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Das dunkle Universum 1 - Traeumende Leere

Das dunkle Universum 1 - Traeumende Leere

Titel: Das dunkle Universum 1 - Traeumende Leere
Autoren: Peter F. Hamilton
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bewacht. Neben der vorübergehend unpassierbaren Brücke kampierten ganze Hundertschaften von Journalisten, die aus allen Teilen des Greater Commonwealth angereist waren. Die meisten von ihnen waren ziemlich ungehalten angesichts der beharrlichen Weigerung von Living Dreams, irgendwelche Informationen durchsickern zu lassen. Sie waren leicht zu erkennen an ihren schicken, modischen Klamotten und an ihren Gesichtern, die offensichtlich von kosmetischen Scales auf Hochglanz gehalten wurde; nicht einmal Advancer-DNA schuf einen so makellosen Teint.
    Hinter ihnen summte die Menge der versammelten Jünger und erging sich in Debatten über ihre favorisierten Kandidaten. Wenn Aaron die vorherrschende Stimmung richtig einschätzte, dann waren etwa fünfundneunzig Prozent von ihnen für Ethan. Sie wollten ihn, weil sie es leid waren zu warten, sich in Geduld zu üben und den Status quo hinzunehmen, den all die anderen profillosen Glaubensverwalter gepredigt hatten seit dem Tag, an dem der Träumer selbst, Inigo, aus der Öffentlichkeit verschwunden war. Sie sehnten sich nach jemandem, der ihre Bewegung zu jenem glückseligen Moment der Erfüllung führte, die ihnen immer wieder versprochen worden war, seit sie von Inigos erstem Traum gekostet hatten.
    Irgendwann nachmittags bemerkte Aaron die Frau, die ihn beobachtete. Es war nichts Auffälliges an ihr, weder starrte sie ihn an, noch schien sie ihn zu verfolgen. Instinkt lenkte sein Bewusstsein auf sie – eine interessante Erfahrung, da ihm gar nicht klar gewesen war, dass er diese Eigenschaft besaß. Von da an wusste er immer schon im Voraus, wohin sie wie zufällig schlendern würde, um eine leichte Distanz zwischen sich und ihm zu halten, und dass sie niemals in seine Richtung schauen würde, wann immer er zu ihr herübersah. Sie trug ein einfaches und verschossenes orangefarbenes Top zu knielangen blauen Hosen, das aus irgendeinem neumodischen Stoff gefertigt war. Das Outfit wich ein wenig von dem der Glaubensgetreuen ab, die dazu neigten, sich in sehr viel schlichtere Wollkleidung zu hüllen, und auch von dem der Leder bevorzugenden Einwohner Makkathrans, und doch war es nicht spektakulär genug, um sofort ins Auge zu fallen. Auch ihr Antlitz stach nicht aus der Menge hervor. Sie hatte ein ziemlich flaches Gesicht und eine fast schon niedlich zu nennende Stupsnase; hin und wieder wurden ihre Augen von einer kupferroten Sonnenbrille verdeckt, die sie jedoch die meiste Zeit auf ihre kurzen schwarzen Haare zurückgeschoben trug. Ihr Alter ließ sich nicht bestimmen; wie bei jedermann im Greater Commonwealth war ihr äußeres Erscheinungsbild auf biologische Mitte zwanzig fixiert. Er war sich sicher, dass sie bereits ihre ersten Jahrhunderte auf dem Buckel hatte. Aber dafür gab es keinerlei konkreten Beweis.
    Nachdem sie etwa vierzig Minuten lang wie Satelliten umeinander gekreist waren, ging er freundlich lächelnd zu ihr hinüber. Seine makrozellularen Cluster konnten keinerlei Pings ausmachen, die von ihr ausgingen, weder aktive Verbindungen zur Unisphäre noch irgendeine Sensoraktivität. Elektronisch gesehen war sie ebenso urzeitlich wie die Stadt.
    »Hallo«, sagte er.
    Mit einer Fingerspitze schob sie ihre Sonnenbrille zurück und grinste ihn neckisch an. »Selber hallo. Was führt Sie hierher?«
    »Dies hier ist ein historisches Ereignis.«
    »Kann man wohl sagen.«
    »Kenne ich Sie?« Sein Instinkt hatte ihn nicht getäuscht; sie war überhaupt nicht wie die beseelt um sie herumschlurfenden Jünger; ihre Körpersprache war durch und durch falsch; sie vermochte sich fest unter Kontrolle zu halten, fest genug, um jeden ohne entsprechendes Training – wie seines … Trainings? – zu narren. Doch er konnte die Haltung, die sich hinter ihrer Fassade verbarg, spüren.
    »Sollten Sie mich kennen?«
    Er zögerte. An ihrem Gesicht war irgendetwas Vertrautes, etwas, an das er sich eigentlich hätte erinnern sollen. Aber er kam nicht drauf, aus dem einfachen Grund, dass er keine Erinnerungen besaß, die er an die Oberfläche zerren konnte, um in ihnen zu forschen. An absolut gar nichts, wie ihm jetzt, da er darüber nachdachte, bewusst wurde. Tatsächlich schien es, als hätte er vor dem heutigen Tag überhaupt kein Leben gehabt. Er wusste, dass alles irgendwie verkehrt war, doch es störte ihn andererseits auch nicht sonderlich. »Ich kann mich nicht entsinnen.«
    »Sehr merkwürdig. Wie heißen Sie?«
    »Aaron.«
    Ihr amüsiertes Lachen überraschte ihn. »Was denn?«,
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