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Der beste Tag meines Lebens

Der beste Tag meines Lebens

Titel: Der beste Tag meines Lebens
Autoren: Ashley Miller , Zack Stentz
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»Sie meint, du seist verwirrt hinsichtlich deiner sexuellen Identität«, bot er hilfsbereit eine Erläuterung an, »und dass du Leute verprügelst, weil du insgeheim schwul bist.«
    Stan sah Colin böse an. Bevor er etwas sagen konnte, packte Eddie ihn an der Schulter. Er wirkte ermüdet, als hätte der Streit ihn vorzeitig altern lassen. »Stan«, sagte er, »Kraftkammer in fünf Minuten.«
    Stan nickte zögernd und trat ein Stück zurück. Er starrte Melissa lüstern an. »Du bist ganz schön heiß geworden. Ruf mich an.« Damit verschwanden Eddie, Stan und Cooper den Flur hinunter.
    »Ich hab dich den Sommer über vermisst«, sagte Melissa zu Colin, als er sich bückte, um sein Notizbuch und seinen Kuli aufzuheben. Er klopfte beides vorsichtig ab und zog einen Spickzettel aus der Tasche. Den ging er durch und sah dabei zwischen den Piktogrammen und Melissa hin und her, weil er sie verglich. Endlich fand er etwas, das zusammenpasste: ERFREUT . In Colins Vorstellung schrieb er dieses Wort über ihren Kopf. »Ich kann gar nicht glauben, dass du hier ohne deinen Schatten unterwegs bist.«
    »Marie wäre hier nur eine Ablenkung«, sagte Colin. »Ich brauche keinen Schatten.«
    Sein »Schatten« war eine Person, deren Aufgabe es war, Colin überallhin zu folgen und ihm zu helfen, mit Unvorhergesehenem, Gefahren oder potenziell Negativem umzugehen. Colins Schatten war eine Frau namens Marie gewesen. Colin hatte sie sehr gemocht, obwohl sie oft mit ihm hatte schimpfen müssen, weil er auf ihre Brust starrte. Jetzt, wo er auf die Highschool ging, war Marie jemand anderem zugeteilt worden.
    Melissa nickte zustimmend, auch wenn sie sich nicht sicher war, ob Colin damit recht hatte.
    »Deine Brüste sind gewachsen«, stellte Colin fest. Melissa wurde rot und lachte hüstelnd. Sie war Colin gewohnt, aber nie auf alles gefasst, was er so von sich gab. Colin schaute erneut auf seinen Spickzettel. »Verlegen«, konstatierte er laut, radierte in seiner Vorstellung ERFREUT weg und schrieb VERLEGEN über ihren Kopf. »Das musst du nicht sein. Brustwachstum ist eine absolut normale Reaktion auf den erhöhten Hormonspiegel während der Pubertät. Interessanterweise erfolgt dieses jedoch nicht kontinuierlich …«
    »Colin.«
    »… sondern eine Reihe äußerer Faktoren können es beschleunigen. Folglich ist es nicht ausschließlich eine Frage der Gene. Wenn beispielsweise deine Mom …«
    »Colin«, unterbrach Melissa ihn. »Bitte. Sei still.«
    Colin tat wie ihm geheißen. Er wartete geduldig, denn er wusste, dass andere ihn manchmal in eine Diskussion verwickeln wollten und ebenfalls interessante Beobachtungen und Anmerkungen einzubringen hatten.
    »Ich … ich weiß das alles«, sagte sie.
    »Oh.«
    Es war ein peinlicher Moment, allerdings nur für Melissa. Colin nahm das folgende Schweigen nur als abrupte Pause in ihrer Unterhaltung wahr.
    »Also«, sagte Melissa.
    »Ja«, antwortete Colin.
    Melissa nahm ihm das Notizbuch aus der Hand. Dann zog sie blitzschnell einen Stift hervor und begann auf die erste leere Seite zu schreiben, die sie finden konnte. Colin beobachtete sie mit Schrecken, tat jedoch nichts, um sie davon abzuhalten.
    »Falls du irgendwas brauchen solltest – was auch immer –, ruf mich auf meinem Handy an«, erklärte sie. »Okay?«
    Dann gab sie Colin das Notizbuch zurück. Ungläubig starrte er auf die zehnstellige Nummer, die Melissa hingekritzelt hatte. »Du hast in mein Notizbuch geschrieben«, sagte Colin.
    Melissa lächelte. Da läutete es wieder. Colin zählte bis drei. »Man sieht sich«, sagte Melissa. Sie eilte zum Unterricht davon, während sich die Gänge rundherum leerten, bis Colin mit seinem offenen Notizbuch allein dastand, das dort aufgeschlagen war, wo Melissas Telefonnummer prangte. Unauslöschlich.
    Colin seufzte. »Sie hat es ruiniert.«

3 . Kapitel
    Abschreckung
    Einen Aspekt des Gefangenendilemmas habe ich noch nicht erwähnt, und zwar, dass es ein Problem aus der Spieltheorie ist; dabei geht es um das Entscheidungsverhalten in Konfliktsituationen.
    Das Gefangenendilemma ist kein Nullsummenspiel. Was bedeutet, dass alle Beteiligten gleichermaßen profitieren können, wenn sie sich für die richtige Strategie entscheiden. Es wurde 1950 von zwei Mathematikern erfunden, die für die RAND Corporation, diesen Thinktank der Regierung, tätig waren. Die beiden interessierten sich allerdings nicht für das Verhalten von Gefangenen. Sie interessierten sich für Krieg – genauer gesagt
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