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Desire - Die Zeit Der Rache Ist Gekommen

Desire - Die Zeit Der Rache Ist Gekommen

Titel: Desire - Die Zeit Der Rache Ist Gekommen
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    Kapitel eins
    E s ist so weit«, sagte die Stimme. Sie war deutlich zu hören.
    Camille lächelte in sich hinein und verspürte eine unglaubliche Erleichterung, als sie das letzte Knöpfchen durch die kleine Schlinge steckte. Sie betrachtete sich in dem winzigen Spiegel und richtete ihren Schleier.
    »Du bist ein Traum in Weiß«, schwärmte ihr Vater.
    Aber er war ja gar nicht hier, oder doch? Er geleitete sie nicht den Mittelgang entlang zum Altar. Nein, nein, natürlich nicht. Schließlich war er seit Jahren tot. Zumindest nahm sie das an. Außerdem war ihr Vater gar nicht ihr Vater … nur von Rechts wegen. Nicht wahr? Camille blinzelte. Benommen versuchte sie, einen klaren Kopf zu bekommen, das Gefühl abzuschütteln, neben sich zu stehen.
    Das liegt daran, dass heute dein Hochzeitstag ist, deine Nerven spielen dir einen Streich.
    »Dein Bräutigam wartet.« Die Stimme drängte sie zur Eile, und sie fragte sich, ob wirklich jemand zu ihr sprach oder ob sie sich das nur einbildete.
    Du Dummkopf, natürlich ist das echt!
    Camille verließ das kleine Zimmer, in dem sie sich angekleidet hatte, und ging unsicheren Schrittes durch den dunklen Korridor, der nur von ein paar flackernden Wandleuchtern erhellt wurde.
    Sie schritt eine breite Treppe hinunter, die blank getreten war von Tausenden auf und ab huschender Füße, und gelangte in eine kleine Kapelle. Dort, so wusste sie, würde er sie erwarten.
    Ihr Herz pochte laut vor Aufregung, und das Blut pulsierte durch ihre Adern.
    Was für eine herrliche, wundervolle Nacht!
    Mit einer Hand hielt sie sich an dem langen, glatten Treppengeländer fest, ihre Fingerspitzen glitten über den polierten Handlauf.
    »Beeil dich«, befahl ihr eine barsche Stimme direkt an ihrem Ohr, und sie wäre beinahe über ihr Kleid gestolpert. »Du darfst ihn nicht warten lassen!«
    »Das wird nicht geschehen«, versprach sie. Ihre Stimme warf ein entferntes Echo, als hallte sie durch einen Tunnel, aber vielleicht war auch das nur Einbildung.
    Sie raffte ihren Rock, um schneller gehen zu können. Ihre Füße berührten kaum den Fußboden. Sie fühlte sich leicht, als würde sie schweben, und die Vorfreude trieb sie voran.
    Mondlicht fiel verschwommen durch die großen Maßwerkfenster aus Buntglas, warf Schatten und farbige Muster auf den Boden. Als sie die Kapelle erreichte, zitterten ihre Beine, als trüge sie hohe Absätze.
    Doch ihre Füße waren nackt, die Kälte des Steinfußbodens kroch durch ihre Fußsohlen.
    Armut, Keuschheit, Gehorsam.
    Die Wörter wirbelten durch Camilles Kopf, als sie durch die geöffnete Tür trat. In ihrem Innern erklang Musik, die Stimmen der Engel stiegen auf an ihrem heutigen Hochzeitstag in der Kapelle von St. Marguerite.
    Hochzeitsnacht … es ist Nacht.
    Auf dem Altar flackerten Kerzen, darüber erhob sich ein gewaltiges Kruzifix, welches sie an das Leiden Christi gemahnte. Sie bekreuzigte sich und kniete nieder, dann ging sie langsam nach vorn.
    Armut. Keuschheit. Gehorsam.
    Ihre Finger schlossen sich um die glatten Perlen ihres Rosenkranzes. Die Musik in ihrem Kopf wurde lauter.
    Als sie den Altar erreichte, begann die Kirchenglocke zu läuten, und sie sank vor dem Angesicht Gottes auf die Knie. Sie war bereit, ihre Gelübde abzulegen, ihr Leben dem zu schenken, den sie liebte.
    »Gut … sehr gut … perfekt.«
    Immer noch auf den Knien, senkte Camille ihren Kopf im Gebet. Dann hob sie ihn wieder, blickte zum Kruzifix auf und betrachtete die Wunden auf Jesu ausgemergeltem Körper, wurde Zeugin seines Opfers für ihre eigenen weltlichen Sünden.
    O ja, sie hatte gesündigt.
    Wieder und wieder.
    Jetzt würde sie davon freigesprochen werden.
    Geliebt werden.
    Für immer.
    Sie schloss die Augen und senkte mit einiger Mühe erneut den Kopf, der sich plötzlich schwer anfühlte, ihre zum Gebet gefalteten Hände ungelenk. Die Kapelle veränderte sich, wurde finsterer, die Statue der Heiligen Jungfrau mit den Engeln neben dem Taufbecken starrte sie auf einmal mit anklagendem Blick an.
    Sie hörte das Scharren eines Schuhs auf dem Steinboden. Ihre Unbeschwertheit und Freude wichen Furcht.
    Du darfst nicht verzagen. Nicht heute Nacht …
    Doch selbst ihr Hochzeitskleid fühlte sich nicht mehr seidig und weich an – der Stoff war plötzlich grob und kratzig, ein modrig-muffiger Geruch stieg daraus auf.
    Camille beschlich ein so beklommenes Gefühl, dass die Haut in ihrem Nacken unter dem Schleier zu kribbeln anfing.
    Nein, nein, nein … hier
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