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Der Engel von Santa Marguerita

Der Engel von Santa Marguerita

Titel: Der Engel von Santa Marguerita
Autoren: Alexander Borell
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Schämst du dich nicht?“
    Ich wollte gerade wieder ins Bootshaus gehen, um mich anzuziehen, als Mr. Smith leise knurrte. Im gleichen Augenblick stand ich in einer Flut von Licht. Irgend jemand strahlte mich mit einem verteufelt hellen Scheinwerfer an.
    „Was machen Sie denn da?“ fragte eine Männerstimme.
    „Sehen Sie doch, — ich bade. Machen Sie Ihre Funzel aus!“
    Er leuchtete mich weiter an.
    „Gehören Sie zu den Dardingtons?“ wollte er wissen.
    „Vielleicht, — vielleicht auch nicht. Jedenfalls steht hier nirgends, daß Baden verboten ist.“
    Ich konnte ihn nicht sehen, weil mich das Licht so verteufelt blendete; aber ich dachte, es müsse einer von der Highway Patrol sein.
    „Haben Sie hier geschossen?“ fragte er.
    „Geschossen? — Ich? — Ich habe ja überhaupt nichts zum Schießen bei mir, weder hier in meinem Adamskostüm, noch drin in meinen Kleidern. Und nun richten Sie Ihr Laternchen bitte mal woanders hin.“
    Tatsächlich schien er jetzt endlich zu glauben, daß ihm ein völlig nackter Mann nicht allzu gefährlich werden konnte, und blendete seinen Scheinwerfer ab. Nun sah ich ihn vor den Felsen stehen; er war ein großer Kerl und hatte bestimmt dreißig Pfund mehr auf den Rippen als ich.
    „Es wurde aber geschossen“, sagte er. „Ich bin Wachmann, nebenan, auf dem Marinegelände. Wir haben’s dort ganz deutlich gehört.“
    „Möglich“, brummte ich, „aber ich selbst hab’ nichts gehört. Ich bin erst seit zehn Minuten da.“
    „Und das Motorboot? Das ist doch gerade hinausgefahren?“
    „Ja“, erwiderte ich, „ich kam gerade her, als es in der Bucht verschwand. Ich nehme an, daß es Mr. Collins war.“
    Er schien dem Frieden nicht recht zu trauen, kam aber nun doch zu mir.
    „Ich möchte meinen Kopf wetten“, sagte er, „daß da geschossen worden ist. Solche Mätzchen gibt’s hier nämlich nicht!“
    Ich konnte ihn nun gut erkennen. Er war ein älterer Mann in einer Art Uniform. In der linken Hand hielt er den Scheinwerfer, in der rechten einen alten 8,13 Armeerevolver, der genau auf mich zeigte.
    Ich wollte nicht, daß er den Blutfleck sah, sonst hätte ich bestimmt noch weitere Scherereien gehabt. Deshalb sagte ich: „So, mein Freund, jetzt reicht’s mir. Erstens friere ich und ich möchte mich wieder anziehen, und zweitens zeigen Sie mir jetzt mal Ihren Berechtigungsschein. Sie befinden sich hier nämlich auf Privatbesitz. — Los, machen Sie schon! Sonst gibt’s morgen eine Meldung, daß Ihnen Hören und Sehen vergeht.“
    Er steckte den Revolver ein.
    „Na, na“, murrte er, „schließlich muß man sich doch mal umsehen, nicht? — Was ist denn da drin?“ Er deutete auf das Bootshaus.
    „Zwei Boote und etwas Wasser“, entgegnete ich.
    „Kann ich’s mal sehen?“
    „Nein, das geht Sie gar nichts an. Und jetzt verschwinden Sie!“
    Er hatte plötzlich seinen Revolver wieder in der Hand,
    — Kunststück bei einem nackten Gegner!
    „Hier ist doch was faul“, meinte er und machte Miene, an mir vorbei ins Haus zu gehen.
    „Na gut —“, sagte ich, „wenn Sie sich unbedingt überzeugen wollen, — bitte!“
    „Es ist meine Pflicht“, bemerkte er, „weil geschossen worden ist.“
    Wir gingen nebeneinander durch die breite Tür. Dabei verpaßte ich ihm mit der linken Handkante einen Schlag auf den Hals und dann einen mit der rechten Faust auf den gewissen Punkt an der Kinnspitze.
    Er ging programmgemäß zu Boden, und ich zog mich rasch an. Dann tunkte ich mein Taschentuch in den Blutfleck und schwappte ein paar Eimer Wasser über die Stelle. Ich faltete das Taschentuch sorgfältig zusammen, legte den Ohrklipp mit dazu und verstaute das ganze in meiner Tasche. Endlich machte ich mich auf die Socken.
    Der Buick stand noch immer oben, mein Packard aber war weg. Nun, es war meine eigene Schuld, denn ich hatte mir in der Eile nicht die Mühe gemacht, die Schlüssel abzuziehen! Ich rechnete mir aus, daß es bis Palos Verdes Estates etwa zwei Meilen sein mußten, und machte mich auf den Weg. Als ich die Scheinwerfer eines Autos sah, das hinter mir kam, hockte ich mich hinter einen Oleanderbusch und wartete, bis es mit leise singenden Reifen an mir vorbeigehuscht war.
    Es war etwas nach elf Uhr, als ich zu den ersten Häusern von Palos Verdes Estates gelangte. Dort, beim dritten Haus, direkt neben der Straße, stand mein Packard.
    Ich untersuchte den Wagen sehr gründlich, fand aber nichts, was auf den unrechtmäßigen Benutzer hinwies. Ich zog meine
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