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Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)

Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)

Titel: Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)
Autoren: Franz-Josef Dohmen
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Lediglich ihr Name war darauf zu lesen. Und der Bestimmungsort: Macabra. Rasch riss sie das Ding auf und hielt schließlich den ersten Brief ihres Lebens in Händen. Wer sollte ihr denn schon schreiben? Der Staatsanwalt? Das Jugendamt? Oder gar ihr verhasster Vater, an den sie sich kaum erinnern konnte? Doch weit gefehlt – Unterschrieben hatte das Schriftstück ein gewisser Meister Athrawon. Zweimal las das Mädchen den Brief. Erst leise, dann laut, so dass ihr alter Freund Stan mithören konnte. Sie hatte den Eindruck, auch nach dem zweiten Lesen kein Wort verstanden zu haben.
    Besagter Athrawon hatte sie eingeladen. Und zwar hatte sie sich so rasch wie möglich in einer Einöde weit außerhalb des Zentrums einzufinden. Dort sollte sie teilnehmen an der Auswahl zum nächsten Hüter des Gleichgewichts. Für Unterkunft und Verpflegung sei gesorgt. Ebenso wie für eine großzügige finanzielle Aufwandsentschädigung. Das hörte sich ja nicht schlecht an, aber was für eine Auswahl sollte das sein? Und was für eine Rolle spielte ein Mädchen wie sie dabei? Schließlich fragte sie Stan um Rat.
    „Wer der Hüter ist, das weißt du hoffentlich?“, fragte der Ziemlich Übelriechende zuerst.
    „Klar“, meinte die Kleine. „Der Typ im Zentrum, der seit Ewigkeiten den Stein des Gleichgewichts bewacht und dafür sorgt, dass die Sonne jeden Morgen wieder aufgeht und keiner vom Baum fällt.“
    Stan musste lachen über die reichlich freie Interpretation seiner Freundin. „Ja, so in etwa. Und der geht bald in Rente, musst du wissen.“
    „Echt? Ich dachte der geht nie in Rente.“
    „Doch. Nach genau tausend Jahren. Und die sind beinahe vorbei. Hab ich neulich in der Zeitung gelesen.“
    „Und was hab ich damit zu tun? Soll ich ihn ins Pflegeheim bringen?“
    „Unsinn“, meinte Stan und lachte noch einmal. „Wenn ich deinen Brief richtig verstanden habe, könntest du die neue Hüterin werden. Zumindest bist du wohl eine der Kandidatinnen.“
    „Quatsch mit Soße. Da nehmen die doch irgendwelche strahlenden Helden, Professoren oder Krieger für, aber keinen polizeilich gesuchten Teenager! Der Brief ist ganz eindeutig ein Scherz.“
    „Sag das nicht“, entgegnete der Alte. „Wer sollte sich die Mühe machen und dir einen solchen Bären aufbinden, Mädel?“
    „Vielleicht die Bullen? Die erwarten mich da draußen vor den Toren der Stadt und buchten mich ein.“
    „Das könnten die einfacher haben, wenn sie wollten. Glaubst du nicht?“
    „Schon. Aber was soll das denn sonst sein, wenn kein Scherz?“
    „Die Wahrheit?“, vermutete Stan. „In einer Zeitung hab ich neulich darüber gelesen. Dieser Meister Soundso wurde damit beauftragt, die Auswahl des neuen Hüters vorzunehmen. Die Kandidaten dafür hat der Hüter selbst ausgesucht. Stand nicht drin, wer die Kandidaten sind, aber die Einladungen sollten dieser Tage zugestellt werden. Und siehe da: Da ist deine!“
    „Glaub ich nicht. Ich kann doch nichts Besonderes. Wie soll ich das Gleichgewicht der Welt bewachen?“  
    „Du kannst Autos knacken. Ist das nichts?“
    „Hör auf, mich zu veralbern, Stan.“
    „Tut mir leid. Aber ich würd hingehen. Hab gelesen, es gibt einen Haufen Kohle abzustauben, Mädel.“
    „Und wenn ich keine Lust hab, Hüter zu werden?“
    „Das musst du selbst entscheiden. Aber es wäre eine unvorstellbar große Ehre. Allein schon die Teilnahme am Auswahlverfahren würde dich reich und berühmt machen.“
    „Na, ich weiß nicht.“
    „Außerdem hast du eigentlich keine andere Wahl“, behauptete der Ziemlich Übelriechende Stan und machte plötzlich ein ernstes Gesicht. „Willst du denn für immer in stinkenden Kartons hausen, von Abfällen und Diebstahl leben und dir im Winter den Hintern abfrieren? Dafür bist du zu jung, denkst du nicht?“
    „Aber genau so lebst du doch auch!“, beharrte das Mädchen.
    „Schon. Aber ich bin ein alter Mann ohne Alternativen. Du hast dein Leben noch vor dir, und alle Türen stehen dir offen. Willst du wirklich alt und stinkend in einem Autowrack vegetieren?“
    „Du vegetierst nicht, Stan. Du bist der König von Macabra.“
    „Das ist noch ein weiterer Grund, warum du gehen solltest, Kleines. Denn die Kerle vorhin hatten nicht unrecht mit ihrer Behauptung, meine Zeit laufe unweigerlich ab. Irgendwann wird mir ein Jüngerer das Viertel wegnehmen; der Zöllner oder wer auch immer. Und dann werde ich nicht mehr für deinen Schutz garantieren können.“
    „Dir kann keiner das Wasser
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