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Der Engel von Santa Marguerita

Der Engel von Santa Marguerita

Titel: Der Engel von Santa Marguerita
Autoren: Alexander Borell
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Schätze der Welt, nicht für Andy und nicht für die Gewißheit, ein Paradies zu finden, von hier weggefahren.
    Ich ging zu ihr hinüber und klopfte. Sie rief „Herein!“ und stand vor mir, duftend und zart, daß ich mich fast nicht getraute, sie in die Arme zu nehmen. Sie hatte irgend etwas aus weißen Spitzen an, und links an ihrem Kleidausschnitt trug sie eine große, violette Orchidee. Ihre Haut hatte ein seidiges Braun.
    Ich küßte sie, und sie sagte: „Gefalle ich dir, Chess?“
    „Sehr, Andy.“
    Wir gingen nebeneinander durch ihr Zimmer.
    „Chess, — Lieber, — komm’ mit mir fort. Nun weißt du doch, daß Manuel der Mörder ist. Man braucht dich hier nicht mehr. Laß uns weit fortfahren. In die Südsee, — oder nach Europa. Wir könnten wilde Tiere jagen, wenn es dir Freude macht, oder wir könnten griechische Tempel besiehtigen. Wir könnten in einer Blätterhütte im Dschungel leben und nachts die Elefanten im Sumpf trompeten hören, oder wir könnten irgendwo hoch droben in Fels und Eis am Feuer sitzen. Chess, was hält dich hier? Du hast es mir doch versprochen, erinnerst du dich nicht mehr? Wenn du den Mörder hast, sagtest du. — Wollen wir fortfahren? Morgen?“
    „Ich kann doch nicht, Andy. Gib mir noch ein paar Tage Zeit.“
    Ihre hellen Augen standen dicht vor meinem Gesicht wie zwei leuchtende Sterne, Sterne, die man leicht vom Himmel herunterholen konnte.
    „Warum, Chess? Warum willst du noch hierbleiben?“
    „Manuel hat Collins und Arlene nicht ermordet.“
    Sie fing an zu zittern, und ich mußte sie festhalten, daß sie nicht hinfiel. Ich führte sie behutsam zu ihrer großen, weißen Couch.
    „Andy, Liebling, mache dir keine Sorgen. In ein paar Tagen spätestens ist alles vorbei. Dann habe ich auch das geschafft.“
    Ihre vollen Lippen waren blaß. Sie hatte die Augen geschlossen, aber ihre Augenlider zuckten.
    „Ja“, sagte sie tonlos, „dann hast du auch das geschafft.“
    „Und dann“, sagte sie eifrig, „dann fahren wir los, Andy! Irgendwo hinaus in die Welt. Wir suchen unser Mondtal und das Eichhörnchen dazu.“
    Ich küßte sie so lange, bis sie sich mit sanfter Gewalt aus meinen Armen befreite. Sie stand auf.
    „Also gut, mein Lieber; dann gehen wir vorerst mal zum Dinner. Oh — jetzt hast du meine Haare ganz durcheinander gebracht, und meine Orchidee hast du auch zerknautscht. Warte hier einen Augenblick.“
    Sie verschwand in ihrem Schlafzimmer. Ich spielte gedankenlos mit einem Stoß Zeitschriften, der in einem kleinen Regal neben der Couch aufgetürmt war.
    Sie kam wieder herein. Ich hatte noch einige ,Harpers Magazin’ in der Hand. Sie nahm sie mir fort und legte sie zu den anderen.
    „Komm, ich bin fertig.“

17

    Wir waren nur zu viert bei Tisch, denn außer Andrea und mir waren nur Bill und Stephen erschienen. Jeder vermied es sorgfältig, irgendeine verfängliche Bemerkung zu machen, und ich kann mich nicht mehr daran erinnern, was ich gegessen habe.
    Als wir fertig waren, stand Stephen sofort auf und sagte, er habe noch eine Menge Arbeit. Er ging hinaus, und wir rührten noch eine Weile schweigend in unserem Kaffee
    Endlich erhoben sich Andy und Bill gleichzeitig. Bill legte seinen mächtigen Arm um Andys Nacken.
    „Paß auf, Kleines, der macht dich fertig! Der steckt dich in den Sack, du verzogenes Balg, ehe du weißt, was los ist. Gott sei’s gelobt, getrommelt und gepfiffen, genau das habe ich dir schon lang an den Hals gewünscht.“
    Mit seinem dröhnenden Lachen verließ er das Zimmer.
    Andy war ein wenig rot geworden.
    „Er ist ein Bär“, sagte sie, „aber ein gutmütiger. Wollen wir jetzt fahren?“
    Wir gingen hinaus und stiegen in meinen Wagen. Es mußte ungefähr zwanzig Uhr sein. Ich fuhr den besseren Paseo Lunado hinunter und bog dann links in den Palos Verdes Drive ein.
    „Morgen“, sagte Andy, „ist Labour Day. Die Geschäfte und alle Büros sind geschlossen. Hättest du morgen vielleicht Zeit?“
    „Kommt drauf an, für was?“
    „Wir haben heute das große Boot wiederbekommen. Wir könnten hinausfahren, und du könntest versuchen, Schwertfische zu angeln, wenn du Lust hast.“
    „Natürlich habe ich Lust.“
    Sie kuschelte sich an mich und schob ihren Arm unter meinen. Ich spürte, daß sie mich ansah.
    „Das wird fein“, sagte sie, „wir fahren schon morgens los, gleich nach dem Frühstück. Und dann kreuzen wir vor Santa Catalina. Wenn’s überhaupt welche gibt, dann sind sie dort. Wir können dann, wenn wir Lust
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