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176 - Geliebter Höllenkater

176 - Geliebter Höllenkater

Titel: 176 - Geliebter Höllenkater
Autoren: A.F.Morland
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Lennie sauste pfeilschnell über das Grundstück. Er streckte seinen Körper, und es hatte den Anschein, als würden seine Pfoten kaum den Boden berühren. Lennie war stark, und er hatte messerscharfe Krallen, deshalb konnte Linda nicht verstehen, daß er vor dem Nachbarhund immer ausriß.
    Warum stellt er sich nicht? dachte Linda, während sie sich eine Strähne ihres langen, goldenen Haares aus dem Gesicht strich. Sie stand am Fenster und beobachtete die Tiere. Ihre großen, blauen Augen spiegelten sich im Glas. Sie war ein außergewöhnlich schönes Kind. Wenn Lennie einmal zuschlägt, haut Captain mit blutender Schnauze heulend ab, überlegte sie.
    Aber es lag wohl im Prinzip der Natur, daß Katzen vor Hunden fliehen mußten und sich erst zum Kampf stellten, wenn der Verfolger sie in die Enge getrieben hatte.
    Hinzu kam in diesem Fall, daß Captain, ein reinrassiger Schäferhund, viermal so groß wie Lennie war.
    Eigentlich machte sich Linda nie Sorgen um ihren geliebten Kater, Solche Jagden fanden öfter statt, und Captain hatte Lennie noch nie erwischt.
    Wenn es kritisch wurde, rettete sich Lennie entweder auf die hohen Birken, oder er flitzte durch die Katzenklappe ins Haus. In beiden Fällen hatte Captain dann das Nachsehen und protestierte mit lautstarkem Gebell.
    Linda trug ein hübsches blaues Kleid mit weißen Rüschen - ein Weihnachtsgeschenk ihrer Großtante. Das neue Jahr war noch sehr jung, und Linda trug das Kleid fast täglich, weil sie sich darin sehr wohl fühlte.
    Soeben rannte Lennie auf die schulterhohe Mauer zu, die das Grundstück zur Straße hin einfriedete.
    Mit einem kraftvollen Sprung, der das Tier keine Mühe zu kosten schien, überwand es das Hindernis. Auch der Hund sprang über die Mauer, doch man konnte mit bloßem Auge sehen, daß er langsamer war.
    Obwohl das Fenster geschlossen war, hörte Linda plötzlich Motorlärm.
    Und Lennie befand sich auf der Straße!
    Paß auf, Lennie! schrie es in ihr. Ihr Herz krampfte sich schmerzhaft zusammen, ihre himmelblauen Augen blickten starr vor Entsetzen, als sie das häßliche Kreischen von Rädern hörte, die über den Asphalt rutschten.
    »Lennie!« schrie das Kind gequält auf. Es ballte die kleinen Hände zu Fäusten.
    Linda konnte den Kater nicht sehen. Ein Motorroller schob sich in ihr Blickfeld. Zwei junge Männer saßen darauf - dick eingehüllt in schwarze Lederjacken mit Innenpelz, riesige Sturzhelme auf dem Kopf. Sie sahen aus wie Wesen von einem anderen Stern, Wo war Lennie?
    Die Männer stürzten. Captain erschien auf dem Nachbargrundstück. Diesmal war er auf der Flucht, aber nicht vor dem Kater.
    Wo war Lennie?
    Linda wirbelte herum und stürmte aus dem Wohnzimmer. Panik verzerrte ihr Gesicht. Meryl Sutherland, die Mutter des Mädchens, befand sich in der Küche. Sie trug das ebenfalls blonde Haar hochgesteckt und schützte ihr Kleid mit einer blauen Schürze, war damit beschäftigt, Tirami su in gleichgroße Portionen zu schneiden.
    »Ma, es ist etwas Schreckliches passiert!« schrie Linda. »Ein Unfall!«
    Sie wollte aus dem Haus laufen.
    »Linda, bleib hier!« rief Meryl Sutherland.
    »Ich muß nach draußen. Lennie braucht mich!«
    Linda rüttelte an der abgeschlossenen Haustür. Sie riß die Klinke beinahe ab.
    »Ich muß raus, Ma! Laß mich raus!«
    Meryl Sutherland nahm hastig die Schürze ab. »So verläßt du das Haus auf gar keinen Fall!« sagte sie energisch. »Hol deinen Mantel! Auch eine Mütze wirst du aufsetzen. Es ist kalt draußen. Ich will nicht, daß du krank wirst.«
    Linda wurde hysterisch. »Ich muß zu Lennie!« kreischte sie. »Es ist ihm etwas zugestoßen!«
    »Hast du das gesehen?«
    »Ich weiß es!«
    Meryl Sutherland bestand darauf, daß ihre Tochter den Mantel anzog und die Mütze aufsetzte. Sie selbst schlüpfte auch in einen weichen Kamelhaarmantel. Erst dann öffnete sie die Tür.
    Linda flitzte an ihr vorbei. »Lennie! Lennie!«
    Ein roter Motorroller lag auf der Fahrbahn. Auf der Gehsteigkante hockten die beiden geschockten jungen Männer. Der eine hielt sich den Arm, der andere massierte fortwährend sein Knie.
    Lindas gehetzter Blick suchte Lennie. Sie schrie entsetzt auf, als sie den Kater sah. Mr. Dawson, der Nachbar, trug ihn. Die Art, wie er das Tier trug, ließ Linda sofort erkennen, daß es nicht mehr lebte.
    »Es tut mir leid, Linda«, sagte George Dawson ernst. »Lennie hat sich das Genick gebrochen. Dein Kater ist tot.«
    ***
    Der Schmerz ließ Linda beinahe überschnappen. Lennie,
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