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Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)

Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)

Titel: Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)
Autoren: Franz-Josef Dohmen
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einer lösbaren Aufgabe an“, vermutete der Ziemlich Übelriechende Stan und richtete seinen Blick auf den Eingang der Sackgasse. Dort tauchten wie auf Bestellung die Verfolger des Mädchens auf und stolperten keuchend näher. Als sie schließlich Stan erblickten, verwandelte sich ihre Vorfreude auf ein kleines, gemeines Gemetzel in herbe Enttäuschung.
    „Kommt ruhig näher, Jungs“, rief Stan und schmunzelte.
    Munk und Mensch taten wie geheißen und bauten sich vor dem toten Chevrolet auf. Der Mensch fand zuerst seine Atmung und seine Stimme wieder.
    „Das hier geht dich nichts an, Ziemlich Übelriechender Stan! Das ist eine Sache zwischen uns und diesem verlausten Balg da!“
    „Dummerweise handelt es sich bei meinem Gast um eine alte Freundin von mir“, antwortete der Angesprochene und hielt sein herausforderndes Lächeln bei. „Daher geht es mich eben doch etwas an.“
    „Das ist nicht fair“, maulte der Munk, als er sich von der Verfolgungsjagd endlich einigermaßen erholt hatte. „Das Biest da hat unser Autoradio!“
    „Ich hab's geklaut“, schimpfte die Kleine. „Nicht du, du Kanalratte! Hättet halt ein bisschen schneller sein sollen. Aber was soll man von hirntoten Typen wie euch erwarten?“
    „Egal, wer zuerst da war!“, gab der Munk zurück. „Die Gasse gehört uns und damit auch der blöde Karren. Der Radio war drinnen. Also her mit das verdammte Ding!“
    „Der Radio“, ätzte die Diebin. „Wo hast du sprechen gelernt? Auf der Baumschule, du Affe?“
    „Dir reiß ich die freche Zunge aus das Maul!“, murrte der Munk und schüttelte die geballte Faust.
    Diese Geste nahm der Ziemlich Übelriechende Stan offenbar zum Anlass, das Hin und Her vor seinem Wohnwagen zu beenden.
    „Die Kleine steht unter meinem Schutz. Also fasst du sie nicht an, Munk. Und dein dahergelaufener Kumpan auch nicht. Und merkt euch eines: Dieses Viertel gehört mir! Kapiert?“
    „Noch, alter Mann“, höhnte der Mensch neben dem Munk. „Du hast die längste Zeit über das Viertel geherrscht. Du wirst langsam zu alt für den Job. Und außerdem sind die Zeiten bald vorbei, in denen man mit ein bisschen Hehlerei, Erpressung und Diebstahl Eindruck schinden konnte. Ich hab von einem Kerl im Norden gehört, der hat ganz andere Sachen drauf!“
    „Du sprichst vom Zöllner?“, vermutete Stan und zeigte sich wenig beeindruckt. „Hab da sowas läuten gehört, dass er sich demnächst dieses Viertel hier unter den Nagel reißen will. Warten wir's mal ab. Im Augenblick spielen wir noch nach meinen althergebrachten Regeln, und danach habt ihr die dreckigen Finger von der Kleinen zu lassen! Verstanden?“
    „Und wenn nicht?“, hakte der Mann vor dem Auto nach. „Willst du uns über die Klinge springen lassen?“
    „Ja.“, antwortete Stan lächelnd.
    „Na gut!“, gab der andere nach einem letzten finsteren Blick in Stans Richtung nach. „Aber wir kommen wieder. Und dann weht der Wind aus einer ganz anderen Richtung. Verlass dich drauf!“
    „Und der Radio bekommen wir auch noch“, ergänzte der Munk trotzig.
    Mit diesen Worten wandten sich die beiden zum Gehen und waren schon nach wenigen Augenblicken aus Stans Gasse verschwunden. „Wir werden sehen“, meinte er nur.
     
    Nachdem das Geschäftliche geregelt war – Stan hatte einen Zehner für das Radio springen lassen, dann hatten sie sich den Rest des Hühnchens geteilt - wollte sich das Mädchen wieder auf den Weg machen, um vor Einbruch der Nacht vielleicht noch irgendwas abgreifen zu können. Schließlich musste man ja schauen, dass die Glückssträhne nicht abriss. Doch Stan hielt sie zurück.
    „Warte, Mädel. Ich hab da noch was für dich.“
    „Was denn?“
    „Naja, heute früh war so ein Typ hier. Sah aus wie ein Vollidiot mit seiner Lederjacke und der Fliegerbrille. Hat behauptet, er komme von der Luftpost und habe sein Flugtier zwei Straßen weiter von hier geparkt. Hatte vermutlich einen Sprung in der Schüssel.“
    „Was glaubst du? Polente oder sowas?“
    „Der Spinner? Sicher nicht. Schien tatsächlich sowas wie ein Briefträger zu sein. Hat nämlich einen Brief für dich da gelassen. Der Kerl hat ihn mir zu treuen Händen überlassen, weil er dich nicht finden konnte.“
    „Kunststück“, entgegnete das Mädchen. „Ist ja mein Job, nicht gefunden zu werden.“
    „Richtig. Also hier ist er, dein Brief. Zum Glück hab ich dir das Lesen beigebracht.“
    Die Diebin nahm den unscheinbaren Umschlag vom Übelriechenden Stan entgegen.
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