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Der Engelmörder - Spindler, E: Engelmörder

Der Engelmörder - Spindler, E: Engelmörder

Titel: Der Engelmörder - Spindler, E: Engelmörder
Autoren: Erica Spindler
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hatte – alles musste stimmen. Es musste perfekt sein.
    Und nun die Krönung des Ganzen. Er zog ein Fläschchen aus der Tasche und trug mit einem Pinsel eine dünne Schicht blassrosa Lipgloss auf die Lippen des Mädchens auf, wobei er darauf achtete, dass die Farbe gleichmäßig verteilt war.
    Nachdem er fertig war, betrachtete er lächelnd sein Werk.
    Gute Nacht, mein kleiner Engel. Schlaf gut.

2. KAPITEL
    Dienstag, 5. März 2001
    8:25 Uhr
    Detective Kitt Lundgren vom Morddezernat stand in der Tür des Kinderzimmers und verspürte ein flaues Gefühl in der Magengegend. Wieder war ein Mädchen im eigenen Bett ermordet worden, während die Eltern nur ein paar Zimmer weiter schliefen.
    Der schlimmste Albtraum, den sich Eltern ausmalen konnten – und für diese Eltern, diese Familie war er schreckliche Wirklichkeit geworden.
    Um Kitt herum herrschte die gleiche Geräuschkulisse wie an jedem Tatort. Das Klicken einer Kamera, das Klingeln eines Mobiltelefons, gedämpfte Gespräche, ein gemurmelter Fluch.
    Geräusche, die ihr vertraut waren, seit sie vor Jahren ihre Überempfindlichkeit gegenüber den Schauplätzen von Verbrechen überwunden hatte.
    Aber das Opfer war ein Kind, das zweite innerhalb von sechs Wochen, und ebenfalls ein zehnjähriges Mädchen.
    Genauso alt wie ihre Sadie.
    Der Gedanke an ihre Tochter raubte ihr einen Moment lang den Atem. Kitt kämpfte gegen dieses Gefühl an und zwang sich, ihre Aufmerksamkeit dem Kind zuzuwenden und das Monster zu finden, das für den Mord verantwortlich war.
    Am ersten Tatort hatte der Killer nicht eine einzige Spur hinterlassen. Jetzt bekamen sie eine zweite Chance. Vielleicht war der Mistkerl diesmal nicht ganz so gründlich gewesen.
    Kitt betrat das Kinderzimmer und ließ ihren Blick schweifen. Die Wände waren in einem zarten Roséton gestrichen. Weiße Bauernmöbel, ein Himmelbett. Geraffte weiße Vorhänge, die zum Stoff des Betts passten. Ein Regal mit American Girl -Puppen. Sie erkannte Felicity wieder, eine Puppe, die auch Sadie besaß.
    Das Zimmer hätte fast eine Kopie von Sadies Kinderzimmer sein können. Das Bett müsste nur auf der linken statt der rechten Seite stehen, in einer Ecke fehlte der Schreibtisch, und die Wandfarbe hätte Pfirsich anstelle Rosa sein müssen.
    Jetzt konzentrier dich schon, Kitt. Hier geht es nicht um Sadie. Mach deine Arbeit.
    Sie sah nach rechts zu ihrem Partner Brian Spillare, der vor ihr eingetroffen war. Er stand neben Detective Scott Snowe von der Spurensicherung, deren Abteilung insgesamt aus neun Detectives und einem Chief bestand. Anders als bei großstädtischen Polizeibehörden waren die Kriminaltechniker des Rockford Police Department vereidigte Polizisten, die auf allen Gebieten der Beweissicherung geschult waren. Sie suchten den Tatort nach Fingerabdrücken und anderen Spuren ab, stellten Proben von Blutspritzern ebenso wie Kugeln und Patronenhülsen sicher und nahmen ballistische Untersuchungen vor. Außerdem sammelten sie die Insekten und Larven ein, die sich an den Leichen fanden, da sie anhand des Lebenszyklus dieser Tiere den Zeitpunkt des Todes feststellen konnten, wenn beim Verstorbenen bereits der Verwesungsprozess eingesetzt hatte. Daneben kümmerten sich die Jungs auch darum, den Tatort zu fotografieren und zu vermessen, und sie waren bei jeder Autopsie anwesend, um dort ebenfalls Fotos zu machen.
    Für diese Truppe hörte der Spaß einfach nie auf.
    Sichergestellte Beweisstücke wurden ans kriminaltechnische Labor geschickt, das nur ein paar Blocks vom Public Safety Building – kurz PSB – entfernt war, wie sie das Gebäude nannten, weil dort nicht nur das Police Department untergebracht war, sondern auch der Sheriff seinen Sitz hatte. Das städtische Gefängnis und den Gerichtsmediziner fand man ebenfalls dort, also allesamt Einrichtungen, die auf die eine oder andere Weise der öffentlichen Sicherheit dienten.
    Der Deputy Chief of Detectives hatte seine ganze Abteilung zum Tatort geschickt, was Kitt nicht wunderte. Immerhin waren zwei tote Kinder innerhalb von sechs Wochen keine Nebensache für eine von ihrer Industrie geprägte Stadt, in der vorwiegend Familien lebten und die Mordstatistik kaum mehr als fünfzehn Fälle im Jahr auswies. Nie zuvor hatte es dabei jemand auf blonde Mädchen mit blauen Augen abgesehen, die friedlich schlafend diesem grausamen Verbrechen zum Opfer fielen.
    Kitts Partner sah zu ihr, woraufhin sie auf das Bett wies. Er bedeutete ihr, einen Moment zu warten, und nachdem er
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