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0826 - Kampf um Armakath

0826 - Kampf um Armakath

Titel: 0826 - Kampf um Armakath
Autoren: Volker Krämer
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Es musste am Schlafentzug liegen.
    Dies war nun bereits die fünfte Nacht ohne Schlaf. Da war es sicherlich kein Wunder, wenn das Unterbewusstsein Kapriolen schlug. Andererseits - war es denn wirklich so ungewöhnlich, dass Albert Jacob ausgerechnet an Charles Dickens denken musste?
    Ein hysterisches Lachen platzte aus dem Mann, dem mit seinen 55 Jahren bereits jegliche Farbe aus dem dünnen Haar gewichen war. Graues Haar, nein, eher schlohweiß… besonders nach den vergangenen Tagen und Nächten.
    Charles Dickens und sein berühmtes a christmas carol.
    Die Geschichte des hartherzigen Geizkragens Ebenezer Scrooge, für den nur bare Münze zählte, Gewinn, mehr und immer mehr. Seine Seele war längst hart wie ein Stein geworden. Nichts und niemand konnte sie erreichen, anrühren. Doch in der Weihnachtsnacht besuchten ihn drei Geister, die ihm Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zeigten. Scrooge begriff - gerade noch rechtzeitig! - und änderte sein Leben von Grund auf.
    So ein Trottel.
    Albert Jacob hatte für derartige Geschichten schon als Kind nur ein müdes Lächeln übrig gehabt. Märchen waren gut für Babys und Weicheier. Jacob war keines von beiden. Er hatte Ziele, die er ohne zu zögern verfolgte. Eines davon war, niemals unter einem Vorgesetzten arbeiten zu müssen. Der Gedanke daran verschaffte ihm Magenschmerzen. Es konnte nur einen Chef geben, und der hieß Albert Jacob.
    Nach der Schule, die er wie ein lästiges aber notwendiges Übel hinter sich brachte, machte er sich sofort selbstständig. Kleintransporte, Umzüge - später dann eine Gaststätte. Davon konnte er leben, doch nicht in dem Stil, den er sich immer erträumt hatte, und von dem er fest glaubte, dass er ihm zustand.
    Jacob arbeitete hart, doch an die wirklich reifen Früchte reichte er einfach nicht heran. Die zündende Geschäftsidee fehlte ihm noch immer.
    Die kam, als ein Gast in Jacobs Pub seine Zeche nicht zahlen konnte.
    Der Bursche hatte mächtig gebechert und dazu noch die halbe Gesellschaft freigehalten. Jacob gewährte ihm drei Tage, um die Rechnung zu begleichen. Drei Tage, keine Sekunde länger.
    Natürlich konnte der Gast nicht zahlen, doch das hatte Albert bereits einkalkuliert. Er wollte kein Geld von dem Mann, er wollte Adressen, Telefonnummern - Kontakte. Denn Jacob wollte in die Branche einsteigen, in der dieser arme Tropf einst ein Vermögen gemacht hatte, ehe er mit dem Saufen anfing.
    Altmetall - dort flossen die Summen, von denen Jacob immer schon geträumt hatte. Dem Alten blieb nichts anderes übrig, als Jacobs Vorschlag nachzukommen. Und so führte er den geldgierigen Wirt an den wichtigen, den entscheidenden Stellen ein.
    Nach einem Jahr harter Arbeit war Albert Jacob ein gemachter Mann. Den Alten brauchte er längst nicht mehr. Mit einer lächerlich kleinen Summe speiste er ihn ab, jagte ihn fort.
    Vier Jahre folgten, in denen Jacob expandierte. Sein Bankkonto schwoll an, seine Firma nicht minder. Längst rührte er selber keine Hand mehr, saß nur noch hinter seinem Schreibtisch und kaufte und verkaufte weltweit.
    Ewig hätte das so weitergehen können.
    Oft ist es nur ein einziger Umstand, der alles wie eine Seifenblase platzen lässt. Dieser Umstand beruhte auf der Tatsache, dass eine bestimmte Metallsorte ganz plötzlich ohne Nachfrage war. Sie wurde nicht einmal mehr an der Börse gehandelt. Jacobs Geschälte gingen in dieser Zeit zum ersten Mal nicht besonders gut. Er musste an seine stille Reserve gehen. Die bestand in ungezählten Tonnen eben dieses Metalls, dass er über die Jahre gehortet hatte.
    In der Branche registrierte man mit großer Genugtuung, dass Albert Jacob, der Unfehlbare, sich vergaloppiert hatte.
    Albert riss die Augen auf. Die Erinnerung an die Vergangenheit, gepaart mit dieser Dickens-Geschichte, hatten ihn für Sekunden unvorsichtig werden lassen. Er setzte sich kerzengerade in seinem Bett auf. Die Deckenbeleuchtung brannte, die zusätzlich herbeigeschafften Strahler und Lampen ebenfalls.
    Nur nicht einschlafen!
    Natürlich würde er auch kommen, wenn Albert wach war - das hatte er schließlich in den vergangenen Nächten auch getan. Doch irgendetwas in Alberts Kopf war überzeugt, dass er verloren war, wenn er ihn schlafend antreffen sollte. Dann würde Jacob sich nicht mehr rechtzeitig wehren können. Dann war alles aus.
    Er riss sich zusammen. Erneut kam die Erinnerung, die schließlich die Verbindung zu diesem Scrooge-Trottel bringen musste. Ja, Albert Jacob war damals mit Pauken
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