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103 - Das Geheimnis der Maske

103 - Das Geheimnis der Maske

Titel: 103 - Das Geheimnis der Maske
Autoren: Dämonenkiller
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Die O-tuko-San hatte Angst. Dieses Gefühl war ziemlich ungewöhnlich für eine Puppe, deren Körper und Kopf aus Porzellan bestanden. Sie lebte auf magische Weise und konnte beschränkt denken und wurde von einer unbekannten Macht manipuliert.
    Bis vor wenigen Tagen hatte sich ihr Kopf bei den Freaks von Tokio befunden, die ihn als eine Art Heiligtum betrachtet hatten. Sie war von Isogai Taketsura zu den Freaks geschickt worden, um diese in seinem Sinn zu beeinflussen. Der Puppenkopf hatte Botschaften übermittelt, die ihm von der unbekannten Macht eingeimpft worden waren. Doch dann war der Schwarze Samurai im Versteck der Freaks aufgetaucht und hatte ihren Kopf mit einem Schwerthieb zerstören wollen. Dazu war es aber nicht gekommen. Taketsura hatte sie rechtzeitig zurückgeholt.
    Die O-tuko-San hatte von Taketsura verlangt, daß er sie zu ihrem Körper bringen sollte, was er dann später auch getan hatte. Ihr Kopf hatte sich mit dem Körper verbunden, und die Puppe war zum Leben erwacht.
    Dann hatte sie einen Impuls erhalten, der sie zur Flucht veranlaßt hatte. Die unbekannte Macht hatte sie vorwärtsgetrieben und in ein Magnetfeld gelockt. Die Puppe war hineingestolpert, und ihr Körper hatte sich aufgelöst.
    In einer uralten Ruine hatte sie sich wiedergefunden. Hier sollte sie sich versteckt halten, bis ihr der neue Meister weitere Befehle erteilte.
    Doch die unbekannte Macht meldete sich nicht. Es war jetzt hell geworden, und sie hörte Stimmen, die von Kindern stammten und die rasch näher kamen.
    Die Angst der Puppe steigerte sich. Sie wußte nicht, wie sie sich verhalten sollte. Verzweifelt blickte sie sich um, während die Schritte der Kinder immer deutlicher zu hören waren. Sie starrte die halb eingestürzten Wände an und entdeckte eine schmale Öffnung. Einen Augenblick zögerte sie, dann setzte sie sich ungelenk in Bewegung. Sie stieg in die Öffnung und duckte sich.
    Laut hörte sie das aufgeregte Geschnatter zweier Kinder, dann Schritte, die sich ihrem Versteck näherten.
    Die Puppe rutschte tiefer in die kleine Höhle und blieb dann ruhig stehen. Als sich die Schritte entfernten, blieb die Puppe bewegungslos liegen. Sie hatte beschlossen, in der Höhle zu bleiben und hier auf die Befehle der unbekannten Macht zu warten.

    Hisako Hasegawa war für einen Japaner ungewöhnlich groß. Er war zweiunddreißig Jahre alt und Besitzer eines kleinen Reisebüros. Flüchtig sah er die alten Steinmauern des Sanbonmatsu- Schlosses an, wandte dann den Kopf und blickte über Tsuwano. Er lächelte zufrieden. Die Geschäfte gingen gut.
    Vor zwei Tagen war das Otome-Festival zu Ende gegangen, das wie jedes Jahr große Scharen von Katholiken aus ganz Japan angezogen hatte. Tsuwano war einer der bedeutendsten katholischen Wallfahrtsorte Japans. Während des Verbots des Christentums in der Feudalzeit der japanischen Geschichte waren hier einundvierzig Katholiken gemartert worden. Zum Andenken an diese Opfer war die St. Marienkapelle in der Nähe des Otome-Passes errichtet worden. Die Kapelle war von Pater Yujiro Ckazaki erbaut, einem deutschen Geistlichen namens Paul Naher, der die japanische Staatsbürgerschaft angenommen hatte. Wie jedes Jahr war die Stadt voll mit Katholiken gewesen, die in einer farbenprächtigen Prozession vom Stadtzentrum Tsuwanos zur Kapelle gezogen waren, wo zum Gedenken an die heroischen christlichen Märtyrer eine feierliche Messe gelesen worden war.
    „Wohin sind Hideo und Yukio verschwunden?" riß Mina Hisako aus seinen Gedanken.
    „Sie sind in der Ruine", antwortete Hisako seiner Frau. „Laß ihnen ihr Vergnügen, Mina! Heute ist Kodomo-no-Iri, der Kindertag, an dem sie tun und lassen sollen, was sie wollen."
    „Ich weiß“, sagte Mina lächelnd, „Aber sie sind jetzt schon seit einer halben Stunde verschwunden, und ich habe Angst, daß ihnen in der Ruine etwas geschehen könnte."
    Hisako drehte sich um und starrte die Ruine an. Das Schloß war im späten 13. Jahrhundert erbaut worden. Es diente als Beobachtungsposten und Station für Patrouillen. 1874 wurden die Verteidigungsanlagen des Schlosses abgerissen doch große Teile der Festung blieben erhalten. Hisako liebte diese Ruine. Als kleiner Junge hatte er oft hier gesessen und mit seinen Gedanken in der ruhmreichen Vergangenheit seines Volkes geweilt. In seiner Fantasie war er zu einem kühnen Samurai geworden, der im Auftrag seines Herrschers die tollkühnsten Abenteuer zu bestehen hatte. Etwas von dieser Liebe zur Vergangenheit
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