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Perry Rhodan Neo 028 - Flucht ins Dunkel

Perry Rhodan Neo 028 - Flucht ins Dunkel

Titel: Perry Rhodan Neo 028 - Flucht ins Dunkel
Autoren: Christian Humberg
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»Mein Blick wanderte zu dem gestrandeten Schiff, welches die Brandung des Meeres und die beachtliche Entfernung beinahe vor mir verbargen, und ich dachte: Herr, wie war es möglich, dass ich das Ufer erreichte?«
    Daniel Defoe, »Robinson Crusoe«
     
     
    Prolog
    Die Nacht des Jägers
     
    Kerh-Onf brannte.
    Alle paar Häuserblocks loderten im Kern der Stadt neue Feuer aus den Straßenschluchten empor und zauberten flackernde Schatten auf die Fassaden. Die Luft roch nach Rauch und der Asche des Vergänglichen.
    Der Jäger stand auf dem Balkon und ließ seinen Blick über die Feuer, Brücken, Sumpfparks, Schatten und den ganzen Rest der eigentümlichen Szenerie schweifen, lauschte dem Treiben in den Straßen unter ihm.
    Es waren Freudenfeuer, das wusste er. Unzählige Topsider standen in diesen Stunden um die gewaltigen Brandherde versammelt und feierten den Anlass, der sie zusammengeführt hatte: das Fest der drei Monde, deren Licht sich auf den Dächern der weitflächigen Metropole am südlichen Rand der Groogwain-Ebene spiegelte. Scharenweise zogen die Topsider durch Kerh-Onfs Straßen, verharrten an den Markt- und Essensständen und wohnten mal länger, mal kürzer den künstlerischen Darbietungen bei, die nahezu an jeder Ecke stattfanden.
    Alle schienen in dieser Nacht auf den Beinen zu sein, alle Millionen und Abermillionen Einwohner der Hauptstadt des Despotats von Topsid. Sie feierten das Leben, das die Monde dem Volksglauben nach symbolisierten, wenn sie in dieser seltenen Konstellation über Topsid prangten – im Himmlischen Gelege . In keiner anderen Nacht wurden so viele Nachkommen gezeugt, fanden sich so viele Paare. Jeder, vom Standbetreiber bis zum Straßenkünstler oder -prediger, brannte zum Dreimond mit dem inneren Feuer der Begeisterung.
    Doch dem Jäger war nicht nach Feiern zumute.
    Du wirst hier nie wirklich ankommen, oder? , ertönte eine Stimme. Sie existierte nur in seiner Phantasie, und trotzdem klang sie wie ein trauriges Seufzen.
    Der Jäger hob den Blick von dem bunten Trubel in der Tiefe und sah tadelnd auf das klobige Armband an seinem rechten Handgelenk.
    Dann stutzte er. Also doch ...
    Den ganzen Abend schon hatte er das Gefühl, dass etwas geschehen würde. Er konnte es nicht begründen, nicht mit Fakten untermauern – aber er hatte gelernt, seinem Bauchgefühl zu vertrauen. In seinem Metier zahlte sich das aus.
    Und jetzt ... Fragend und ein wenig abwartend schaute er wieder hinunter zu den Dächern und Gassen. Die festliche Atmosphäre hatte sich verändert. Nicht für die Feiernden, noch nicht, aber für ihn, ihren stummen Beobachter.
    Etwas geschah dort draußen. Jetzt, in diesem Moment. Etwas, das ...
    Ein lauter Knall riss ihn aus seiner Anspannung und bestätigte seine Befürchtung. Kam das aus Khir-Teyal? Der Jäger wandte den Blick nach links und in Richtung des Gettos. Tatsächlich: Schwarzer Rauch stieg von einigen der Bauten dort auf.
    Das ist kein Freudenfeuer.
    Und es blieb kein Einzelfall. Schon knallte es wieder, nun irgendwo nahe dem Regierungsviertel. Dann ein drittes, ein viertes Mal. In schneller Folge erschütterten die Explosionen die Metropole. Der Jäger hörte Alarmsirenen erschallen, sah die Feiernden ratlos die Köpfe drehen. Gehört das zum Fest? , schienen ihre fragenden Mienen zu sagen und Ich fürchte nicht das angstvolle Flackern, das er in ihren Augen ahnte. Aus dem Fest des Lebens drohte ein Triumph des Todes zu werden.
    Unruhe kam auf. Panik. Der Jäger beobachtete, wie erste Grüppchen die Straßen hinabrannten. Rücksichtslos und von der Furcht getrieben, bahnten sie sich ihre Wege durch die Feiernden, schubsten und drängelten. Manche schrien auf. Mit jedem neuen Knall wurden es mehr.
    Der Jäger schaute reglos zu. Im Gegensatz zu ihnen sparte er sich seine Kräfte auf. Er ahnte, dass er sie bald brauchen würde.
    Und abermals trog ihn sein Instinkt nicht. Kaum war die jüngste Explosion zwischen Kerh-Onfs mondbeschienenen Häusern und Türmen verklungen und von etwas wie erschrockener Stille ersetzt worden, meldete sich sein Kommunikator vom Schreibtisch her. Der Jäger sah ein letztes Mal hinab auf die Stadt, nickte knapp und trat zurück in die Wohnung.
    Im Inneren des Turmes war es wärmer als draußen auf dem Balkon. Die Wände heizten noch nach, gaben die am Tag gespeicherte Sonnenwärme ab. Das gefiel ihm. Es war so ziemlich das Einzige an dieser Bleibe, die er bewohnte, obwohl sie ihm so wertlos war wie der falsche Name an ihrer Tür,
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