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Das dunkle Universum 1 - Traeumende Leere

Das dunkle Universum 1 - Traeumende Leere

Titel: Das dunkle Universum 1 - Traeumende Leere
Autoren: Peter F. Hamilton
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hier waren ganz offensichtlich raubtierartige Fleischfresser, bedeckt von dunkelgrünem Fell, das sich über kraftstrotzende Muskelbänder spannte. Jedes Mal, wenn sie sich oder den Menschen, mit denen sie sich unterhielten, etwas zuknurrten, kamen beängstigend große und scharfe Zähne zum Vorschein. Unwillkürlich überprüfte Inigo die Funktionsbereitschaft seines integralen Kraftfelds und schämte sich im gleichen Augenblick dafür. Auch einige Suline waren gekommen und glitten in großen halbkugelförmigen Glasbassins umher, die aussahen wie gigantische Sektschalen, die von kleinen Regrav-Einheiten aufrecht gehalten wurden. Ihre Translatoren plapperten in einem fort, während sie die Menschen draußen beobachteten, die bauchigen Körper verzerrt und vergrößert durch das geschwungene Glas.
    »Inigo, wie ich annehme«, posaunte die überlaute Stimme des Stationschefs heraus. »Ich freue mich, Sie kennenzulernen. Und wie ich sehe, sind Sie außerdem frisch und munter für die Party. Sehr löblich, junger Mann, sehr löblich.«
    Inigo lächelte mit professionellem Respekt, während er dem groß gewachsenen Mann die Hand schüttelte. »Direktor Eyrie«, entgegnete er. Der knappe Lebenslauf in den Briefing-Dateien hatte ihm nur wenig über den Leiter der Station verraten, abgesehen von der Behauptung, dass dessen Alter über tausend Jahre betrug. Inigo vermutete, dass die Daten fehlerhaft waren, wenngleich die Garderobe des Direktors fraglos archaisch genug anmutete; ein kurzes Jackett und ein dazu passender Kilt mit extrem grellem amethystfarben-schwarzem Tartan.
    »Oh, bitte, nennen Sie mich Walker.«
    »Walker?«, fragte Inigo.
    »Kurz für Lionwalker. Lange Geschichte. Aber keine Angst. Ich werde Sie heute Abend nicht damit langweilen.«
    »Ah. Okay.« Inigo schaute sein Gegenüber unverwandt an. Der Stationsdirektor besaß dichtes, braunes Haar, doch hin und wieder schimmerte es darunter, als wäre seine Kopfhaut übersät mit kleinen goldenen Flecken. Zum zweiten Mal innerhalb von fünf Minuten unterdrückte Inigo den Impuls, Biononics einzusetzen; ein Feldscan hätte bestimmt offenbart, mit welcher Art von Technologie der Direktor ausgestattet war. Jedenfalls mit keiner, die Inigo erkannte. Es ließ sich nicht leugnen, das Haar verlieh Lionwalker einen jugendlichen Touch. Die Eitelkeiten waren bei den heutigen Menschen, ganz egal, welchen Schlags – ob Higher, Advancer oder natürlich – nach wie vor die gleichen. Und der dünne graue Kinnbart verlieh dem Direktor etwas Distinguiertes, dies zu kultivieren, war er offenkundig äußerst bedacht.
    Lionwalker schwenkte sein Whiskyglas über die verdunkelte Parklandschaft; leise klirrten die Eiswürfel. »Nun, was führt Sie also zu unserem prominenten Außenposten, mein Junge? Die Aussicht auf Ruhm? Auf Reichtum? Auf jede Menge Sex? Im Grunde genommen gibt es hier sonst sowieso nicht viel zu tun.«
    Inigos Lächeln wurde etwas breiter, als er bemerkte, wie betrunken der Stationsdirektor war. »Ich wollte lediglich mithelfen. Ich glaube, diese Sache hier ist wichtig.«
    »Wieso?«, fragte Lionwalker barsch und seine Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen.
    »Okay. Die Leere stellt für uns ein Rätsel dar, das nicht einmal ANA zu lösen vermag. Sollten wir es jemals schaffen, sind wir in unserem Verständnis des Universums einen bedeutenden Schritt weiter.«
    »Pah. Tun Sie sich selbst einen Gefallen und vergessen Sie ANA. Ein Haufen dekadenter Aristos, die geistig konserviert worden sind. Als ob die sich dafür interessieren, was mit körperlichen Menschen passiert. Es sind die Raiel, denen wir helfen; ein Volk, das eine kleine Investition wert ist. Aber sogar diese trampeligen Superhirne sind mit ihrem Latein am Ende. Sie wissen, worauf die Navy-Ingenieure gestoßen sind, als sie das Fundament für eben diese Gartenkuppel ausschachteten?«
    »Nein.«
    »Noch mehr Ruinen.« Lionwalker nahm einen ordentlichen Schluck von seinem Whisky.
    »Ich verstehe.«
    »Nein, tun Sie nicht. Sie waren praktisch fossilisiert, nicht mehr als Gesteinsschichten, mehr als eine Dreiviertelmillion Jahre alt. Und nach dem, was ich den frühen Berichten entnehmen konnte, die die Raiel sich bequemt haben, uns zur Verfügung zu stellen, läuft die Observation schon wesentlich länger. Das heißt, eine Million Jahre Knabbern an dem gleichen Problem. Ich verrate Ihnen mal was. Wir wären überhaupt nicht in der Lage, mit dieser Sache fertig zu werden, wir sind viel zu unbedeutend
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