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Das dunkle Universum 1 - Traeumende Leere

Das dunkle Universum 1 - Traeumende Leere

Titel: Das dunkle Universum 1 - Traeumende Leere
Autoren: Peter F. Hamilton
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Prolog
     
    Die CNE Caragana glitt aus einem nächtlichen Himmel, ihre grau-scharlachrote Hülle wurde von dem fahlen Irisieren des schweren Ionensturms erhellt, der im Weltraum über Lichtjahre hinweg in allen Richtungen tobte. Unterhalb des Interstellarschiffs bildete Centurion Station auf der staubigen Felsoberfläche eines Planeten, der nie einen Namen erhalten hatte, eine funkelnde Sichel aus Licht. Passagiere wie Besatzung blickten mit einem Gefühl der Erleichterung auf die bewohnbare Enklave. Selbst mit dem Hyperantrieb, der sie mit fünfzehn Lichtjahren pro Stunde durchs All getragen hatte, waren dreiundachtzig Tage vergangen, bis sie Centurion Station vom Greater Commonwealth aus erreicht hatten. Das war so ziemlich die weiteste Strecke, die ein Mensch in der Mitte des vierunddreißigsten Jahrhunderts zurücklegen konnte, jedenfalls auf regulärem Wege.
    Mit mäßigem Interesse musterte Inigo von seiner Couch in der Hauptlounge die näher kommende fremdartige Landschaft. Was er sah, entsprach exakt dem, was ihm Monate zuvor die Briefingdateien gezeigt hatten: eine einförmige Ebene aus uralter, erkalteter Lava, von seichten Rinnen gekräuselt, die ins Nirgendwo führten. Die dünne Argonatmosphäre verwehte in kurzlebigen Böen den Sand und jagte zarte Wirbel von einer Düne zur anderen.
    Es war die Station selbst, die Inigos Aufmerksamkeit in Anspruch nahm.
    Sie waren jetzt nur noch zwanzig Kilometer vom Boden entfernt, und die Lichter begannen, sich in einzelne Formen aufzulösen. Mühelos konnte Inigo die große Gartenkuppel im Zentrum der Menschensektion am nördlichsten Segment der bewohnten Sichel ausmachen. Ein gleißendes smaragdgrünes Rund und Ausgangspunkt von einem Dutzend schwarzer Transportröhren, die in große Wohneinheiten mündeten, wie es sie an jedem anderen in fremdartiger Umwelt errichteten Zufluchtsort im Commonwealth gab. Von dort aus führten die Röhren über die Lava weiter zu den würfelartigen Observatoriumsanlagen und den technischen Versorgungsmodulen.
    Der pockennarbige Landstrich im Süden gehörte zu den Alien-Habitaten; Konstruktionen von unterschiedlichster Struktur und Größe, die meisten von ihnen beleuchtet. Gleich neben den Menschen befanden sich die silberglänzenden Blasen der humanoiden Golant, gefolgt von den umschlossenen Weidegebieten, auf denen die Ticoth inmitten ihrer Futterherden umherstreiften; dann kamen die riesigen, miteinander verbundenen Wassertanks der Suline, einer aquatischen Spezies. Bis auf eine Höhe von zehn Kilometern erhob sich der schmucklose Ethox-Turm über die metallumhüllten Seen der Suline, dunkel im sichtbaren Spektrum, doch mit 180° Celsius Oberflächentemperatur. Sie waren eine jener Spezies, die mit ihren andersartigen Kollegen und Mitbeobachtern nur dann in Verbindung traten, wenn es galt, die Daten der Sonden, die die Leere umkreisten, auszutauschen. Ähnlich verschlossen gaben sich die Forleene, die fünf große Kristallkuppeln für sich in Anspruch nahmen, die in leuchtendem Enzianblau schimmerten. Dennoch waren sie im Vergleich zu den Kandra, die in einem schlichten Metallkubus von dreißig Metern Kantenlänge wohnten, geradezu gesellig. Nicht ein Kandra-Schiff war auf Centurion Station gelandet, seit die Menschen sich vor zweihundertachtzig Jahren zur Mitarbeit an dem Observationsprojekt entschlossen hatten; nicht einmal die langlebigen Jadradesh hatten jemals einen von ihnen zu Gesicht bekommen. Und dabei hatten die Raiel, jene felsbrockenähnlichen Sumpfbewohner, schon vor siebentausend Jahren eingeladen, sich an dem Projekt zu beteiligen.
    Ein kaum merkliches Lächeln huschte über Inigos Züge, während er all die unterschiedlichen Zonen betrachtete. Es hatte etwas Beeindruckendes, so viele Aliens an einem Ort versammelt zu sehen, ein Umstand, der nur die Wichtigkeit ihrer Mission unterstrich. Während sein Blick über die Schatten wanderte, die die Station warf, musste er jedoch zugeben, dass die Gegenwart der hier Lebenden völlig von der jener Wesen überschattet wurde, die ihnen vorausgegangen waren.
    Wachstum und Alter von Centurion Station ließen sich in etwa so leicht bestimmen wie bei einem irdischen Baum. Der Stützpunkt war über die Jahrhunderte radial expandiert. Wann immer sich neue Spezies dem Projekt angeschlossen und hier niedergelassen hatten, war angebaut worden. Der breite Landstreifen entlang der konkaven Seite der Sichel war übersät von Ruinen – verfallene Skelette einstiger Habitate, die vor
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