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Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)

Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)

Titel: Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)
Autoren: Franz-Josef Dohmen
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reichen“, meinte das Mädchen und schmollte.
    Stan lachte nun wieder. „Dein Vertrauen ehrt mich, Mädel. Aber wir wissen doch beide, dass irgendwann Schluss mit lustig ist. Ich werde mich beizeiten zur Ruhe setzen, und du solltest dann weit fort sein von hier. Besser heute als Morgen.“
    „Ich werde dich nicht alleine lassen mit diesem Zöllner. Wer auch immer da sein mag.“
    „Du weißt, du bist sowas wie meine Tochter. Weit mehr als nur deine Freundin. Und als dein väterlicher Freund kann ich dir nur raten, zur Hüterauswahl zu gehen. Ich kann es dir nicht befehlen, da ich deinen Dickkopf kenne. Aber wenn du mir einen Gefallen tun willst, dann geh.“
    Die Kleine konnte nicht anders: Zwar hielt sie, die taffe Gangsterin, die Tränen mit Mühe zurück, aber eine Umarmung konnte sie dem Alten nicht ersparen. „Ich habe deinen Rat immer befolgt und werde es auch jetzt tun, Stan. Aber wir werden uns wiedersehen, das verspreche ich dir. Und wenn dir einer das Stadtviertel wegnehmen will, bekommt er es mit mir zu tun. Verlass dich drauf!“
    Stand erwiderte die Umarmung einige Augenblicke lang und löste sich schließlich von dem Mädchen. Auch in seinen Augen schimmerten Tränen. „Das glaub ich dir aufs Wort.“
     
    Die Kleine hatte ihren Rucksack mit den wenigen Habseligkeiten vollgepackt, die sie besaß. Dazu hatte Stan ihr noch ein paar Rationen Wegzehrung mit hineingepackt. Darüber hinaus hatte er noch eine weitere Idee, um das Mädchen auf seinem Weg zur Stadt hinaus zu unterstützen. Unter all den Kartons, Abfällen und dem Gerümpel, das er in seinem Teil der menschenleeren Gasse gestapelt hatte, zerrte er einen übel verrosteten Vespa-Motorroller hervor und machte ihn seiner Freundin zum Geschenk.
    „Damit du nicht zu spät kommst zur Auswahl. Sonst nehmen sie womöglich noch einen anderen. Sprit ist auch drin. Weiß wohl nicht, ob er reichen wird. Naja, du wirst dir schon zu helfen wissen.“
    „Klar“, meinte die Diebin un betrachtete stolz den maroden, leidlich fahrbaren Untersatz. „Wusste gar nicht, dass du sowas besitzt.“
    „Hab's gefunden“, behauptete der Übelriechende.
    „Soso. Gefunden.“
    „Du weißt ja, wie das läuft in unserem Gewerbe. Probier die Kiste gleich mal aus.“
    Das Mädchen hauchte der Vespa bereits im dritten Anlauf Leben ein und erstickte beinahe von all dem Qualm, den die altersschwache Knatterkiste produzierte. Und ihre Ohren winselten um Gnade, da der Roller zudem einen unsäglichen Krach von sich gab. Musste wohl am hoffnungslos durchgerosteten Auspuffrohr liegen. Rasch schaltete sie den Motor wieder ab.
    „Läuft“, stellte sie grinsend fest. „Aber wundere dich nicht, wenn sich die Anwohner bei dir beschweren wegen all dem Krach und so.“
    „Keine Sorge, Mädel. Du weißt doch: In den Bruchbuden hier haust schon lange keiner mehr, außer Ratten und Kakerlaken natürlich. Muss wohl an meinem Geruch liegen.“
    Stans Freundin bekam einen mittelschweren Lachanfall. „Entweder das oder die Tatsache, dass die Schuppen  ausgebrannt, ohne Dach und pestverseucht sind“, sagte sie und lachte noch lauter.
    „Das wird’s wohl sein“, meinte Stan und stimmte in das Lachen mit ein. Doch schließlich wurde er wieder ernst. „Jetzt mach dich auf den Weg, Schätzchen. Die werden wohl nicht ewig auf dich warten.“
    „Bestimmt gibt’s tausende Bewerber. Da bin ich nach drei Tagen wieder bei dir. Verlass dich drauf!“
    Nach einer letzten Umarmung bestieg das Mädchen die Vespa und machte sich auf den Weg ins Ungewisse. Noch nie hatte sie Macabra oder gar das Zentrum zuvor verlassen. Was mochte sie erwarten da draußen in der großen fremden Welt? Würde das, was ihr womöglich bevorstand, wirklich so viel besser sein, als ihr altes Leben in einem Pappkarton?
     
    Der Ziemlich Übelriechende Stan hatte sich offensichtlich zuviel versprochen von seinem motorisierten Geschenk an seine junge Freundin. Kaum hatte diese nämlich das Zentrum hinter sich gelassen, gab der Roller endgültig seinen Geist auf. Bereits nach wenigen Stunden hatte das ohnehin unangenehm laute Motorengeräusch einem noch penetranteren Knattern Platz gemacht, so dass dem Mädchen nicht zu Unrecht angst und bange wurde. Und nachdem es immerhin schon gut die Hälfte der veranschlagten Strecke zum im Brief angegebenen Versammlungsort mit Ach und Krach hinter sich gebracht hatte, jaulte die Vespa ein letztes Mal markerschütternd auf, bevor der offensichtlich überforderte Motor endlich
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