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Der Engel von Santa Marguerita

Der Engel von Santa Marguerita

Titel: Der Engel von Santa Marguerita
Autoren: Alexander Borell
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so diskret erledigen, daß ich nicht hineingezogen werde. Das wäre mir nämlich peinlich.“
    Einem Mann, dem es peinlich war, jemand anzuzeigen, der ihn ermorden wollte! Das fing an, interessant zu werden. Ich holte meinen Gäste=Whisky aus dem Schreibtisch.
    „Ein Glas?“
    Er winkte ab. „Danke, nein, ich trinke keinen Alkohol.“
    Ich ließ die Flasche stehen, goß aber auch mir nicht ein.
    „Na schön“, sagte ich, „vielleicht können wir nun zur Sache kommen. Schießen Sie los!“
    Er nahm seine Brille ab und putzte die dicken Gläser mit einem seidenen Taschentuch, das er dann wieder in die Brusttasche seiner Jacke stopfte.
    „Kennen Sie den Namen Dardington?“
    Ich nickte. „Die Dardington Flugzeugwerke in Burbank. Der Besitzer heißt, glaube ich, George Dardington?“
    „Den meine ich nicht. Ich meine den Arzt, William Dardington. Er ist ein Bruder von George.“
    „Nein“, sagte ich, „den kenne ich nicht.“
    „Er ist vor zwei Monaten gestorben. Sein Besitz heißt Santa Marguerita. Das ist in Palos Verdes Estates. Es ist ein sehr großer Besitz; liegt in den Bergen nach Lomita zu.“
    „Nie davon gehört; aber erzählen Sie bitte weiter.“
    „Ich arbeite dort“, sagte er. „Ich war Doktor Dardingtons erster Assistent. Wir machen Versuche mit Kaninchen.“
    „Und das bringt etwas ein?“ fragte ich zweifelnd.
    Er schüttelte ein wenig unwillig den Kopf.
    „Keineswegs. Im Gegenteil, es kostet eine Menge Geld. Aber Dardington war ein Idealist. Und er war reich. Sehr reich.“
    „Alles gut und schön“, sagte ich, „aber wer hat Ihnen nun das Gift in den Kaffee getan?“
    Er rieb sich die Hände und wiegte den Kopf. Schließlich meinte er:
    „Darüber sprechen wir am besten morgen oder übermorgen. Ich dachte mir, Sie müßten erst einmal die Familie kennenlernen.“
    „Und wie stellen Sie sich das in der Praxis vor, Mister...?“
    „Ich heiße Collins, Lynn Collins. Also — ich werde ganz einfach erzählen, ich hätte Sie zufällig getroffen. Wir könnten uns an der Universität in Boston kennengelernt haben. Und nun habe ich Sie wieder getroffen und eingeladen, eine Weile bei uns zu Gast zu sein. Da könnten Sie es unauffällig erledigen.“
    Er zog seine Brieftasche heraus und legte mir fünfhundert Dollar auf den Tisch.
    „Das soll eine Anzahlung sein, Mr. Marlon. Selbstverständlich sind Sie in Santa Marguerita mein Gast, und über das restliche Honorar werden wir uns sicher einig werden.“
    Ich stand auf und ging hinter meinem Schreibtisch auf und ab.
    „Für einen Privatdetektiv, Mr. Collins, ist das ein verflixt kitzliger Auftrag. Gehen Sie besser zur Polizei damit! Apropos — haben Sie etwas von dem Kaffee aufgehoben?“
    „Nein. Ich dachte mir, man würde sagen, ich hätte das Gift selbst hineingetan; man würde sagen, ich hätte das aus einem bestimmten Grund getan. Man würde mir den Grund nachweisen können, warum ich jemanden in Verdacht bringen wollte. Verstehen Sie nun?“
    Ja, nun verstand ich ihn. Und ich mußte mir eingestehen, daß er keineswegs daneben gedacht hatte.
    „Gut, Mr. Collins, ich übernehme den Fall. Aber jetzt erzählen Sie mir mal noch ein bißchen mehr!“
    Er schaute auf seine Armbanduhr.
    „Ich habe jetzt nicht viel Zeit“, sagte er. „Aber ich dachte mir, Sie würden am besten morgen vormittag, etwa um zehn Uhr, nach Santa Marguerita kommen. Wir wollen dann nämlich mit dem Motorboot nach Catalina hinüberfahren, und Sie könnten bei der Gelegenheit gleich ein paar Mitglieder der Familie kennenlernen. Ich muß jetzt weg; heute abend möchte ich noch das Boot in Schwung bringen. Es ist ein schönes, modernes und sehr schnelles Boot.“
    Er stand auf und streckte mir die Hand hin. Ich hielt ihn zurück: „Einen Augenblick noch, Mr. Collins! Ein paar Angaben möchte ich doch noch haben. Können Sie mich denn so ohne weiteres einladen? Ich meine, wird das nicht auffallen?“
    „Keineswegs. Ich wohne in einem Nebenhaus. Ich habe meine eigene Wohnung, und niemand interessiert sich dafür, wen ich einlade.“
    „Und wer gehört zur Familie?“
    Ich schrieb mir rasch sämtliche Namen auf, die er mir sagte, und dann brachte ich ihn sogar persönlich zum Lift. Er lächelte verschmitzt, als er sich von mir mit den Worten verabschiedete:
    „Also bis morgen, Chester!“
    „Bis morgen, Lynn!“
    Ich lauschte noch eine Weile auf das Surren des Lifts, dann kehrte ich in mein Büro zurück. Ich verschloß das Geld in der Stahlschatulle, in der
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