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Der Dativ Ist dem Genitiv Sein Tod 1

Der Dativ Ist dem Genitiv Sein Tod 1

Titel: Der Dativ Ist dem Genitiv Sein Tod 1
Autoren: Bastian Sick
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nicht weiß, was ich sagen soll.
    • Wer sprichwörtlich große Worte macht, der spuckt nur große Töne.
    • Man gibt sein Ehrenwort, und wenn man es zweimal tut, dann sind es Ehrenworte, nicht Ehrenwörter.
    • Die Mehrzahl von Sprichwort lautet unlogischerweise Sprichwörter, eigentlich müssten es Sprichworte sein.
    • Worte können Pfeile sein, sie können verletzen, vernichten, sogar töten.
    Um es auf eine Formel zu bringen: Wörter bestehen aus Buchstaben, Worte bestehen aus Gedanken.

    [z] zeitgleich/gleichzeitig
    »Zeitgleich« wird oft fälschlicherweise im Sinne von
    »gleichzeitig« gebraucht. »Zeitgleich« sagt nur etwas über die Dauer eines Ereignisses aus, nicht über den Zeitpunkt seines Eintritts. Wenn zwei Rennfahrer oder zwei Schiläufer zeitgleich im Ziel eintreffen, muss das nicht heißen, dass sie im gleichen Moment die Ziellinie passieren. Es heißt lediglich, dass sie für die Strecke exakt dieselbe Zeit benötigten. Dabei können sie durchaus zeitversetzt gestartet und ebenso zeitversetzt ins Ziel gekommen sein.

    [z] zeitweise/zeitweilig
    »Zeitweise« ist ein Adverb und kann nicht gebeugt werden. Vom attributiven Gebrauch ist daher abzuraten.
    Ein »zeitweiser Anstieg der Erwerbslosenzahlen« zeugt nicht nur von Problemen am Arbeitsmarkt, sondern auch von mangelndem Sprachgefühl. In korrektem Deutsch heißt es: »ein zeitweiliger Anstieg«.

    [z] zumindestens/zumeistens
    Es gibt die Wörter zumindest und mindestens, die gleichbedeutend sind. Der Volksmund zieht die beiden im Übereifer gelegentlich zu einem »zumindestens«
    zusammen. Dieses Wort gibt es aber nicht. In der Grammatik nennt man eine solche unzulässige
    Wortkreuzung eine Kontamination. Dasselbe gilt für
    »zumeistens«: Es gibt zumeist und meistens, doch nicht
    »zumeistens«. [—> lohnenswert]

    [z] Zyprer/Zyprioten
    Die Bewohner der Insel Zypern werden heute meistens Zyprer genannt. Dabei spielt es keine Rolle, in welchem Teil der Insel sie leben, »Zyprer« sind sowohl die türkischstämmigen Bewohner im Nordteil als auch die griechischstämmigen Bewohner im Südteil der Insel. Die Bezeichnung »Zyprioten« gilt als veraltet.
    Besonders schnörkelig klingende Ableitungen von Ländernamen (-esen, -assen, -ioten) geraten langsam aber sicher zugunsten der regelmäßigen Endung -er aus der Mode: Panamaer statt Panamesen; Ghanaer statt
    Ghanesen; Tibeter statt Tibetaner; Taiwaner statt Taiwanesen; Zyprer statt Zyprioten.

    Diese Entwicklung wird vom Auswärtigen Amt
    gefördert; Ableitungen auf -er gelten generell als neutral und unbelastet. Die älteren Formen auf -esen, -ianer etc.
    stammen zum Teil aus der Kolonialzeit, manchen haftet der Ruch des Kolonialismus an, andere gelten schlicht als altmodisch.
    Die Annahme, Zyprer seien alle Bewohner der Insel, während Zyprioten nur die Bewohner der Republik Zypern seien, ist falsch.

    ENDE
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