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0438 - Sie wollten mich ans Messer liefern

0438 - Sie wollten mich ans Messer liefern

Titel: 0438 - Sie wollten mich ans Messer liefern
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Lil Malone hatte alle Hände voll zu tun. Das Telefon auf ihrem Schreibtisch klingelte ununterbrochen. Zwischen Kanada und Honduras wollten sie alle nur einen Mann sprechen: Roger Delaine, ihren Chef. Sie griff ungeduldig zum Hörer.
    »Hier spricht die Sekretärin von Mr. Delaine. Was kann ich für Sie tun?«
    Die Stimme am anderen Ende der Leitung klang rauh, abgehackt. Normalerweise schlugen die Leute, die Mr. Delaine sprechen wollten, nicht einen solchen Ton an. Aber Lil fiel es noch nicht auf. »Mrs. Malone?«
    »Am Apparat. Was kann ich für Sie tun, Sir?«
    »Hören Sie gut zu, Mrs. Malone. Ihre Tochter heißt Maggie, wenn ich die Kleine richtig verstanden habe. Ich denke, Sie wollen Sie Wiedersehen.«
    Um Lil Malones Kehle krampfte sich eine stählerne Faust und preßte sich im Zeitlupentempo zusammen. Sie verstand sofort. Kidnapper.
    Die rauhe Stimme tönte wieder durch den Draht. »Machen Sie mir nicht weis, daß Sie kein Geld haben!«
    »Aber es ist so!« Lil hatte Mühe, die Worte herauszubringen.
    »Sind Sie allein? — Gut! Ihr Mann war doch bei der Air Force?«
    »Er ist vor drei Jahren bei einem Flug mit einer Spezialmaschine abgestürzt.«
    »Ich weiß. Maggie ist ein kluges Kind. Sie hat mir die Geschichte von ihrem Daddy erzählt, der jetzt im Himmel ist. Ich will jetzt nicht so lange quatschen: Bekanntlich versichert Uncle Sam jeden seiner Soldaten mit zehn Grand, und die kriegt seine Witwe, wenn ihm was zustößt. Natürlich liegt das Geld auf einer Bank?«
    »Ich wollte Maggie damit ausbilden lassen«, flüsterte Lil Malone krächzend.
    »Das geht jetzt nicht mehr. Sie werden die Bucks von der Bank holen und uns übergeben. Und nun passen Sie gut auf, es geht schließlich um Ihr Kind: Wir können nur kleine Scheine brauclien, die möglichst verschiedenen Serien angehören müssen. Natürlich dürfen Sie nicht sagen, wofür Sie das Geld brauchen. In diesem Falle täte es mir leid um Maggie. Überflüssig zu sagen, daß Sie die Cops heraushalten sollen. Besorgen Sie sich also vorsichtig die Bucks, packen Sie den Zaster in eine Einkaufstasche… Das ist vorläufig alles. Wir melden uns wieder. Und nochmals: keine Polizei und kein Aufsehen. Denken Sie an Maggie!«
    Lil legte mechanisch den Hörer zurück. Sie glaubte zu träumen. Das konnte doch nur ein böser Traum sein! Ihre Maggie — in den Händen skrupelloser Gangster!
    Jemand klopfte an die Tür. Sie antwortete nicht, aber das Klopfen riß sie wieder in die Wirklichkeit zurück. Draußen entfernten sich Schritte. Ihr Blick fiel auf die erste Seite des Telefonbuches, das neben dem Apparat lag. Emergency Calls — Notrufe. Ihre Augen blieben an einer fett gedruckten Zeile hängen: FEDERAL BUREAU OF INVESTIGATION (FBI) Lexington 5 — 7700. Ihr Zeigefinger hakte sich in den Löchern der Wählerscheibe fest und begann zu drehen.
    »Federal Bureau of Investigation, New York Headquarter. Was können wir für Sie tun?«
    »Geben Sie mir einen Ihrer Beamten. Irgendeinen… Schnell bitte!«
    Es knackte und rasselte in der Leitung.
    »Cotton speaking.«
    »Mein Kind ist entführt worden. Ich habe eben einen Anruf bekommen. Ich soll zehntausend Dollar bereithalten.«
    »Augenblick, Madam! Würden Sie mir zuerst einmal Ihren Namen sagen und von wo aus Sie anrufen? Wir werden uns dann unauffällig mit Ihnen in Verbindung setzen.«
    Unauffällig! Lil bekam Angst. Wenn die Kidnapper sie überwachten? Natürlich würden sie das tun! Wie hatte der Mann am Telefon gesagt: »In diesem Falle täte es mir leid um Maggie.«
    Lil legte den Hörer zurück auf die Gabel.
    Sollten doch die zehntausend Dollar zum Teufel gehen! Wie hatte sie auch nur einen Augenblick an das Geld denken können! Ihre Maggie wollte sie wiederhaben, und nichts Sonst. Sie würde die Bank anrufen müssen. Aber nicht jetzt gleich. Ihre Stimme würde vielleicht zu aufgeregt klingen. Oder sollte sie selbst dort Vorbeigehen? Würde sie die Kraft haben, sich ganz unbefangen zu geben?
    Lils Augen begannen zu brennen, und sie fuhr erschreckt zusammen, als sich hinter ihr die Tür öffnete. Roger Delaine stürzte in sein Zimmer und warf ihr im Vorbeigehen einen seiner fröhlichen Scherze zu. Lil atmete auf, als sie wieder allein war. Sie überlegte, welche Ausrede sie würde gebrauchen müssen, um an diesem schwarzen Vormittag zwei Stunden frei zu bekommen.
    Das perlgraue Kästchen auf ihrem Schreibtisch summte. Sie drückte die Taste nieder.
    »Kommen Sie bitte zum Diktieren, Mrs.
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