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Der Aufstand Der Ungenießbaren

Der Aufstand Der Ungenießbaren

Titel: Der Aufstand Der Ungenießbaren
Autoren: Edo Popovic
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Genossen und zu dem Polizisten, und sie gehorchten.
    Der auf dem Boden hatte sich beruhigt. Vida wusste, dass er tot war. Er hockte sich neben ihn und nahm die Pistole aus dem Halfter. Dann entsicherte und lud er sie, legte den Lauf an seine Schläfe und schoss.

Neunzehntes Kapitel
    Der Raum verbindet – Wie erkennt man einen Diktator?
    Der Raum trennt nicht, sondern er verbindet, das wissen alle, die ab und zu mit ihrem eigenen Kopf denken. Würde er nicht verbinden, könnte man nicht die Entfernung zum Badezimmer oder zu einem Geschäft oder zur Bushaltestelle oder zur Kinokasse zurücklegen. Fraktalfrau und Gärtner nutzen diese wundersame Eigenschaft des Raums, und indem sie unter dem Bogen des riesigen römischen Aquädukts entlanggehen, verbinden sie sich mit dem Hauptplatz. Die Schatten der Säulen ziehen sich über den Platz und die Häuserfassaden. Ein Zebra aus Licht und Schatten. Dann verbinden sie sich mit den Treppen zwischen Mauern aus gelben Ziegeln, und dann gehen sie vorbei an einem Haus mit einer Fassade aus steinernen Zacken. Einige Minuten später verbinden sie sich mit dem Innenhof eines Hauses. Das Haus ist hellorange gestrichen, die Mauern des Hofs sind von Kletterpflanzen berankt, eine vernachlässigte Rasenfläche, ein mit Steinen gepflasterter Pfad führt zur Eingangstür.
    Und du denkst, dass Van ˇ ca hierherkommen wird?, fragt Gärtner und schaut sich um.
    Ja, sagt Fraktalfrau.
    Warum sind die Käfige dort leer?
    Weil keine Vögel drin sind.
    Sehr witzig.
    Sie gehen in die erste Etage und schauen sich, ohne auch nur einmal stehen zu bleiben, die Räume an.
    Was ist das überhaupt für ein Museum?, erkundigt sich Gärtner.
    Hier hat einmal ein Dichter gelebt.
    Man kann nicht sagen, dass das Geschäft hier brummt.
    Fraktalfrau zuckt mit den Schultern.
    Und wenn Van ˇ ca kommt, was machen wir dann?, setzt Gärtner fort. Zu dritt knutschen?
    Wir werden uns einfach von ihm verabschieden und wieder gehen.
    Und wenn er nicht kommt?
    Sei still!
    Sie gehen zurück in den Hof und setzen sich auf eine Steinbank, die an einer Mauer steht. Die nächste halbe Stunde sitzen sie schweigend da, doch Van ˇ ca taucht nicht auf. Nur einige Touristen in mittleren Jahren gehen vorbei. Sie gehen ins Haus und verlassen es schnell wieder. Dort wird nichts verkauft. Man kann dort nichts anschauen außer alte Möbel, Vitrinen, Regale mit Büchern, einen Plattenspieler und einige andere Gegenstände, die einst einem längst verstorbenen Dichter gehörten.
    Wie lange wollen wir warten?, fragt Gärtner und steht auf.
    Ich ärgere mich, dass ich mir eingebildet habe, er könnte kommen, lass uns gehen, sie steht auf und geht zum Ausgang.
    Wohin wollen wir jetzt?
    Wir finden schon etwas.
    Weißt du, was mich nach all dem am meisten quält?, sagt er niedergedrückt und bleibt kurz am Tor zum Hof stehen. Dass wir keine Chance hatten zu siegen.
    Natürlich hatten wir keine, aber darum geht es nicht.
    Worum geht es dann?
    Aus der Broschüre »KAPITALISMUS DER PREDATOREN FÜR AUSSERIRDISCHE«, HERAUSGEGEBEN VON DER GRUPPE FÜR DIREKTE AKTION »DIE UNGENIESSBAREN« (KAPITEL »WIE ERKENNT MAN EINEN DIKTATOR?«)
    Er trägt KEINE Militäruniform, keine Dienstmütze, kein Barett, keinen kleinen oder großen Schnauzbart.
    Er tötet KEINE politischen Gegner, keine Dichter, keine Philosophen, keine Wesen aus fremden Galaxien.
    Angehörige anderer Rassen, Religionen und Völker TÖTET er NICHT deshalb, weil sie Angehörige anderer Rassen, Religionen und Völker sind, sondern weil sie seinen Geschäften im Weg stehen.
    MEIST stolziert er NICHT durch die Öffentlichkeit.
    ER TÖTET Journalisten, Menschenrechts- und Umweltaktivisten.
    ER SPIONIERT die Bewohner der Erde mit Hilfe von Kameras, dem Internet und Mobiltelefonen AUS.
    Er betreibt mit den Bewohnern der Erde aller Altersstufen, aller Rassen, Religionen und Völker GEHIRNWÄSCHE, und zwar durch elektronische und Printmedien, durch das Internet, durch Riesenplakate und Lautsprecher auf den Straßen, Plätzen, Flughäfen, an Haltestellen des öffentlichen Nahverkehrs sowie in Einkaufszentren.
    ER PFLANZT IN IHR GEHIRN die Vorstellung, dass sie das sind, was sie anziehen, was sie fahren, wo sie wohnen, was sie hören, womit sie telefonieren …
    (…)
    Sie gedeihen auf unserer Abhängigkeit von den Dingen, sagt Fraktalfrau. Sie ernähren sich von unserem Hunger, wir verleihen ihnen Macht. Macht ist schrecklich, jede weitere Dosis Macht muss größer sein als die vorherige. Nur
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