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Der Club der Gerechten

Der Club der Gerechten

Titel: Der Club der Gerechten
Autoren: John Saul
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erreichte, aber ganz verging seine Angst erst, wenn er wieder an der Oberfläche war.
    Er und Heather waren jedoch fest entschlossen, dass ihr kleiner Sohn, trotz der Einwände von Jeffs Eltern, keine Beute ihrer eigenen Ängste werden durfte. »Millionen fahren tagtäglich mit der U-Bahn«, hatte Jeff nachdrücklich erklärt, als seine Eltern – zur Abwechslung einmal einer Meinung, wenn auch nur in dieser Hinsicht – erschrocken reagiert hatten, weil er daran dachte, mit Randy U-Bahn zu fahren. »Ich lasse nicht zu, dass er mit Angst vor der U-Bahn aufwächst.«
    Jetzt sah er in Randys Augen die gleiche Angst, die er in den Augen seiner Mutter gesehen hatte, als sie ihn bat, ihren Enkel nicht in die Tunnels mitzunehmen. »Da ist nichts, wovor du dich fürchten musst«, sagte er und strich dem Kleinen das lockige braune Haar aus der Stirn. »Es ist nur ein ganz gewöhnlicher Zug. Du magst doch den Zug, der uns in die Stadt bringt, oder?«
    Randy sagte nichts, doch Jeff sah, dass die Angst im Gesicht des Jungen allmählich der Neugier wich. »Und du möchtest doch gern sehen, wo ich gewohnt habe, bevor du geboren wurdest, nicht wahr?«
    Randy nickte, doch die Unsicherheit in seinen Augen war noch so groß, dass Jeff ihn auf den Arm nahm. »Wie wär's, wenn ich dich trage?«
    »Nein!«, protestierte Randy sofort. »Ich bin kein Baby.«
    Jeff stellte den Jungen wieder auf den Boden, nahm seine Hand, und gemeinsam betraten sie die U-Bahnstation.
    In Jeffs Magen krampfte sich ein vertrauter Knoten zusammen.
    »Nun, das ist doch nicht so schlimm, oder?«, fragte er, als er ein paar Minuten später in einem gut erleuchteten Waggon auf einer Bank Platz nahm.
    Randy nickte, sagte jedoch nichts, bis der Zug die Station verließ und in den dunklen Tunnel einfuhr. »Wie, wenn er stecken bleibt?«, fragte er. »Wie kommen wir raus? Müssen wir laufen?«
    Beim Gedanken, tatsächlich zu Fuß durch die Tunnels gehen zu müssen, fröstelte Jeff bis ins Mark, aber als er sprach, war seine Stimme ruhig. »Er bleibt nicht stecken«, versicherte er dem Jungen. »Und selbst wenn, dann kommt jemand und repariert ihn.«
    Während der Zug weiter nordwärts fuhr, spürte Jeff, dass Randy anfing sich zu entspannen. Eine Station nach der anderen flog ebenso vorüber wie Jeffs Erinnerung an die Tage, die er in den Tunnels unter der Stadt gefangen gewesen war.
    Aber dann war der Albtraum, den er durchlebt hatte, seit er Cynthia Allen in der Station an der 110 th Street das Leben gerettet hatte, zu Ende gewesen. Er und Heather hatten einen Monat nach seiner Rettung geheiratet, und auf den Tag genau neun Monate später war Randy geboren worden.
    Damit hatte sich alles in ihrem Leben noch einmal verändert.
    Er hatte sein Architekturstudium beendet und war wieder nach Hampton Bays gezogen, da weder er noch Heather ihren Sohn in der City großziehen wollten.
    In den Tagen nach Jeffs Rettung aus den Tunnels hatte es bemerkenswert wenig Publicity über die ungewöhnlich große Anzahl von Todesfällen von prominenten Leuten gegeben, die in so kurzer Zeit dahingerafft worden waren. Kein Wort über den wahren Hintergrund der Geschichte erschien in der Presse, und Jeff und Heather wussten, warum. Die Hundert hatten ihre Macht ausgespielt, und ihre Version hatte die Wahrheit ersetzt.
    Perry Randall war anscheinend Opfer eines Straßenräubers geworden.
    Carey Atkinson hatte Selbstmord begangen, weil seine Ehe zu zerbrechen drohte, weil er hohe Schulden hatte und ein Skandal im Police Department drohte.
    Monsignore McGuire hatte sich in ein einsames Kloster in der Toskana zurückgezogen.
    Richter Vandenberg war einem Schlaganfall erlegen, und Arch Cranston nur einen Tag danach einem Herzanfall.
    Eve Harris jedoch war einfach verschwunden, und obwohl die Medien sich noch monatelang in endlosen – und immer sensationelleren – Spekulationen über ihr Schicksal ergingen, war sogar diese Story schließlich im Sand verlaufen.
    Die Hundert, anonym wie immer, füllten lautlos die leeren Plätze in ihren Reihen.
    Das Leben der Stadt ging weiter.
    Als der Zug an der 110 th Street hielt, stand Jeff auf und führte seinen Sohn auf den Bahnsteig. Auf dem Weg zur Treppe warf er einen Blick auf die Stelle, wo Cindy Allen überfallen worden war.
    Die Stelle, an der seine Existenz beinahe vernichtet worden wäre.
    Nichts in dem entfernten Winkel der Station deutete auf das hin, was vor fast sechs Jahren dort geschehen war. Vielleicht war es diese Anonymität, die ihn
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