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Der Club der Gerechten

Der Club der Gerechten

Titel: Der Club der Gerechten
Autoren: John Saul
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wird mir mehr einbringen als das Kellnern.«
    Sie verließen das Apartment und gingen in das Restaurant, das Jeff immer das liebste gewesen war; dort suchten sie sich einen Tisch am Fenster, damit sie das Leben auf dem Broadway beobachten konnten. Die Vielfalt der Leute hatte sich nicht sehr verändert, seit Jeff in der Nachbarschaft gewohnt hatte – hauptsächlich Studenten, dazwischen Professoren und Universitätsangestellte. Es gab jedoch auch andere – Touristen und Kauflustige und Leute, die einfach die City durchstreiften.
    Und immer die Obdachlosen.
    Eine alte Frau – für einen oberflächlichen Beobachter kaum von Tillie zu unterscheiden – schob einen überquellenden Einkaufswagen, und ein Stück weiter saßen drei schäbig angezogene Männer auf dem Gehsteig und bettelten um Kleingeld.
    Lange betrachteten Jinx und Jeff sie schweigend, und am Ende war es Jeff, der den Gedanken aussprach, den sie beide im Kopf hatten.
    »Glaubst du, es geht noch immer weiter?«
    Sekunden verstrichen, bevor Jinx etwas sagte, aber schließlich schüttelte sie den Kopf. »Es war Mrs. Harris. Sie war diejenige, die das Geld verteilt hat, denn ohne Geld hätte es nie funktioniert.«
    »Hast du dich jemals gefragt, was aus ihr geworden ist?«
    Jinx' Miene verfinsterte sich. »Ich bin ganz einfach froh, dass sie nicht mehr da ist.«
     
    Eine halbe Stunde später standen Jeff und Randy wieder in der U-Bahnstation und warteten auf einen Zug, der sie nach Downtown zurückbrachte. »Wer ist Mrs. Harris?«, fragte Randy, zu seinem Vater aufsehend.
    Jeff zögerte, dann sagte er: »Nur jemand, den wir vor langer, langer Zeit kannten.«
    »War sie eine Freundin von Tantchen Jinx?«
    Ein Zug Richtung Süden fuhr donnernd in die Station ein. Jeff hielt Randys Hand ganz fest, als die Menge um sie herumwirbelte, dann half er ihm beim Einsteigen. »Nein«, sagte er, während die Tür sich langsam schloss. »Sie war keine Freundin von Tantchen Jinx. Sie war von gar niemand die Freundin.«
    Der Zug fuhr an, und Jeff griff mit der freien Hand nach dem Haltegriff über seinem Kopf. Eine flüchtige Sekunde lang sah er, dass jemand ihn vom Bahnsteig her durch das Fenster anstarrte.
    Eine Frau, das Gesicht fast verborgen in den Falten eines zerlumpten Schals.
    Er sah das Gesicht nur eine flüchtige Sekunde, und dennoch erschreckte es ihn. Es sah aus, als sei es misshandelt worden. Die Haut war voller tiefer Narben, die Züge entstellt und verzerrt. Es erinnerte ihn an die Tunnels und an die Zeit, die er dort verbracht hatte, und an die Menschen, die ihm dort begegnet waren; Menschen, die den Angriffen von anderen Menschen oder von Ratten oder Insekten ausgesetzt gewesen waren. Opfer von Alkohol und Drogen meistens oder einfach Leute, denen das Leben übel mitgespielt hatte.
    Gesichtern wie diesem begegnete man auf Schritt und Tritt in den Tunnels.
    Es waren die Augen, die er erkannte.
    Es waren dieselben Augen, die ihn während des einen Moments angesehen hatten, in dem er glaubte, eine Fremde werde ihm helfen.
    Und dann hatte diese Fremde sich abgewandt.
    Jetzt, als der Zug anfuhr, war es Jeff, der sich von Eve Harris abwandte. Kurz darauf fragte ihn sein Sohn, ob er wisse, wer die Frau gewesen sei, doch er schüttelte nur den Kopf.
    »Ich weiß es nicht«, sagte er. »Sie war niemand. Ich glaube nicht, dass überhaupt jemand dort war.«

Anmerkung des Autors
     
    Über die Menschen,
    die im Untergrund von Manhattan leben.
     
    Eine genaue Zählung der Menschen, die unter den Strassen Manhattans leben, ist aus zwei simplen Gründen schwierig: Die Bewohner wechseln häufig, sind oft nur »Durchreisende«, und die meisten Volkszähler wollen nicht in die Tunnels hinuntersteigen. Die Schätzung schwankt wild zwischen einigen Hundert, einigen Tausend, bis hinauf zu Zehntausenden. Seit die Grand Central Station restauriert und die meisten öffentlichen Sitzgelegenheiten entfernt wurden, sind die Obdachlosen größtenteils aus dieser sehr leicht zugänglichen Einrichtung verschwunden, obwohl man sie noch immer in den Toiletten der unteren Ebenen antreffen kann, wo sie versuchen, sich zu säubern. Viele »Nester« über den Gleisen wurden geräumt, das bedeutet aber nicht, dass die Leute, die sie bewohnten, die Stadt verlassen haben; sie haben sich nur tiefer in die Tunnels vergraben, außer Reichweite des offiziellen New York.
    Bis zum heutigen Tag gibt es keinen kompletten, allumfassenden Plan des Tunnelsystems unter der Stadt. Teilpläne gibt es: vom
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