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Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)

Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)

Titel: Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)
Autoren: Franz-Josef Dohmen
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haben.
    „Hey, Menschlein!“, brüllte der Rattenmann quer über die Straße. „Komm her, und schau, wen ich hier gefunden habe!“
    Auf die Ankunft des zweiten Verfolgers wollte das Mädchen nun ganz bestimmt nicht warten, daher tat sie das Erstbeste, was ihr in diesem Augenblick einfiel, griff sich ein paar besonders volle Windeln aus dem Abfallberg und drückte sie dem Munk genüsslich ins Gesicht.
    „Verdammte Scheiße!“, schrie die Ratte auf zwei Beinen, rückte ein paar Schritte vom Container ab und versuchte, sich die Windelmasse vom Gesicht zu pflücken.
    „Du hast es genau erfasst, Hirni!“, frohlockte das Mädchen im Müll und schwang sich aus dem verbeulten Behältnis. Den Munk umkurvte sie gleich darauf ein weiteres Mal, und auch seinem herannahenden Kumpel konnte sie gerade noch entwischen. Und schon wieder ging die wilde Jagd los: Runde zwei war eingeläutet. Und die Flüchtende wusste ziemlich genau, wo diese Runde enden würde, wenn es nach ihr ginge. Und jeder Schritt brachte sie näher an das Ziel.
    Immer in Richtung Osten, dachte sie sich. Jetzt war es nicht mehr weit, weniger als einen Kilometer vielleicht. Dort wartete Stan. Und der würde die Kleine beschützen, denn gegen Stan kam keiner an und diese zwei Vollidioten schon gar nicht. Noch zwei oder dreimal wechselte sie die Straße und ließ die beiden keuchenden Halunken immer weiter hinter sich. Der Kondition einer im Wegrennen geübten Dreizehnjährigen waren sie offensichtlich nicht gewachsen. Aber Vorsprung allein bedeutete noch keine Sicherheit, denn aufgeben würden die zwei gedemütigten Verfolger nach der Windelaktion nun ganz eindeutig nicht mehr. Schließlich erreichte das Mädchen eine Sackgasse und rannte ohne auch nur eine Sekunde zu zögern hinein. Was zunächst wie eine selbst gewählte Falle erschien, entpuppte sich nach einigen weiteren Schritten als die Residenz des Ziemlich Übelriechenden Stans. Er hatte es sich offensichtlich recht behaglich eingerichtet am Ende der Sackgasse. Inmitten von welligen Kartons, ausrangierten Möbeln und windschiefem Mauerwerk hockte er in einem ausgebeinten Autowrack und kaute auf einem Hühnerbein herum. Zumindest ging Stan einfach davon aus, dass seine Mahlzeit von einem Huhn stammte; so genau konnte man das in dieser Gegend nie wissen. Seine Behausung – gleichsam sein Esszimmer - war in einem früheren Leben augenscheinlich einmal ein hellgrüner Chevrolet Impala des Jahrgangs 1959 gewesen. Im Lauf der Jahrzehnte seiner Räder, Türen und der halben Innenausstattung beraubt, stellte die rostige, verblichene Limousine inzwischen so etwas wie Stans Sommersitz dar, in dem er schlief, aß und alte Zeitungen las. Diese Vorrechte genoss er als mehr oder weniger unbestrittener Pate und Unterweltboss dieses Teils von Macabra. Weniger Brutalität oder Jähzorn hatten ihm diesen Rang eingebracht, sondern vielmehr ein wacher Verstand, eine gewisse Bauernschläue und sein in langen Jahren erworbener Körpergeruch, der dem alten Mann nicht nur diverse Gegner vom Leibe gehalten, sondern ihm auch seinen vollständigen Namen eingebracht hatte.
    „Hallo, Stan“, keuchte das Mädchen, als sie ihrem alten Freund endlich gegenüberstand und sich die Seiten hielt nach der rasanten Flucht.
    Stan schleuderte den Hühnerknochen irgendwo in einen nahen Müllhaufen und bot der Kleinen den verschlissenen Rücksitz des Chevys an, um zu Atem zu kommen, während er selbst auf dem nicht minder schäbigen Fahrersitz hocken blieb und sich die fettigen Finger daran halbwegs sauberwischte.
    „Ist dir mal wieder jemand auf den Fersen?“, wollte er schließlich wissen.
    „Kennst mich doch“, entgegnete die Diebin zwischen zwei tiefen Atemzügen und grinste schon wieder breit. Sicherheit macht selbstbewusst, obwohl es daran dem Mädchen ohnehin nicht zu mangeln schien.
    „Genau das ist mein Problem“, scherzte der Alte und holte zwei Flaschen aus dem Handschuhfach seines Autowracks. Ein Bier für sich selbst und eine Cola für die junge Dame auf dem Rücksitz. „Wer ist es dieses Mal, Mädel? Die Polente, die Schweinebande oder der Leibhaftige?“
    „So ähnlich, Stan. So ähnlich. Nur zwei abgehalfterte Hungerleider, die mir das hier streitig machen wollten.“ Triumphierend reckte sie das ausgebaute Autoradio in die Höhe und genehmigte sich bei dieser Gelegenheit einen großen Schluck Cola. „Ach ja, und erschlagen wollten die mich auch. Ein Rattentyp und sein bescheuerter Kumpel.“
    „Hört sich nach
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