Beziehung. Er war ein verdammt guter Detective, tat sich ihr gegenüber aber nicht wichtig, und er respektierte ihre Fähigkeiten und Instinkte.
    In dem einen Jahr im Morddezernat hatte M.C. bereits einige Kollegen verschlissen. Sie wusste, sie war anstrengend und ehrgeizig. Ihr war auch klar, dass ihre Kollegen besser auf sie zu sprechen sein würden, wenn sie sich änderte und sich etwas sanfter gab. Doch dazu konnte sie sich einfach nicht durchringen. Wenn sie ihrer Ansicht nach im Recht war, dann stand sie zu ihrer Überzeugung, ganz gleich, wie andere darüber dachten – selbst wenn es ein Vorgesetzter wie Brian Spillare war.
    Lieb und nett zu sein, das war etwas für kleine Enten und für Häschen.
    „Sieht bekannt aus, nicht wahr?“, sagte sie.
    Der Lieutenant nickte. „Leider ja.“
    Fünf Jahre zuvor war Rockford, gut neunzig Meilen westlich von Chicago gelegen, von drei Morden erschüttert worden. Drei Mädchen, alle mit blondem Haar und blauen Augen, hatte ein Unbekannter in deren eigenem Zimmer umgebracht, während die Eltern ein paar Türen weiter fest schliefen. Das Gefühl, in Rockford sicher leben zu können,war zutiefst erschüttert worden. M.C. war damals im Streifendienst unterwegs gewesen, und die Bürger hatten auf die Morde so verunsichert reagiert, dass sie schon bei dem kleinsten Geräusch die Polizei gerufen hatten.
    Dann nahm die Mordserie ein abruptes Ende, und mit der Zeit kehrte wieder Ruhe ein.
    Nun aber schien es jedoch so, als sei der Mörder zurückgekehrt.
    Mit leicht verkniffenem Blick betrachtete sie Brian. Er arbeitete längst nicht mehr in ihrer Abteilung, sondern hatte seit seiner Beförderung die Einsatzleitstelle unter sich. Die nahm alle beim Police Department eingehenden Anrufe an, war für sämtliche Unfallberichte zuständig und führte eine Liste aller Sexualstraftaten.
    Doch M.C. war klar, warum ihn dieser Mord interessierte: Er hatte zusammen mit Kitt Lundgren die Untersuchungen der damaligen Mordserie geleitet.
    M.C. konnte sich an einige Details des Falls ebenso erinnern wie an Detective Lundgrens Rolle bei den Ermittlungen. Die Ergreifung des Engelmörders hatte für das Department höchste Priorität gehabt, und Lundgrens Verhalten war bei allen Kollegen das Gesprächsthema schlechthin gewesen. Sie war derartig von der Mordserie besessen gewesen, dass sie andere Fälle vernachlässigt, sich gegen ihren Vorgesetzten gestellt und ausdrückliche Befehle ignoriert hatte. Angeblich ließ sie sogar den Mörder entwischen. M.C. erinnerte sich an Gerüchte über fahrlässig verwischte Spuren am Tatort, Alkoholmissbrauch und eine vorübergehende Beurlaubung, zu der auch ein Aufenthalt in einer Entzugsklinik gehört haben soll.
    Von dieser denkwürdigen Beurlaubung war Kitt Lundgren erst vor Kurzem zurückgekehrt.
    „Das wird Lundgren sicherlich interessieren“, meinte Brian beiläufig.
    M.C. machte eine skeptische Miene. „Die ist doch durchgeknallt.“
    „Ich weiß“, gab er zurück. „Aber nach allem,
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