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Der Engel von Santa Marguerita

Der Engel von Santa Marguerita

Titel: Der Engel von Santa Marguerita
Autoren: Alexander Borell
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Dardington umzubringen. Blieben wir bei der Eifersucht, dann müßte Mrs. Dardington ihren Mann umgebracht haben. Das wäre immerhin noch denkbar. Sie könnte ihm das Gift leicht eingegeben haben, als sie merkte, daß er sie mit Julia Miles betrog. Soweit wäre das alles ganz glaubhaft.
    Aber ich habe die Alte kennengelernt. Sie wäre niemals in der Lage, Collins zu erschießen, den Toten ins Boot zu setzen, und dann sofort anschließend Arlene Forjeon zu vergiften.“
    „Hm“, machte Craig und rieb sich das Kinn, „damit wären wir wieder bei dem alten: ,cui bono?’ — Wem brachte der Tod Dardingtons Vorteil?“
    „Herrgott! Über diese Frage zerbreche ich mir seit zwei Stunden den Kopf. Zuerst überlegte ich mir, wem der Tod von Collins und Arlene einen Vorteil bringen konnte, und seit ich zu der Überzeugung gekommen bin, daß diese beiden Morde nur eine Folgeerscheinung waren, überlege ich mir, warum der Alte sterben mußte. Das Teuflische an der ganzen Sache ist nur, daß sie alle Vorteile davon hatten, — außer Collins, Arlene und Miß Miles. Die drei hatten nur Nachteile. Collins verlor seinen Chef, den er verehrte und mit dem er sich glänzend verstand. Für Arlene Forjeon war’s vielleicht gleichgültig, ob er lebte oder nicht, aber immerhin hatte sie eine sichere und gutbezahlte Stellung bei ihm. Und erst recht Julia; sie verlor den Geliebten. Aber die anderen? Er hielt die ganze Familie elend knapp mit Geld. Die Alte kaufte sich sofort einen neuen Cadillac. Andrea, ein Früchtchen wie’s im Buche steht, bekam ihr eigenes Geld. Ebenso Davis, der allen Grund hatte, scharf auf eine Erbschaft zu sein. Tja, und bei Bill und Stephen weiß ich es nicht genau. Bill arbeitet bei seinem Onkel und verdient anscheinend recht gut, und soviel ich gesehen habe, treibt er keinen Aufwand. Er braucht kein Geld; ihm waren die Kaninchen zwar ein Dorn im Auge, aber deshalb hätte er seinen Vater sicherlich nicht vergiftet. Bei Stephen ist’s wieder anders. Wenn der seinen Vater getötet hätte und dabei schon die Absicht hatte, Collins aus dem Wege zu räumen, dann würde aus diesen beiden Stiefeln ein Paar Schuhe. Mein Eindruck von Stephen war aber nicht so. Er hat vielleicht ein paar Rosinen im Kopf, aber er ist kein wahnsinniger Mörder. — Also bitte, Mr. Craig, — ich bin am Ende.“
    „Wie steht’s denn mit der Kleinen?“
    „Mit Andrea?“
    „Ja.“
    „Hab’ ich natürlich auch schon überlegt. Aber es ist bei ihr wie mit allen anderen: einen Grund hätte sie gehabt. Seit ihr Vater tot ist, kann sie hunderttausend Dollar im Jahr verpulvern. Das wäre schon ein guter Grund. Aber sie kann’s auch nicht gewesen sein. Lynn Collins sagte mir nämlich, er kenne den Mörder. Zugleich hat er aber auch Andy auf dem laufenden gehalten, und sie wußte genau, daß er zu mir gekommen war, damit ich die Sache aufklären sollte. Hätte Lynn, wenn Andy etwas damit zu tun gehabt hätte, ihr alles auf die Nase gebunden? Im Gegenteil, Andrea lebt in einer geradezu panischen Angst vor einem neuen Mord. Ich glaube, daß sie die Zusammenhänge irgendwie spürt, ohne sie genau zu kennen. Sie will, daß ich draußen bleibe, bis der Mörder gefaßt ist, und sie hat es ermöglicht, daß ich jetzt sogar im Herrenhaus wohnen kann. Mag sein, daß sie ein ziemlich leichtsinniges Huhn ist, aber wegen Geld bringt sie ihren Vater nicht um.“
    Craig schwieg, und ich dachte noch einmal alles durch.
    „Da wäre noch dieser alte Säufer“, fuhr ich fort, „dieser Onkel Richard. Er hat eine fürchterliche Wut auf Mrs. Dardington, seine Schwägerin, und hat mir recht deutlich zu verstehen gegeben, daß sie ihren Mann umgebracht hat. Er gab mir auch das Testament. Tatsächlich besitzt die Alte jetzt fast drei Millionen.“
    Wir redeten noch eine gute halbe Stunde so weiter, aber es kam nichts dabei heraus. Schließlich verabschiedete ich mich und fuhr zu Doktor Russell Garland.

16

    Doktor Russell Garland hatte ein kleines Häuschen auf einer Anhöhe in Torrance. Als ich an seinem Gartenzaun hielt, sah ich einen alten Mann hinter einer verwilderten Blumenhecke gerade damit beschäftigt, grüne Bohnen zu ernten. Ich rief ihn an, und er kam an den Gartenzaun.
    „Hallo“, sagte ich, „sind Sie Doktor Russell Garland?“
    „Ja“, sagte er, „aber ich übe keine Praxis mehr aus. Wenn Sie einen Arzt brauchen, müssen Sie hier geradeaus…“
    „Nein, danke“, sagte ich, „ich brauche keinen Arzt. Ich möchte mich nur ein wenig mit
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