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Der Club der Gerechten

Der Club der Gerechten

Titel: Der Club der Gerechten
Autoren: John Saul
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weiß genau, wo ich bin, und wenn ich muss, kann ich ohne Nachtsichtgerät zurückkehren. Aber während sie sich im Stillen Mut zusprach, war ihr bewusst, dass das nicht ganz zutraf. Sie kannte die Abbiegungen zwar gut genug – es waren nur drei gewesen, und sie hatte auf keine andere Ebene gewechselt –, aber als die erstickende Dunkelheit sie noch enger einzuschließen schien, steigerte sich ihre Angst allmählich zu Entsetzen. Rasch schaltete sie das Nachtsichtgerät wieder ein.
    Einen Augenblick schien der grüne Nebel leuchtend hell, und ihre Angst wich. Aber schon ein paar Sekunden später, als ihre Augen auf das plötzliche Licht reagierten, wurde das Grün erneut schwächer, und die Angst kam wieder.
    Cranston, dachte sie. Ruf Cranston.
    Sie nahm das Funkgerät aus der Tasche, drückte auf den Sendeknopf und flüsterte ins Mikro: »Hier ist die Zentrale. Kobra bitte melden!« Noch dreimal rief sie ihn, dreimal blieb sie ohne Antwort.
    Sie schob das Funkgerät in die Tasche, drehte sich um und ging rasch den Weg zurück, den sie gekommen war. Als das grüne Licht immer schwächer wurde, beeilte sie sich noch mehr.
    Nach einer Ewigkeit, wie ihr schien, kam sie zu der letzten Biegung. Sie erinnerte sich genau, dass sie rechts abgebogen war, also bog sie jetzt links ein und blickte in die Ferne.
    Der Tunnel schien sich bis in alle Ewigkeit zu dehnen, verschwand im grünen Dunst.
    Aber das konnte nicht sein – so lang war er nicht gewesen, dessen war sie sicher. War sie falsch abgebogen?
    Sie fuhr herum und blickte in die andere Richtung.
    Wieder schien der Tunnel sich im Dunst zu verlieren.
    Das grünliche Licht war nur noch ein blasser Schimmer, und sie wusste nicht mehr so sicher wie noch einen Moment vorher, wo sie war. Wieder drehte sie sich um, suchte nach irgendeinem Hinweis, der ihr sagte, welche Richtung sie einschlagen sollte, und dann drehte sie sich noch einmal um.
    Aber in welche Richtung blickte sie jetzt?
    Die Batterien wurden immer schwächer und mit ihnen das grüne Licht; frustriert riss Eve sich das Sichtgerät herunter. Es fiel ihr aus der Hand, rutschte klappernd über den Boden, und wieder umschloss sie nur Dunkelheit.
    Doch die Männer hatten immer über Licht gesprochen. Deckenlampen, die genug Licht gaben, so dass sie die meiste Zeit die Brille gar nicht brauchen würden.
    Die meiste Zeit.
    Aber nicht die ganze Zeit.
    Das Nachtsichtgerät!
    Sie musste das Nachtsichtgerät finden!
    Sie fiel auf die Knie, tastete mit den Händen in dem schleimigen Dreck herum, der den Boden bedeckte, und suchte. So weit konnte es doch nicht weggerutscht sein – bestimmt nicht weiter als einen halben Meter. Sie tastete weiter, und dann bohrte sich ihr eine Glasscherbe in den Handteller. Instinktiv riss sie die Hand zurück, hob sie an die Lippen und schmeckte Blut.
    Mit der anderen Hand betastete sie die Wunde, versuchte festzustellen, wie schlimm sie war. Blut lief ihr über den Handteller und über das Handgelenk, und dann fanden ihre schmutzigen Finger den Schnitt.
    Mindestens fünf Zentimeter lang, quer über den Handteller. Sie musste die Zähne zusammenbeißen, um nicht aufzuschreien vor Schmerz, als ihre Finger die offene Wunde betasteten und mit dem Dreck vom Boden beschmierten.
    Krampfhaft ballte sie die Hand zur Faust, um den Blutstrom einzudämmen, und tastete noch einmal, diesmal mit der linken Hand, den Boden ab. Doch dann zog sie sie mit einem Ruck zurück, bevor sie noch etwas berührte; denn was sollte werden, wenn sie sich die andere Hand auch noch verletzte?
    Unsicher stand Eve Harris auf, machte einen zaghaften Schritt und prallte gegen eine Wand.
    Panische Angst erfasste sie, doch sie kämpfte dagegen an, wollte ihr hämmerndes Herz zwingen, ruhiger zu schlagen. Mit aller Kraft wehrte sie sich gegen die würgende Angst, die ihr fast den Atem abschnürte.
    Licht, dachte sie. Ich muss ein Licht finden.
    Aber wohin sie auch schaute, überall war nur Schwärze.
    Schwärze und die Lebewesen, die sie plötzlich hörte.
    Lebewesen, die auf sie zukrochen.
     
    Jeff erstarrte.
    »Was ist denn?«, fragte Heather hinter ihm. »Stimmt etwas nicht?«
    Er griff hinter sich und umfasste ihr Handgelenk. »Horch!«, sagte er.
    Alle vier verstummten. Die Stille wurde nur einen Augenblick durchbrochen vom Geräusch tropfenden Wassers. Dann hörten sie es. Ein lautes Krachen, als sei etwas aus großer Höhe heruntergeworfen worden.
    Eine knappe Minute später hörten sie das Krachen ein zweites Mal:
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