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Der Dativ Ist dem Genitiv Sein Tod 1

Der Dativ Ist dem Genitiv Sein Tod 1

Titel: Der Dativ Ist dem Genitiv Sein Tod 1
Autoren: Bastian Sick
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in keiner Weise/in keinster Weise
    Wenn »kein« so viel bedeutet wie »nichts« oder
    »niemand«, lässt es sich dann noch steigern? Logisch gedacht natürlich nicht, stilistisch ist dies trotzdem möglich. Man nennt dies den »Elativ«, eine
    Steigerungsform, die sich herkömmlicher Logik entzieht, um außergewöhnliche Höflichkeit, Entrüstung, Qualität, Trauer oder Demut auszudrücken. Der Elativ, auch
    »absoluter Superlativ« genannt, wird außer Konkurrenz verwendet, also ohne einen wirklichen Vergleich anzustellen: mit freundlichsten Grüßen, herzlichst, in tiefster Trauer, beim besten Willen, beim leisesten Anzeichen, möglichst, gefälligst, baldigst, gütigst und eben auch: in keinster Weise.

    [k] kosten: das kostete ihm/ihn das Leben
    Regiert »kosten« den Dativ oder den Akkusativ der Person? Seit eh und je findet man beide Formen belegt.
    Es ist allerdings nicht so, wie viele glauben, dass der Dativ den Akkusativ verdrängen würde. Vielmehr befindet er sich seit Jahrhunderten auf dem Rückzug. Im 18. Jahrhundert überwog noch der Gebrauch des Dativs.
    Sprachgelehrte empfahlen dann den Akkusativ, der sich bis heute weitgehend durchgesetzt hat.
    Wenn »kosten« im Sinne von »etwas verlangt von jemandem einen bestimmten Preis« gebraucht wird, gilt allein der doppelte Akkusativ als standardsprachlich korrekt:

    Das kostet mich nichts; das kostet ihn viel; das kostet dich höchstens ein Lächeln.

    Wird »kosten« im Sinne von »etwas bringt jemanden um etwas« verwendet, gilt neben dem Akkusativ der Person auch der Dativ der Person als korrekt:

    Das kostete die Mannschaft den Sieg; das kostete der Mannschaft den Sieg; das kostet ihn das Leben; das kostet mir meine letzten Nerven; das kostet dich deine Ruhe; ich lasse mir das Geschenk etwas kosten.

    [l] lehren: jemandem/jemanden das Fürchten lehren Heute gilt es als standardsprachlich korrekt, nach lehren den doppelten Akkusativ zu gebrauchen: Sie lehrt ihn das Klavierspiel; er lehrt sie das Tangotanzen.
    Im 17. und 18. Jahrhundert war es hingegen üblich, die Person in den Dativ zu setzen, da lehrte der Meister dem Gesellen das Handwerk, und der Erzieher lehrte dem Flegel Mores. Im 19. Jahrhundert lehrte dann der Akkusativ den Dativ das Fürchten, indem er ihn von seinem Platz verdrängte. Dennoch tritt der Dativ gelegentlich noch auf, vor allem im Passiv: Ihm wurde das Fürchten gelehrt.

    [l] lohnenswert/lohnend
    »Lohnenswert« ist eine überflüssige Zusammensetzung aus den Wörtern »lohnend« und »wert«. Eine Sache kann lohnend sein, und sie kann etwas wert sein, beides zusammen-genommen macht sie aber nicht zwangsläufig lohnenswert. Ähnliche pleonastische Adjektive: stillschweigend, schlussendlich, vorprogrammiert.

    [m] meines Wissens/meines Wissens nach
    Die Wendung »meines Wissens« in der Bedeutung
    von »soviel ich weiß« steht ohne die Präposition »nach«.
    Es heißt: »Meines Wissens war Peter der Große Zar von Russland«, nicht »Meines Wissens nach war Peter der Große Zar von Russland«.
    Dasselbe gilt für den Genitiv von »Erachten«, auch hier heißt es nicht »meines Erachtens nach«, sondern nur
    »meines Erachtens«.
    Die Präposition »nach« steht bei ähnlichen
    Wendungen, die den Dativ haben:
    meinem Gefühl nach; meiner Meinung nach; dem
    Vernehmen nach; seinem Urteil nach.

    [m] Mexico City/Mexiko-Stadt
    Auch in Deutschland wird immer häufiger von »Mexico City« statt von »Mexiko-Stadt« gesprochen, vor allem natürlich in Reisebüros, aber auch in Reportagen und selbst im Erdkundeunterricht. City hat einen
    verheißungsvolleren Klang als das Wort Stadt, außerdem wird bei uns in Deutschland inzwischen selbst so vieles
    »City« genannt (allein Hamburg hat mittlerweile vier Citys: City Nord, City Süd, Hafencity und die
    Innenstadt), dass die englische Vokabel nicht mehr als fremd wahrgenommen wird. Von modernistischen und modischen Erwägungen abgesehen, gibt es allerdings keinen zwingenden Grund, weshalb man der Hauptstadt Mexikos im Deutschen einen englischen Namen geben sollte. Die spanisch sprechenden Bewohner selbst nennen ihre Stadt übrigens Ciudad de Mexico.
    Dasselbe gilt übrigens auch für Kuweit City und Panama City, die nicht kleiner oder hässlicher werden, wenn man sie Kuweit-Stadt und Panama-Stadt nennt.
    Ho-Tschi-minh-Stadt und Vatikanstadt sind von der City-Mode bislang noch verschont geblieben.

    [m] Mund-zu-Mund-Beatmung/Mundpropaganda
    Es gibt Mund-zu-Mund-Beatmung und
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