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Dein ist der Tod

Dein ist der Tod

Titel: Dein ist der Tod
Autoren: Laura Griffin
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der ihr seine Couch anbot. Ric hätte sie auch zu sich eingeladen, zweifelte aber ein wenig an seinen Fähigkeiten, aus ihrem geschwächten Zustand keinen Vorteil zu ziehen.
    Wobei sie eigentlich keinen geschwächten Eindruck machte. Er musterte sie über den Rand der Kaffeetasse. Sie sah hellwach aus, voller Energie und schien ganz in ihrer Küchenarbeit aufzugehen, die irgendwas mit ungefähr einhundert Gewürzdöschen zu tun hatte. Die Ablehnung, die er zuvor gespürt hatte, schien verschwunden, aber seine lange Erfahrung mit Frauen sagte ihm, dass sie nicht wirklich weg war, sondern nur etwas tiefer unter der Oberfläche lauerte.
    Â»Sortierst du die Gewürze alphabetisch?«, fragte er.
    Â»Ja und?«
    Â»Es ist immerhin nach drei Uhr nachts.«
    Ein Anflug von Traurigkeit huschte über ihr Gesicht, und sie senkte den Blick. »Ich konnte nicht schlafen.«
    Das Gefühl kannte Ric. Manchmal kam er völlig zerschlagen von einem Tatort nach Hause und konnte einfach nicht abschalten. Bei manchen Verbrechen war das so.
    Bei Verbrechen, deren Opfer er kannte, war das immer so.
    Â»Ist es dein Fall?«, erkundigte sie sich, und das Mitgefühl in ihren blauen Augen beunruhigte ihn.
    Â»Ja.«
    Â»Musstest du es seiner Frau sagen?«
    Â»Seine Frau ist tot.«
    Erstaunt zog sie die Augenbrauen hoch. »Tot?«
    Â»Ist ungefähr vor einem Jahr gestorben. An Krebs, glaub ich.«
    Mia biss sich auf die Lippe und drehte sich zum Waschbecken. Mit gerunzelter Stirn beobachtete er, wie sie den Wasserhahn aufdrehte und das Wasser anstarrte. »Was ist los?«
    Â»Nichts, es ist nur …« Plötzlich musste sie sich ganz dringend die Hände waschen. »Ich dachte, er wollte für sie Eis kaufen. Aber stattdessen ist er zurück in ein leeres Haus gefahren. Ach, wie einsam.«
    Ein eigenartiger Kommentar von einer Frau, die allein lebte. Sie nahm ein Geschirrtuch von der Küchenzeile und fuhr sich damit über die Augen. »Entschuldige.«
    Â»Ist schon okay.« Wie sie so dastand, wusste Ric, dass er mit seinen Fragen bis morgen warten sollte. Sie war augenscheinlich nicht in der Verfassung dafür. Andererseits tat es Mordermittlungen nicht gut, wenn sie liegen blieben. Er brauchte die Antworten so bald wie möglich. Er stellte den Kaffeebecher auf den Küchentisch und zog einen Stuhl hervor. »Setz dich, bitte.«
    Â»Aha.« Sie holte tief Luft und nahm Platz. Es kam ihm so vor, als wäre sie fast froh über die Ablenkung. »Jetzt kommt also die Fragestunde. Willst du das nicht aufnehmen?«
    Â»Ich hab ein ziemlich gutes Gedächtnis.«
    Er nahm einen Holzstuhl und stellte ihn ihr gegenüber, dann nahm er ebenfalls Platz. So nah, dass sich ihre Knie beinahe berührten. Er deutete mit dem Finger auf ihren Oberschenkel, wo sich auf dem Flanellstoff ein kleiner Blutfleck abzeichnete. »Was ist denn das?«
    Â»Ach, nichts. Bei der Flucht bin ich irgendwie an einem Stacheldraht hängen geblieben.«
    Â»Wann hast du dich das letzte Mal gegen Tetanus impfen lassen?«
    Sie sah ihn mitleidig an. »Ich arbeite in einem forensischen Labor. Ich bin gegen alles geimpft.«
    Ric lehnte sich zurück, ohne den Blick von ihr abzuwenden.
    Â»Also, was wolltest du fragen? Ich bin nämlich ziemlich durcheinander, und diese Gewürze da sind gerade meine kleinen Therapeuten.«
    Â»Hat dich der Täter eigentlich nach deiner Geheimzahl gefragt?«
    Mia sah ihn einen Moment lang schweigend an. Ric konnte die Rädchen in ihrem Kopf beinahe rattern hören. »Nein.«
    Â»Glaubst du, dass er die Zahlen sehen konnte, als du deine PIN eingegeben hast?«
    Â»Keine Ahnung. Aber ich hab ziemlich schnell getippt. Warum?«
    Â»Es ist ungewöhnlich, nichts weiter. Man könnte annehmen, dass er sie wissen wollte.«
    Â»Ich hab nicht allzu viel auf dem Konto.« Sie räusperte sich. »Meine Bank lässt mich maximal dreihundert abheben, also hat er vielleicht gedacht, dass ich pleite bin.«
    Â»Und, bist du’s?«
    Sie lachte. »Das ist doch etwas persönlich.«
    Â»Nur zur Hintergrundinfo.«
    Â»Ja und nein.« Sie ließ die Augen im Raum umherschweifen. »Ich hab grad mein ganzes Erspartes für das Haus hier ausgegeben, also hab ich Vermögen, aber kein Geld. Mein Oma hätte gesagt, ich bin ein armes reiches Mädchen.«
    Â»Es ist aber toll. Wann bist du
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