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Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)

Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)

Titel: Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)
Autoren: Franz-Josef Dohmen
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zu verriegeln und daneben auf zusätzliche Schlösser, Haken, Ketten oder gar Sprengfallen verzichten. Dieser hier war wohl einer von der Sorte. Vermutlich ein Unbelehrbarer auf der Durchreise, dem ausgerechnet hier der Sprit ausgegangen war. Womöglich hatte er sich zu Fuß auf die Suche nach einer Tankstelle gemacht; keine gute Idee. Ein Blick auf die Tankanzeige bestätigte den Verdacht des Mädchens, als es auf dem Fahrersitz Platz nahm: Trocken! Der Fiat würde so schnell keinen Meter mehr aus eigener Kraft zurücklegen. Doch aufs Fahren war die Kleine auch gar nicht aus, obwohl sie trotz ihrer erst dreizehn Jahre durchaus eine Auto zu bewegen wusste. Vielmehr hatte sie es auf das Radio abgesehen: Zwar handelte es sich nur um ein profanes Kassettenradio, aber immerhin besser als nichts. Ein paar Scheinchen würde der alte Stan ganz sicher lockermachen dafür. Doch die Zeit drängte. Das Mädchen war ganz offensichtlich die Erste, die den unfreiwillig abgestellten Wagen hier in der schmuddeligen Seitenstraße entdeckt hatte, und noch war kein weiterer Interessent in der Nähe auszumachen. Auch in den heruntergewirtschafteten Häusern ringsum war vermutlich kein heimlicher Beobachter der Szene zu befürchten, waren die Bruchbuden doch wie so viele in Macabra entweder längst verlassen, da unbewohnbar geworden, oder aber die Fenster waren mit Brettern vernagelt, um unliebsamen Gästen den Einstieg zu erschweren. Entsprechend beruhigt konnte sich das Mädchen also ans unlautere Werk machen. Doch das würde wohl nicht mehr lange so bleiben, denn ein verlassenes Auto zog in Macabra die Langfinger an wie ein Fischhändler ein Rudel Katzen. Und die Konkurrenten des Mädchens würden nicht zögern, es von der lohnenden Beute, notfalls mit Gewalt, zu vertreiben. Und darauf hatte die Kleine nun gar keine Lust. Daher beeilte sie sich, das Radio mit geübten Fingern und unter Zuhilfenahme eines reichlich verrosteten Schraubenziehers auszubauen und schnell noch einen Blick ins Handschuhfach des Wagens zu werfen. Da fand man manchmal den ein oder anderen unerwarteten Schatz. Heute beschränkte sich die Ausbeute des Mädchens jedoch lediglich auf eine alte Sonnenbrille mit dünnem Metallrand und verspiegelten Gläsern. Die kleine Diebin fand sie ganz cool und steckte sie kurzentschlossen ein. Mit dem Ergebnis ihrer Aktion recht zufrieden verließ sie das Innere des Wagens, schloss die Tür hinter sich und schlenderte davon, als sei nichts weiter gewesen. Doch leider war sie aller Vorsicht zum Trotz bei ihrer Arbeit beobachtet worden.
    Auf der Suche nach etwas Essbarem schlichen die beiden abgerissenen Typen schon seit ein paar Stunden durch die Straßen. Die ein oder andere Mülltonne hatten sie auf ihrem Weg schon durchstöbert und sogar eine magere Ratte durch die schmutzigen Gassen von Macabra verfolgt, doch außer einer stinkenden Fischgräte und den undefinierbaren Resten aus einer verbeulten Konservendose ohne Etikett hatten sie heute noch nichts zwischen die Zähne bekommen.
    „Wenn das so weitergeht, fresse ich meine eigene Unterhose“, behauptete daher der Mensch.
    „So tief würdest nicht mal du sinken“, antwortete der Munk, der gelangweilt neben ihm her trottete.
    „Gib mir noch eine Stunde, ohne dass wir was anderes finden, und ich tu's!“
    „Und was ist mit mich? Ich trag ja keine Klamotten. Was soll ich fressen?“
    „Glaub ja nicht, dass du was von meiner Unterhose abkriegst!“
    „Mit dem verrotteten Ding würd ich mich nicht mal der Hintern abwischen!“
    „Pass auf was du sagst, sonst fängst du dir eine!“
    Daraufhin grunzte der Munk nur. Immer musste dieser verlauste Mensch das letzte Wort behalten, dachte er sich. Irgendwann würde er ihm mal eine verpassen. Aber derzeit stand noch die Futtersuche im Vordergrund. Und dafür war sein Partner ganz gut zu gebrauchen. Erst letzte Woche hatte er einen halben, kaum verschimmelten Hamburger in der Gosse gefunden und dem Munk sogar einen Bissen abgegeben. Vielleicht hatten sie auch heute wieder so ein Glück.
    Während der ungewaschene Mensch in seinen mächtig heruntergewirtschafteten Kleidern hier auf den Straßen Macabras ein gewohnter Anblick war, bekam man einen Munk eher selten oberhalb der Kanalisation zu sehen. Munke fühlten sich in der stinkenden finsteren Welt unter den Straßen des Stadtviertels deutlich wohler als hier oben im Licht und Dunst des Tages. Aber dieses Exemplar hatte seinem Hunger schließlich nachgegeben und sich in der
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