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Der Club der Gerechten

Der Club der Gerechten

Titel: Der Club der Gerechten
Autoren: John Saul
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vorhatte. Aber es war zu spät.
    Jeff warf sich gegen das Sperrholzbrett, warf sich mit dem ganzen Körper dagegen, die Arme erhoben, den Körper so verdreht, dass er mit der Schulter gegen das Sperrholz knallte. Die Schrauben, mit denen es im Beton befestigt war, knarrten zwar – aber sie hielten, und Jeff fiel in das Schienenbett zurück.
    Ein Signalhorn ertönte, dann kreischten Bremsen. Jeff blickte auf, sah den Zug noch immer auf sich zukommen und erstarrte einen Augenblick, im Scheinwerfer des Molochs gefangen wie ein Kaninchen. Dann schrie eine andere Stimme, den Lärm übertönend.
    »Hinlegen! Sofort!«
    Instinktiv der Stimme seine Vaters gehorchend, warf Jeff sich mit dem Gesicht nach unten auf den Kies, dann hörte er abermals seinen Vater brüllen:
    »Feuer!«
    Über das Dröhnen des heranstürmenden Zuges hinweg knatterte eine Salve. Jeff duckte sich tiefer, doch es war fast so schnell vorbei, wie es begonnen hatte, und als das Krachen der Schüsse verstummte, war alles anders.
    Licht, Tageslicht strömte durch das Loch im Beton, das noch einen Moment vorher mit einem jetzt zerschossenen Sperrholzbrett vernagelt gewesen war. Jeff rappelte sich auf, sprintete, mit seinem Vater an einer Seite und Heather an der anderen – Jinx schob ihn von hinten an – durch die Öffnung in der Tunnelwand. Dann standen alle blinzelnd im strahlenden Sonnenschein und atmeten die herbstliche Brise ein, die vom Fluss ein paar Blocks weiter westlich herüberwehte. Hinter ihnen schoss die U-Bahn vorbei und war so schnell verschwunden, wie sie gekommen war. Als das Dröhnen schwächer wurde, warf Jeff einen langen Blick auf die Ausschachtung, die vor ihm lag.
    Sie hatte sich verändert, seit er sie das letzte Mal gesehen hatte. Damals war er mit einer Gruppe seines Städtebau-Seminars auf der riesigen Baustelle gewesen, auf der früher ein halbes Dutzend Gebäude gestanden hatten. Eine gewaltige Grube war vor ihnen gelegen, voller schwerer Baumaschinen, die sich tief in die Erde unter der Stadt fressen sollten. Inzwischen hatte die Grube einen festen Untergrund, und die Pfahlrammen waren am Werk – die Pfahlrammen, die er tief in den Tunnels gehört hatte und die das Pfahlwerk für das Fundament des Wolkenkratzers, der erst in zwei Jahren fertig sein würde, in die Felssohle trieben.
    Überall um sie herum standen Wannen für den Beton, der bald die Grube füllen würde, und während Jeff sie betrachtete, wurde ihm klar, dass nur zwei Wochen später – vielleicht sogar früher – die Öffnung, durch die sie gekommen waren, für immer und ewig blockiert gewesen wäre.
    Aber das war nicht wichtig. Nichts war wichtig, denn er war frei – befreit aus den Tombs und befreit aus den Tunnels und befreit vom Tod, der ihm gewiss gewesen wäre und ihn noch vor wenigen Stunden erwartet hatte.
    Er streckte die Arme aus, zog Heather an sich und sog die frische Luft des Nachmittags tief in die Lungen, dann bückte er sich und legte die Lippen dicht an Heathers Ohr. »Was würdest du sagen, wenn wir zu Fuß nach Hause gingen?«, flüsterte er. »Ich denke, auf die U-Bahn möchte ich lieber verzichten.«

Fünf Jahre später
     
    Randall Converse schaute die Treppe hinunter und umklammerte die Hand seines Vaters fester. »Mag nicht«, sagte er, blieb stehen und zerrte seinen Vater am Arm.
    Beiseite tretend, um der Menge auszuweichen, die aus der U-Bahnstation auf den Broadway strömte, ging Jeff in die Hocke, sodass er mit seinem Sohn fast auf gleicher Augenhöhe war. Die Züge des Vierjährigen hatten den eigensinnigen, mürrischen Ausdruck angenommen, der eine perfekte Kopie des Gesichts seines Großvaters war, wenn Keith sich zu etwas entschlossen hatte und nicht gewillt war, diesen Entschluss zu ändern.
    »Schon okay, Randy«, sagte Jeff, bemüht, seine eigene Nervosität nicht zu verraten, die ihn in der Nähe einer U-Bahn überfiel. Auch jetzt noch, nach Jahren, gab es ihm einen Stich, wenn er in die »Unterwelt« unter den Straßen der Stadt hinunterstieg. In den Zügen und auf den Bahnsteigen ertappte er sich dabei, dass er sich ständig umschaute, die Gesichter der Obdachlosen musterte, die mit den Zügen fuhren und auf den Bahnsteigen bettelten, wenn die Transit Cops nicht in der Nähe waren. Fuhr der Zug in einen Tunnel ein, glaubte er, ersticken zu müssen, und manchmal bildete er sich ein, die Gesichter der Hüter aus dem Dunkel spähen zu sehen. Diese Klaustrophobie wurde schwächer, wenn er eine hell erleuchtete Station
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