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Die Albenmark: Elfenritter 2 - Roman

Die Albenmark: Elfenritter 2 - Roman

Titel: Die Albenmark: Elfenritter 2 - Roman
Autoren: Bernhard Hennen
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BRONZESCHLANGEN

    Feuer brannte in Gishilds Lungen, als die Bronzeschlange sich aufbäumte und Rauch und Glut spie. Hustend taumelte sie zurück. Jemand stieß sie grob an. Gebrüllte Befehle ertönten, doch sie waren nur ein dumpfes Dröhnen in ihren tauben Ohren. Vom Pulverrauch geschwärzte Gesichter gaukelten gleich schwarzen Masken mit unheimlichen, weiß strahlenden Augen durch die Finsternis. Wieder wurde Gishild angerempelt. Eine gebückte Gestalt schleppte eine schwere Eisenkugel.
    »Wischt aus!« Die helle Mädchenstimme war das Erste, was Gishild deutlich vernahm. Vielleicht, weil sie sich so sehr von dem infernalischen Lärm ringsherum unterschied. Anne-Marie drückte ihren Daumen in das Zündloch der großen Bronzekanone. Joaquino drängte an dem Rohr vorbei, dessen Hitze die Luft erzittern ließ. Der breitschultrige Novize hatte sein Hemd ausgezogen. Pulverdurchsetzter Schweiß rann wie schwarzes Blut über seine Brust. Er schwang den schweren Ladestock herum, tauchte den Schwamm am hinteren Ende in den Eimer, der neben dem Geschütz stand, und stieß ihn dann tief ins Maul der Bronzeschlange.
    Die Geschützkammer erbebte. Kanonendonner überrollte die Prinzessin. Der Lärm bohrte sich wie ein Dolch in ihren Kopf hinein.
    Gishild presste sich beide Hände auf die Ohren. Sie zitterte am ganzen Leib. Rückwärts taumelnd stieß sie mit dem bärtigen Geschützmeister zusammen. Seine schwieligen Hände packten sie bei den Armen. Mit einem Ruck drehte er sie ein Stück herum und verpasste ihr einen Stoß, der sie in die andere Richtung wanken ließ.

    Tränen der Wut rannen über Gishilds Wangen. Sie wollte nicht aufgeben, aber sie hielt es nicht länger aus.
    Wieder erzitterte die Geschützkammer unter dem Donner eines Kanonenschusses. Wie gepeitscht warf sich die Prinzessin nach vorn. Grelles Licht stach ihr in die Augen, als sie auf das Hauptdeck der Galeasse gelangte. Sie brauchte gar nicht aufzublicken, um zu wissen, dass sie angestarrt und belächelt wurde. Die Arkebusiere und Ritter an der Reling, die Ruderer, die sich in der Sonne auf ihren Bänken räkelten, sie alle hatten nichts weiter zu tun, als zuzusehen, welche Novizen der Pulverqualm vertrieb und wer seine Feuertaufe bestand.
    Den Blick starr auf die Planken geheftet, lief sie zum Vormast und ließ sich dort nieder. Schwefeliger Pulvergeschmack klebte auf ihrer Zunge; ihr war übel. Ein Stück weiter kauerte Raffael. Die schwarzen Locken hingen ihm strähnig in die Stirn. Sein Gesicht glänzte schwarz, wie in Tinte getaucht. »Ich liebe Pferde«, murmelte er halblaut. »Die verdammten Pulverfresser können mir gestohlen bleiben. Und dieses verfluchte Schiff auch.« Er zog die Nase hoch und wollte wohl aufs Deck spucken, überlegte es sich dann aber anders. Kapitän Alvarez liebte sein Schiff, und es war gewiss nicht klug, die Geliebte eines anderen Mannes anzuspucken.
    Gishild lächelte unwillkürlich über ihre Gedankensprünge.
    »Nimm es dir nicht zu Herzen«, erklang eine wohlvertraute, warme Stimme hinter ihr. Es war Drustan, der einarmige Ritter, der Magister ihrer Lanze. »Meine Sache war das auch nicht. Ich glaube, ich habe es nicht länger in der Geschützkammer ausgehalten als du.«
    Er legte die Hand auf Gishilds Schulter und drückte sie sanft. »Ich weiß, manchmal sind wir etwas schroff … Und
ich weiß auch, wie sehr ein Lächeln im falschen Augenblick verletzen kann. Aber glaube mir, all dies hier geschieht nicht, um euch zu demütigen. Tjured gibt jedem seiner Kinder mindestens eine große Gabe. Wir suchen nach euren Begabungen. Und wenn wir sie entdecken, dann schleifen wir euch, bis wir das Beste aus euch herausholen. Welchen Sinn hätte es, dir das Kommando über eine Geschützkammer zu geben, wenn du dort bestenfalls mittelmäßig wärst? Dafür bist du eine außergewöhnliche Fechterin. Also werden wir dich unseren besten Fechtlehrern überantworten, wenn du etwas älter bist. Aber noch sind wir auf der Suche … Verzweifle nicht. Drei Jahre dauert dieser Abschnitt deiner Ausbildung. Dann wissen wir, wie Gott dich erschaffen hat und welche Gaben er dir mitgab.«
    Gishild versuchte sich vor der freundlichen Stimme und dem Trost zu verschließen. Sie wollte davon nichts hören. Sie war sich ganz sicher, keine Gaben von Tjured erhalten zu haben, denn sie war die Prinzessin des Fjordlands, und sie diente anderen Göttern! Vielleicht wollte sie auch einfach ihren Schmerz und ihren Zorn nicht aufgeben.
    Sie blickte hinauf zum
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