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Der Amerikaner - The American

Der Amerikaner - The American

Titel: Der Amerikaner - The American
Autoren: Andrew Britton
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Obwohl die definitive Einigung noch von Gesprächen abhängt, die Ende November stattfinden werden, ist dies schon ein großer Schritt auf dem Weg zu unserem Ziel, bestehende Sanktionen zu verschärfen. Ich kann Ihnen glaubhaft versichern, dass wir uns nicht davon abhalten lassen werden, eine breite Allianz gegen Teherans nukleare Ambitionen zu schmieden.«
    Die folgende Kunstpause wurde von etlichen Journalisten für laute Zwischenrufe genutzt, doch Levy ignorierte sie und richtete den Blick auf die attraktive junge Journalistin in der dritten Reihe. »Was Ihre zweite Frage angeht, möchte ich ausdrücklich betonen, dass wir in dieser Angelegenheit auf eine intensive Kooperation
mit den Vereinten Nationen setzen. Der Beweis für die von mir erwähnte Waffenproduktion befindet sich gegenwärtig in Händen des Sicherheitsrats, und wenn dieser sich zu Beginn des nächsten Monats eine abschließende Meinung gebildet hat, rechnen wir mit einer unzweideutigen Resolution und einer Verurteilung der Schritte des neuen Regimes.« Als erneut Fragen auf ihn einprasselten, beendete Levy die Pressekonferenz. »Tut mir Leid, das war’s für heute. Danke, dass Sie mir Ihre Aufmerksamkeit geschenkt haben.«
    Der Senator stieg die Stufen hinter dem Podium hinab, noch immer von Fragen verfolgt, die er nicht mehr zu beantworten gedachte. Eine viereinhalbstündige Sitzung war schon schlimm genug, doch die lauten Fragen der anderen sechsundzwanzig Senatoren und die ihm zunehmend greller erscheinenden Scheinwerfer der Kameras hatten bei ihm zu einem pochenden Kopfschmerz und üblen Magenbeschwerden geführt. Levy war davon überzeugt, dass das kürzlich diagnostizierte Magengeschwür direkt mit dem Ärger zusammenhing, der sich erneut im Mittleren Osten zusammenbraute. Der kürzliche Tod von Ayatollah Khomeini, des höchsten geistlichen Führers im Iran, hatte zur Einsetzung eines ultrakonservativen Nachfolgers geführt, der den Vereinigten Staaten entschieden unfreundlich gesinnt war. Trotz seiner vor ein paar Monaten abgegebenen Kommentare war Levy nur zu bewusst, dass sich am Horizont die Möglichkeit eines neuen Krieges in der Region abzeichnete.
    Er verließ den Saal, bog scharf nach rechts ab und steuerte mit schnellen Schritten auf eine Marmortreppe zu, als neben ihm sein Chefberater Kevin Aidan auftauchte.
    Levy strich sich durch das dichte graue Haar. »Dann geht der ganze Unsinn also wieder von vorn los«, sagte er leise, damit die immer argwöhnischen Agenten vom Secret Service, die zu seinem
Schutz abgestellt waren, nichts mitbekamen. Normalerweise stand einem Kongressmitglied kein solches Kontingent von Sicherheitsbeamten zu, aber da Levy Mehrheitsführer im Senat und der Vorsitzende von dessen Streitkräfteausschuss war, wurde seiner Sicherheit im Zuge der jüngsten Ereignisse höchste Aufmerksamkeit geschenkt. »Wir haben Milliarden im Irak verpulvert, damit unsere Bürger im Fernsehen sehen, wie ihre Söhne und Töchter sterben. Was zum Teufel haben wir im Gegenzug dafür bekommen, Kevin?«
    Aidan schaute aus dem Augenwinkel zu dem Senator hinüber. Dabei musste er den Blick zugleich etwas nach unten richten, denn Levy war einen vollen Kopf kleiner als er. Er fragte sich kurz, ob der Senator Komplexe wegen seiner Körpergröße hatte, aber andererseits war er einer der mächtigsten Männer in Washington und musste sich wegen solcher Trivialitäten keine Gedanken machen. Für unbedeutende Kleinigkeiten bin ich zuständig, dachte er.
    »Im Moment scheint es mir am besten, der Parteilinie treu zu bleiben, Sir. Vielleicht können Sie sich später davon distanzieren, aber im Augenblick sieht man Sie als Brennemans größten Unterstützer. Wir veranstalten bereits Meinungsumfragen - wenn die öffentliche Meinung kippt und sich in die andere Richtung orientiert, werden wir sehen, ob wir unseren Standpunkt überprüfen müssen.«
    Das ließ Levy amüsiert eine Augenbraue heben. Obwohl er die Meinung seines Beraters sehr schätzte, zog er immer auch Aidans Jugend und Unerfahrenheit in Betracht, wenn er dessen Äußerungen bewertete. Da er gerade erst in einer landesweit ausgestrahlten Fernsehsendung sein ganzes Gewicht für den Präsidenten in die Waagschale geworfen hatte, konnte er sich in naher Zukunft schwerlich davon distanzieren, ohne als Verräter
seiner Partei dazustehen. Außerdem glaubte er fest daran, richtig zu handeln. Privat mochte er gelegentlich lamentieren, aber er wusste, dass er alle politischen
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