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Dein ist der Tod

Dein ist der Tod

Titel: Dein ist der Tod
Autoren: Laura Griffin
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Fingerabdruck.«
    Jonah konnte sehen, wie es Ric dämmerte. Mit rotblondem Pferdeschwanz und gestärktem weißen Laborkittel war Dr. Voss auf die Bühne getreten – und bis zum Ende des Vortrags von allen anwesenden Männern im Saal mindestens zehn Mal mit den Augen verschlungen worden.
    Ric rieb sich über den Nasenrücken. »Scheiße. Ich hab das Gefühl, dieser Fall wird wirklich eine harte Nuss.«
    Jonah sah auf dem Bildschirm, wie Mia in den Wagen stieg und noch nicht wusste, dass sie bald einen Polizisten sterben sehen und gezwungen sein würde, um ihr Leben zu rennen.
    Â»Ja«, seufzte Jonah. »Das Gefühl hab ich auch.«
    Kopfschüttelnd ließ Ric den Wagen vor dem hell erleuchteten Bungalow ausrollen. Das hätte er sich auch denken können. Wenn sich Mia etwas in den Kopf gesetzt hatte, konnte man sich gutes Zureden eigentlich sparen – selbst wenn man ihr den besten Rat der Welt gab.
    Auf dem betonierten Weg zum Haus überprüfte er noch einmal die Hausnummer. Sugarberry Lane Nr. 55. Die Adresse klang wie aus einem Roman, und genauso sah es auch aus. Im Vorgarten stand eine riesige, alles überwölbende Eiche. Ordentlich gestutzte Bodendecker säumten den Bürgersteig. Und das Haus selbst war ein Musterbeispiel der niedlichen Dreißigerjahrearchitektur, das Leute mit zu viel freier Zeit gerne selbst herrichteten. Es hatte eine weiße Holzverschalung, schwarze Fensterläden und eine breite vordere Veranda, auf der sich momentan gebrauchte Umzugskisten türmten.
    Skeptisch beäugte Ric die Kartons und klingelte. Offenbar war sie eben erst eingezogen. Oder vielleicht schon vor Monaten. Er wusste es nicht, nachdem er sie seit dem Sommer nicht mehr gesehen hatte. Vor vier Monaten hatte er zuletzt dem Drang nachgegeben und sie angerufen. Nicht dass er sie vermisst hätte, er hatte kaum die Zeit dazu gehabt. Außer ein paarmal spätnachts, als er von der Arbeit in seine leere Wohnung gefahren war.
    Er hörte Schritte, dann ging das Licht hinter dem Spion aus, und sie sah ihn an. Das Schloss bewegte sich und die Tür ging auf.
    Â»Es ist Viertel nach drei«, sagte sie mit einer Hand in die Hüfte gestemmt.
    Sie hatte dieses rosa Seidenteilchen aus- und eine Flanellschlafanzughose und ein eng anliegendes T-Shirt angezogen. Er musste sich zwingen, ihr in die Augen zu sehen.
    Â»Wollte nur mal vorbeifahren. Dein Haus leuchtet übrigens wie ein Fußballstadion.«
    Sie trat zur Seite, um ihn hereinzulassen, und er streifte auf der Fußmatte seine Schuhe ab und kam herein. Sie schien geradewegs aus der Dusche zu kommen und hatte ihren Ellbogen mit einem sauberen weißen Verband versorgt.
    Â»Riecht’s da nach Kaffee?«
    Sie schob sich eine feuchte Locke hinters Ohr. »Kommt drauf an. Ist das ein offizieller Besuch, oder kommst du als Freund?«
    Freund. Aus dieser Perspektive hatte er sie eigentlich noch nie betrachtet. »Von beidem etwas, schätze ich. Wie bist du vom Krankenhaus nach Hause gekommen?«
    Â»Sophie hat mich abgeholt.«
    Â»Und wer ist Sophie?«
    Â»Du kennst sie.« Sie strich an ihm vorbei und ging mit auf den Boden patschenden Füßen durch den Gang. »Sie arbeitet im Delphi Center. Du hast sie schon hundertmal gesehen.«
    Â»Die vom Empfang«, sagte er. »Die mit der tollen …«
    Â»Exakt.« Über die Schulter warf sie ihm einen wütenden Blick zu.
    Â»Stimme, wollte ich sagen.« Er folgte ihr in die mit Kartons vollgestellte Küche. »Ich hab gehört, sie arbeitet nebenbei als Sängerin in einem Nachtclub in Austin.«
    Als Mia sich nach vorn beugte, um ihm eine Kaffeetasse aus dem Regal zu holen, verrutschte ihr T-Shirt ein wenig und gab einen Streifen samtiger Haut frei.
    Â»Zucker?«
    Â»Danke, schwarz.«
    Sie goss ihm eine Tasse ein, während er mit verschränkten Armen an der Küchentheke lehnte. »Ich dachte, du wolltest bei jemandem bleiben, bis dein Schloss ausgetauscht wird.«
    Mia reichte ihm den Kaffee und goss dann noch etwas in ihre Tasse, die auf einem Klapptischchen neben dem Fenster stand. Sie spielte auf Zeit.
    Â»Ich hab einen 24-Stunden-Schlüsseldienst angerufen.«
    Â»War bestimmt nicht billig.«
    Sie zuckte die Achseln. »Sophie hat einen Freund zu Besuch. Da wollte ich nicht stören.«
    Er musterte sie aufmerksam. Sie hatte also keinen Freund. Womöglich nicht einmal einen netten Exfreund,
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