Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der dunkle Kuss der Sterne

Der dunkle Kuss der Sterne

Titel: Der dunkle Kuss der Sterne
Autoren: Nina Blazon
Vom Netzwerk:
Liebe und Verrat sprach und dabei Amad einen hasserfüllten Blick zuwarf. Der Mégan, der seine Hand vielsagend auf ihre legte. Jetzt wusste ich, dass es eine Warnung an sie war, einen alten Verrat nicht zu vergessen.
    Mühsam richtete ich mich auf und ging auf sie zu. Meine Schulterwunde schmerzte inzwischen unerträglich, die Schwäche kroch mir in jeden Knochen. Nur schwankend hielt ich mich auf den Beinen, aber diesmal stützte Kallas mich nicht.
    »Ich würde mich beeilen«, sagte Wahida. »Die nächste Einheit, die hier auftaucht, wird ein paar mehr Leute haben!«
    Ich bat Meon mit einem Blick, die Alte loszulassen. Er runzelte die Stirn und trat zurück. Die Mégana stützte sich an der Wand ab.
    »Es ist schon einmal geschehen, was Tian so viele Jahrzehnte später auch gelungen ist«, sagte ich zu ihr. »Ein Licht aus seinem Kerker in unsere Wirklichkeit zu ziehen. Ihr wart es. Ihr… habt Amad befreit, als Ihr noch jung wart?«
    »Und er wird dich auch betrügen!«, spuckte sie mir entgegen.
    »Was ist passiert?«, wollte ich wissen. Die Alte schluckte schwer. Ihre Blicke huschten durch den Raum. Auf eine Art waren wir uns wirklich ähnlich. Auch sie gab nicht auf. Und auch sie tat, was ich an ihrer Stelle ebenfalls getan hätte: Zeit gewinnen.
    »Ich war jung und dumm«, sagte sie. »Ich habe mich verliebt, obwohl ich es nicht durfte.«
    »In Amad?«
    Verächtlich schüttelte sie den Kopf. »Nein, in den Sohn einer befreundeten Familie. Natürlich waren wir beide anderen versprochen, aber wir fanden uns trotzdem. Und irgendwann … begannen ich zu träumen, mit jedem Kuss meines Geliebten deutlicher. Von einem jungen Mann mit vielfarbenem Haar. Er sagte, er könne uns dabei helfen … aus Ghan zu fliehen.«
    Es war ein sehr alter Schmerz, aber auch eine Wehmut, die ihre Züge weich werden ließ. »Ich habe dieser Stimme geglaubt«, sagte sie bitter. »Und auch der Mann, den ich liebte, glaubte daran. Der Mann aus dem Traum sagte uns, er wolle uns helfen, wir müssten in die Wüste gehen, in die Höhle der Traumdeuter, dort gäbe es einen Weg, der uns weit fort bringen würde. Aber dafür müsste ich ihn befreien. Dort, in der Höhle. Ich tat es, ohne zu ahnen, dass wir von einem Medaskrieger gelenkt wurden – er war die Gabe meines Geliebten. Ich nahm das Morenoblau von den alten Zeichnungen der Höhlenwände. Aber als er frei war, erkannte ich …« Ihre Stimme brach und die Härte kehrte zurück. »Es war seine Jägerstrategie, sich zu befreien. Er hat uns beide mit falschen Versprechungen betrogen.«
    Diesmal musste Trinn nicht meine Hand nehmen. Bilder aus verschiedenen Jahrhunderten überlagerten sich: Amad in der Wüste, an derselben Stelle, an der einst Meda getötet wurde. Er war verbittert und sah in der Mégana und ihrem Geliebten nur seine Feinde. Ich konnte seine Enttäuschung spüren, als er den Fluchtweg in der Höhle verschlossen fand. Und dort: die Mégana, so jung wie ich heute, voller Hoffnung, ihre verbotene Liebe zu retten. Sie tat mir leid, zu gut konnte ich ihren Schmerz verstehen. Und gleichzeitig konnte ich Amads alten Hass nachfühlen, und die Verzweiflung eines Sklaven, der alles dafür tun würde, sich und sein Volk zu befreien.
    Die Alte wischte sich mit einer zitternden Hand über die Augen und blickte zu den Menschen unter Glas. »Der Medaskrieger hatte Pech. Soldaten holten uns ein und brachten ihn und uns zurück vor die damaligen Méganes.«
    »Aber Ihr wurdet nicht bestraft«, sagte ich. »Warum nicht?«
    Die Mégana lächelte traurig und betrachtete die Narbe an ihrer Hand. »Weil ich, ohne es zu wollen, etwas gefunden hatte, das Ghan zu heutiger Größe gebracht hat. Nur durch Amads gescheiterte Flucht entdeckte man, dass es möglich ist, die Lichter in unsere Wirklichkeit zu holen. Und dass man die Gaben noch lebender Menschen an andere binden kann, ohne sie von ihren Besitzern zu trennen. So wurden sie zum Handelsgut. Aber du irrst dich, wenn du denkst, dass ich nicht bestraft wurde, Canda Moreno. Der Mann, den ich liebte, und ich, wir wurden für immer getrennt. Ich musste meinen Versprochenen heiraten, so wie es das Gesetz befahl. Mein Fehltritt wurde vertuscht, meine Familie hat gut genug dafür bezahlt. Aber selbst als Mégana war ich eine Gefangene, niemals hatte ich unumschränkte Befehlsgewalt. Und glaub mir, mein Gemahl hat mich jeden einzelnen Tag daran erinnert, wie sehr er mich verachtet.«
    Und er hat Amad als Gabe gewählt und ihn als Sklave in unsere Welt
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher