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Der dunkle Kuss der Sterne

Der dunkle Kuss der Sterne

Titel: Der dunkle Kuss der Sterne
Autoren: Nina Blazon
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sticht, sobald die Haut spannt, und ich bin beruhigt und weiß, dass ich wirklich wach bin.
    Kallas sagt, ich soll die Wunde blau färben, wie es sich für eine richtige Hautwanderin gehört. Aber mir genügt meine von Narben raue Handfläche, um niemals zu vergessen, was ich bin. Narben von Scherben einer Rosenvase in meinem Elternhaus, Farbe von meiner Flucht, die Stichnarbe eines Paktes, Schnitte vom Grunde des Onyxflusses und Tanas Schattenblau von einer Höhlenzeichnung. Mir gefällt der Gedanke, dass meine Haut Pergament ist und die Narben Buchstaben darauf, blaue Tinte im Buch meines Lebens. Und jeder Körper erzählt seine eigene Geschichte. Amad lächelt, als ich mit dem Zeigefinger seine Kratzer von Falkenkrallen nachzeichne und das Zeichen der Wüstenblume an seinem Handgelenk umkreise. »Woran denkst du, Ydrinn?«, murmelt er, ohne die Augen zu öffnen.
    »An Bücher.«
    Er seufzt und lächelt sein schiefes, spöttisches Lächeln, das ich so liebe. »Warum frage ich überhaupt, Menschenmädchen.«
    »Nicht an Bücher aus Papier – sondern an Geschichten, die erst noch geschrieben werden.«
    Er öffnet die Augen und stützt sich auf dem Ellenbogen auf. »Wie die der Hautwanderin und des Jägers, die sich nach dem Fall der Stadt mit einem Fischermädchen und einer Gruppe von Lichtern auf die Suche nach den Toren des Medaslandes machen?«
    Ich nicke. »Die Zeit der Ketten ist vorbei. Jetzt beginnt die Zeit der Lichter.«
    Sein Lächeln bekommt etwas Diebisches und lässt mich auf der Hut sein.
    »Woran denkst du ?«, will ich wissen.
    »An eine Stadtprinzessin, die ich mal kannte. Sie war hübsch, weißt du? Aber leider eine Hexe. Bevor ich sie küsste, wusste ich nicht, wie süß Schlangengift schmeckt.«
    Ich muss lachen. »Du sollst nicht an andere Mädchen denken! Schau mich an! Was siehst du?«
    Sein Blick wird so weich, dass ich erschauere wie unter einer Berührung. Er rückt so nahe an mich heran, dass seine Wärme und sein Duft mich ganz benommen machen. Mit dem Zeigefinger streicht er über meine Wange, zeichnet zart den Wangenbogen und die Kinnlinie nach und hebt mein Kinn, bis sich unsere Lippen fast berühren. »Canda«, antwortet er so zärtlich, dass ich seinen Atem wie eine Liebkosung auf meinem Mund spüre. »Meine Canda.«
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